Der Artikel ist Teil der Erkenntnisse des Story Grid.
© Story Grid Shawn Coyne und Rachelle Ramirez
Update Mai 2019
In diesem Beitrag gebe ich dir 17 Tipps zum Genre Thriller und wie man einen Thriller schreiben kann. Dabei gehe ich auf den Status des Thriller-Genres in unserer heutigen Zeit ein, auf die Erwartungen des Lesers und zeige dir die globalen Merkmale des Thrillers. Am Ende des Beitrags wirst du in der Lage sein, deinen eigenen Thriller zu schreiben oder dein bestehendes Manuskript zu überprüfen, ob es die Erwartungen erfüllt. Los geht's.
Inhaltsübersicht
- Warum der Thriller das Genre unserer heutigen Zeit ist.
- Einen Thriller schreiben – diese Erwartungen muss man erfüllen.
- Konventionen und Pflichtszenen des Thrillers
Du möchtest ein Buch schreiben? Weißt aber nicht über welches Thema oder ob deine Idee zu dem Genre passt, das du dir ausgesucht hast?
Im Folgenden gebe ich dir Tipps, wie du einen Roman schreiben kannst, wenn du dich für Thriller interessierst.
Der Thriller ist das Genre unserer Zeit.
Das Genre Thriller enthüllt die Angst, die jeden tagein und tagaus umgibt. Es sind die grauenhaften »Was wäre, wenn …« Fragen, die unsere schlimmsten Ängste widerspiegeln. Thriller beschäftigen sich mit der Anwesenheit von allgegenwärtigen, antagonistischen Kräften, die schwer zu verstehen sind.
Unsere heutige Welt wird von vielen verschiedenen Mechanismen bestimmt, die darauf abzielen, dass uns mit allerlei Beiträgen Angst suggeriert wird. Ich möchte hier keine Verschwörungstheorien anstacheln, aber es stimmt, dass wir mit Informationen überschwemmt werden, die der eigenen Psyche schaden:
Wir sind zu dick, zu hässlich. Wir sind nicht wohlhabend genug, wir sind faul, wir werden es sowieso nie schaffen ...
Zusätzlich zu diesen Beleidigungen werden uns Lösungen wie Rezepte angeboten, um unsere Mängel zu beseitigen:
Mach eine Diät, studiere etwas, trage hippe Klamotten, nimm an diesem Seminar teil ...
Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde sind wir diesen Rädchen das Angstmaschinerie ausgesetzt.
Und diese Bilder sind nicht statisch, sondern sie glänzen auf Ultra-HD Bildschirmen vor unseren Augen, kleben an Litfaßsäulen oder erscheinen im Internet.
Wir sind nicht sicher.
In der Masse an täglichen Nachrichten wissen wir eines heutzutage genau: Wir sind nicht sicher. Das ist der Punkt, der uns wirkliche Angst bereitet.
Es geht doch die ganze Zeit nur so:
Trucks, die in Menschenmassen fahren. Schießereien an Schulen, Messerattacken auf offener Straße, Leichenfunde, freigesprochene Mörder. Terrororganisationen wollen uns töten, die uns nicht einmal kennen. Pädophile laufen unseren Kindern hinterher. Unsere Regierung fällt uns in den Rücken, die Klimaerwärmung wird nicht ernst genommen. Fluten, Tornados, Eiszeiten, Schlagzeilen, Psychopathen, Menschenfresser, Piraten, Lügner, Betrüger, Gangs, Rassisten, Dummköpfe, Drohnen, Überwachungsstaat, Sklaven des Staats, Betrunkene, Drogenabhängige, Obdachlose ...
Alles Produkte der welteigenen Fabrik der Angst.
Und in Wahrheit sind wir alle allein. Genau deswegen gehört der Thriller zu den beliebtesten Genres unserer Zeit. Klick um zu tweeten
Vielleicht fühlen wir uns wegen des chaotischen und komplizierten Charakters unserer Zeit zum Thriller hingezogen.
Von früh bis spät werden wir von Informationen überschwemmt. Während wir zwar durch das Internet miteinander verbunden sind, fühlen wir uns doch keinen humanitären Aktionen verpflichtet. Millionen von Menschen verhungern, werden getötet oder als Sklaven missbraucht, ...
Der moderne Mensch glaubte, dass der technische Fortschritt die Probleme lösen könnte. Ein Irrglaube. Es gibt einfach keinen Weg, der uns durch diese Welt navigiert, ohne, dass wir Kräften zum Opfer fallen, die entweder uns selbst unterliegen oder über die wir keine Macht haben.
1. Um im Chaos der realen Welt nicht unterzugehen, braucht der Mensch Geschichten, die ihm Hoffnung geben.
Auch wenn wir die Superhelden-Geschichten lieben (von Batman, Iron Man, Marvel’s Avengers, ...), sehnen wir uns nach mehr als nur einer versüßten Realität, wo das Gute nur durch den Einsatz von Superkräften gewinnt.
Superkräfte gibt es in der realen Welt nicht. Deswegen sehnt man sich nach Geschichten, wo es einem einzelnen normalen Menschen gelingt, dem Bösen Einhalt zu gebieten. Genau mit dieser Art Protagonist können wir uns am besten identifizieren.
Im Thriller versucht ein Individuum, sich durch die komplexe Welt zu kämpfen. Dieser Kampf führt den Protagonisten bis zum Rand des Menschenmöglichen, wo er über scheinbar übergroße, antagonistische Kräfte triumphiert.
Wir lieben Thriller, weil sie uns versichern, dass eine Weltordnung existiert und dass eine einzige Person einen Unterschied machen kann. Klick um zu tweeten Diese Gewissheit erhellt für einen Moment unsere Zweifel und bekräftigt uns, unseren Kurs beizubehalten.
Beispiel:
Das Schweigen der Lämmer: Wenn es Clarice Starling gelingt, Hannibal Lecter in ihrem Kopf zu ertragen und nebenbei noch einen schizophrenen Serienmörder zu jagen, der ein Frauenkostüm aus Fleischstücken näht, dann werden wir uns sicherlich auch unseren alltäglichen Aufgaben stellen können.
Einen Thriller schreiben – diese Erwartungen muss man erfüllen:
2. Im Thriller droht dem Protagonisten ein Schicksal, das schlimmer als der Tod ist.
Action- und Horrorgeschichten bewegen sich zwischen Leben und Tod. Sie adaptieren diese beiden Grenzwerte bis zu einem realistischen, menschlichen Extrem.
Betrachten wir den Thriller, dann bewegen wir uns wie bei Action und Horror auch auf einer Skala zwischen Leben und Tod. Doch beim Thriller eskaliert das Extrem bis zu dem Punkt, den Robert McKee als das Schicksal bezeichnet, das schlimmer als der Tod ist. Dieser Wert stammt aus dem Horror-Genre, der im Thriller meist jedoch im Kopf des Protagonisten diskutiert wird. Im Thriller droht ein Leben in Verdammnis, d. h. der Protagonist muss mit etwas leben, das er sich nicht verzeihen kann.
Wenn es ihm nicht gelingt, den Bösewicht aufzuhalten, dann droht ihm ein Leben in dermaßen großer Reue und Selbstschuld, weil er nicht ertragen kann mit dem zu leben, was er getan oder nicht getan hat.
Die Angst vor Verdammnis ist deswegen im Thriller sehr stark präsent.
Beispiel:
Das Schweigen der Lämmer: Clarice Starling will nichts lieber, als beim FBI als Agentin zu arbeiten. Aber sie weiß, dass sie ihr Leben nicht mehr ertragen könnte, wenn sie nicht alles daran setzt, das entführte Mädchen zu finden. Selbst wenn es bedeutet, dass sie sich ihren Vorgesetzten widersetzt und ihre Zukunft beim FBI riskiert.
3. Thriller schreiben und dem Leser Nervenkitzel bereiten!
Die Kernemotion eskaliert von den Intrigen eines Krimis, über die Hochspannung einer Actiongeschichte bis hin zu einer horrormäßigen Angst vor dem ultimativen Terror, den man aus Horrorgeschichten kennt.
Der Leser will vor allem Nervenkitzel spüren!
Wenn du herausfinden willst, wie man einen spannenden Plot schreiben kann, dann lies auch diesen Beitrag: Spannend schreiben (9 Tipps & Infografik)
4. Der Thriller ist eine Mischung aus Action, Horror und Krimi.
Ist der Thriller gut umgesetzt, lässt er uns nicht mehr los. Thriller unterhalten uns, wie es Action/Abenteuer, Horror und Krimis können, und geben uns zusätzlich einen Einblick in den innneren Kampf des Protagonisten.
Es ist gebräuchlich den Thriller im Action oder Krimi Genre anzusiedeln, weil viele Pflichtszenen und Konventionen des Thrillers aus diesen beiden Genres stammen. Das Horror-Element ist wie die Kirsche auf der Sahne des Eisbechers, das den Thriller so besonders macht.
5. Der Thriller reicht bis an die Grenze des Horrors des realen Lebens.
Die Kräfte des Antagonisten sind viel stärker als die eines eindimensionalen Schurken einer Actiongeschichte, und sie sind nur eine Nuance schwächer als die Kraft des Monsters aus einer Horror-Geschichte.
Im Thriller dringen wir bis an die Grenze des Horrors vom realen Leben vor – wahre Monster, denen unsere alltägliche Welt zum Opfer fällt. Klick um zu tweeten
Der Thriller vefügt also über die schrecklichen Momente, von denen wir ab und zu in den Nachrichten hören oder welche die Angst in unserem Unterbewußtsein bestimmen.
6. Der Thriller unterscheidet sich von einer Action-, Krimi- oder Horror-Geschichte.
In reinen Krimis, Action- und Horror-Geschichten muss sich der Protagonist nicht entwickeln. Die Handlung ist voll von falschen Fährten, Indizien, Kämpfen und Verfolgungsjagden, dass der Protagonist keine Zeit hat, über innere Werte zu philosophieren.
Beispiele:
- James Bond tötet und geht seinen Weg weiter. (Action)
- Der Marsianer: Mark Watney muss versuchen, auf dem Mars zu überleben. All seine Kraft investiert er in dieses eine Ziel. (Action)
- Sherlock Holmes löst seltsame Fälle, weil diese Herausforderungen ihm die beste Unterhaltung geben. (Krimi)
- Der Weiße Hai: Brody muss das Monster stoppen, bevor es noch mehr Menschen tötet. (Horror)
Im Thriller jedoch bedarf es der Ergänzung eines internen Genres, das den zweiten Handlungsstrang vorantreibt.
Intern bedeutet, was im Inneren des Protagonisten vorgeht. Er muss sich äußeren Bedrohungen stellen, während die Art, wie er sich den Gefahren stellt, den Konflikt beeinflussen, den er in seinem Inneren austrägt. Der Protagonist hinterfragt seine Entscheidungen. Sein innerer Konflikt wird von den Taten bestimmt, die er verfolgt oder zu denen er durch äußere Kräfte gezwungen wird.
7. Der Protagonist in einem Thriller ist bereit, sich für andere zu opfern.
Im Thriller gibt es einen heroischen Protagonisten.
Heldenhaft bedeutet aber nicht, dass wir es mit einem klassischen Supermann oder einem Herkules zu tun haben. Es heißt, dass der Protagonist bereit ist, sein eigenes Leben für Andere zu opfern – im Angesicht seines inneren/persönlichen Konflikts (+der Angst vor Verdammnis) und dem drohenden, allgegenwärtigen Horrorgegner.
8. Protagonist und Antagonist sind wie Yin und Yang in einem Thriller.
In einem Thriller kann man mitreißende Actionszenen erwarten, die durch das Wagnis des Protagonisten entstehen, um die Pläne des Antagonisten zu durchkreuzen. Die Bedrohungen, denen sich der Protagonist stellt, sind realistische Gefahren des höchsten Levels: Antagonisten auf dem Zenit ihrer Stärke.
Dabei muss der Protagonist auf den Antagonisten treffen, weil es für den Helden keinen anderen Ausweg gibt, als sich dem Schurken zu stellen.
Held und Schurke sind dabei wie Yin und Yang – der Antagonist mag in seinem Fach der Beste sein, aber der Held hat die Kapazität (auch wenn er es nicht weiß) gegen ihn anzutreten.
9. Im Thriller ist der Protagonist Held und Opfer zugleich
Im Thriller muss der Antagonist seinen Kampf persönlich werden lassen. Das heißt, der Protagonist der Geschichte muss zum Opfer werden (gewöhnlich in der Mitte des Romans oder am Ende des zweiten Aktes).
Der Protagonist wandelt sich im Thriller von einem Jedermann, zum Opfer und schließlich zum Helden.
Beispiele:
- In Fight Club ist der Protagonist sogar Held, Opfer und Antagonist in einer Person!
- In Das Parfüm ist Jean-Baptiste Grenouille der Serienmörder, aber gleichzeitig auch das Opfer der Gesellschaft (antagonistische Kraft).
Man kann also auch sehr viel Innovation in diese Rollenverteilung bringen!
10. Wer ist der Antagonist in einem Thriller?
Der Schurke in einem Thriller ist ein Soziopat. Aber egal, wie krank die Ziele sind, die er verfolgt, er muss die Gelegenheit bekommen, sich zu erklären. Das ist die bekannte Rede des Bösewichts, in der er dem Protagonisten seine Absichten erklärt und sie so nachvollziehbar darstellt, dass man seiner Denkweise bis zu einem bestimmten Grad zustimmen muss (nicht seinen Handlungen, aber seinen Zielen).
Der Soziopat hat den Helden ausgewählt und treibt ihn bis an die Grenze von Leben und Tod – während am Ende die Negation der Negation sitzt = Verdammnis (Robert McKee).
11. Was ist der Unterschied zwischen der Verdammnis in einem Thriller und der in einer Horror-Geschichte?
Horror-Geschichten bringen den Protagonisten bis zur körperlich-greifbaren Bedrohung des Verdammtseins, wenn es ihm nicht gelingt, das Monster zu besiegen. Er würde demnach in Höllenqualen weiterleben, da er das Monster nicht besiegt hat und es die Welt weiter terrorisiert.
Beispiel:
The Ring: Hier kann man nur überleben, wenn man das Video kopiert und an jemand anderen weitergibt. Wenn jeder nur an seinem eigenen Leben interessiert ist, ist eine Epidemie vorprogrammiert. Es braucht also einen Protagonisten, der gewillst ist, zu sterben, um dem Spuk ein Ende zu bereiten.
Der Thriller setzt das Schicksal, das schlimmer als der Tod ist, auf sehr realistische und fürchterliche Weise um. Aber hier geht es nicht um ein Leben, das in einer realen Hölle weitergeführt wird, sondern um den Kampf im Inneren des Protagonisten. Dieses innere Hin- und Her bewegt sich auf allen drei Ebenen des Konflikts (intern, persönlich und extern).
Wenn du glaubst, dass du eher eine Horror-Geschichte schreibst, dann erfahre mehr zum Horror-Genre in diesem Artikel: Horror – Der ultimative Leitfaden (55 Tipps & PDF)
Oder kommt in deiner Geschichte Verdammnis gar nicht in Betracht? Dann schreibst du vielleicht eine Action-Geschichte? Erfahre hier mehr zum Action-Genre: Action Genre
12. Was passiert beim Alles-Ist-Verloren Moment in einem Thriller?
Der Alles-Ist-Verloren Moment ist ein Augenblick, wo der Held sich selbst versteht, wo er analysiert, was er will und was er braucht.
An diesem Punkt muss er einsehen, dass es für ihn keine Möglichkeit gibt, den Antagonisten zu besiegen. Seine Werkzeuge und Fähigkeiten reichen nicht aus, um im Kampf gegen das Böse zu gewinnen. Er muss einsehen, dass er keine Chance hat – wenn er sich nicht verändert.
Genau wegen dieses Moments brauchen wir ein internes Genre für den Thriller. Der Held muss sich entwickeln, indem er seine innere Einstellung ändert. Dafür muss er sich selbst verstehen und einsehen, dass es kein Zurück mehr in eine naive heile Welt gibt, in der er vorher lebte.
13. Welche Realität braucht der Thriller?
Die meisten Thriller (es gibt Ausnahmen) spielen in unserer alltäglichen Welt. Die Vorkomnisse sind keine wahren Begebenheiten, aber sie könnten geschehen.
14. Welche Subgenres existieren vom Thriller?
Der Protagonist bestimmt durch seine Erfahrung in einem speziellen Gebiet die Richtung, in die sich der Thriller einordnen lässt.
- Frau in Gefahr: Der Feind in meinem Bett (Nancy Price) = Frau ist Held und Opfer
Auch mein aktueller Thriller: Der Fedora Attentäter hat eine Frau als Protagonistin, die sowohl zum Opfer im Spiel des Antagonisten wird, aber auch die Heldin ist - Kind in Gefahr: Der Client (John Grisham) = Kind als Opfer/Held
- Serien-Mörder: Das Schweigen der Lämmer (Thomas Harris) = Polizei, FBI und Sterling als Held/Opfer
- Spionage: Der Staatsfeind Nr. 1 (Tony Scott) = Staranwalt als Held/Opfer
Die Bourne Identität (Robert Ludlumm) = Spion als Held/Opfer - Recht: Die Firma (John Grisham) = junger Anwalt als Held/Opfer
- Medizin: Der Schakal (Matt Nilsen) = Psychiater als Held/Opfer
- Militär: Shooter (Antoine Fuqua) = Scharfschütze als Held/Opfer
- Politisch: Der Marathon-Mann (William Goldman) = Jedermann/Politiker/Gangster als Held/Opfer)
- Psychothriller: Shutter Island (Dennis Lehane) = US-Marshall als Held/Opfer
- Journalismus: Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis (Dan Gilroy) = Kameramann als Held/Opfer
- Finanzen: Der gefährlichste Mann der Welt (Stephen Frey) = Geschäftsmann als Held/Opfer
Die Konventionen und Pflichtszenen des Thrillers
15. Konventionen & Pflichtszenen, welche der Thriller vom Kriminalroman erhält:
Ein Thriller handelt von Gerechtigkeit, obwohl der Leser nicht wie in einem Krimi damit rechnen kann, dass der Täter seine gerechte Strafe bekommen wird.
- Szene: Ein Thriller braucht ein Verbrechen.
Mit dem Verbrechen folgt die Rolle des Täters und des Opfers (Leichen, Verwundete oder Geiseln) - Das Verbrechen muss früh in der Geschichte geschehen.
- Das Verbrechen muss einen Hinweis auf das MacGuffin des Täters geben.
- Ein Thriller braucht einen außerordentlich cleveren Antagonisten (Mörder, Psychopath, ...) und einen genauso außergewöhnlichen Protagonisten (Ermittler, Detektiv, Person, die über sich hinauswachsen kann, ...), wobei der Antagonist mehr Macht innehaben sollte.
- Der Antagonist muss seine Verbrechen persönlich werden lassen, bezogen auf den Protagonisten. Er kann entweder von Beginn an versuchen, das Leben des Protagonisten zu nehmen, zu zerstören, zu demütigen oder zu verdammen oder erst im Lauf der Geschichte. Jedoch müssen seine Verbrechen eskalieren und persönlich werden. Der Protagonist muss zum Opfer werden.
- Die Geschichte braucht Hinweise und rote Herringe. Der Protagonist untersucht und folgt Hinweisen, um den Täter zu fassen. Einige Anhaltspunkte sind falsche Fährten und dienen dazu, den Protagonisten wie auch den Leser fehlzuleiten.
- Der Wertwandel in einem Krimi kann sich von Gerechtigkeit zu unfair zu Ungerechtigkeit bis hin zu Tyrannei wandeln. Die meisten Krimis enden jedoch in Ungerechtigkeit (Wird der Ermittler den Täter schnappen? – normalerweise schon.)
In einem Thriller hingegen werden die Werte oft bis an ihre Grenzen hinausgejagt.
Wenn der Protagonist den Täter nicht zur Strecke bringt, dann folgt Tyrannei und der Misserfolg des Protagonisten Gerechtigkeit zu bringen wird zu einer universellen Eigenschaft, d.h. wenn schon unsere besten Leute es nicht schaffen, diese Mistkerle zu schnappen, dann haben die Bösen gewonnen. Es gibt keine Gerechtigkeit und wir leben in Tyrannei.
16. Konventionen & Pflichtszenen, welche der Thriller vom Horror-Genre erhält:
Wie um Action-Genre steht das Leben auf dem Spiel. Und wie beim Krimi angesprochen, wird dieser Wert auch wieder überschritten.
Das Horror Genre endet nicht mit dem Tod, sondern mit einem weitaus schlimmeren Schicksal: Verdammnis.
Obwohl der Thriller viele Elemente aus dem Krimi übernimmt, so liegt der globale Wert des Thrillers im Horror-Genre.
Wie bereits erwähnt ist der Antagonist im Horror-Genre dem Protagonisten weitaus überlegen, sei es kräftemäßig, vom Intellekt oder übernatürlichen Fähigkeiten. Das Gleichgewicht der Kräfte ist so unausgewogen, dass es schon beinah unrealistisch ist.
Im Thriller ist das Kräfteverhältnis zwar nicht ganz so stark ausgeprägt wie im Horror-Genre, aber dennoch mehr als in einem normalen Krimi.
Und vor allem, ein Thriller ist realistisch und glaubhaft, so sehr, dass man Angst hat, dass die Geschichte im wahren Leben wirklich passieren könnte. Der Antagonist in einem Thriller ist ein menschliches Monster.
Szene: Die Anpreisung des Schurken.
Im Horror Genre existiert eine Szene namens: »Die Anpreisung des Schurken«, so auch im Thriller.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt gibt es eine Rede, um klarzustellen, wie groß die antagonistischen Kräfte wirklich sind.
Szene: Der Held in der Gnade des Schurken
Ebenso gleich wie im Horror Genre gibt es die Szene: »Der Held in der Gnade des Schurken«. In dieser Szene muss sich der Protagonist in der verzwickten/beklemmenden Lage befinden, dass er dem Antagonisten hilflos ausgeliefert ist.
Es gibt für unseren Helden keinen Weg, sich aus den Fängen des Antagonisten zu befreien.
Dennoch gelingt es dem Protagonisten, den Schurken entweder auszutricksen oder ihn zu besiegen und zu fliehen. Dieser Moment gehört mit den zu schwierigsten für jeden, der versucht, einen Thriller zu schreiben. Diese Szene ist gleichzeitig das absolute Muss und der Moment, auf den jeder Leser entgegenfiebert. Lass dir was außergewöhnliches einfallen!
Szenen: Zwei Enden.
Ein Thriller besitzt immer ein falsches, und ein richtiges Ende.
Das erste Ende ist immer das falsche Ende. Alles scheint wieder in Ordnung zu sein, aber plötzlich, wie in »Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast« taucht die Hakenhand wieder unter dem Bett auf und reist das Mädchen mit sich. Der Täter ist, trotz allen Irrglauben, noch nicht besiegt und schlägt ein letztes Mal zu.
17. Konventionen, welche der Thriller vom Action-Genre erhält:
Vom Action-Genre erhält der Thriller den Lauf gegen die Zeit.
An einem kritischen Punkt in der Geschichte wird dem Protagonisten ein begrenztes Zeitfenster gegeben, um den Bösewicht oder irgendeine kranke Maschinerie zu stoppen. Sollte es dem Protagonisten nicht gelingen, gewinnt das Böse automatisch.
Die Zeitangabe ist ein Weg für den Autor, um die Grenze der Geschichte genau zu definieren = das Schicksal, das schlimmer als der Tod ist: Verdammnis. Wenn sich der Protagonist nicht entscheidet, wird seine Unentschlossenheit ihn verdammen. Es wird seine Schuld sein, dass der Böse gewonnen hat, weil er seiner Berufung nicht Folge leistete.
Ein Kampf gegen die Zeit ist kein Muss in einem Thriller, aber er hilft, um herauszustellen, was auf dem Spiel steht. Klick um zu tweeten
Zusammengefasst lauten die Konventionen und Pflichtszenen eines Thrillers wie folgt:
- Auslösende Ereignis ist ein Verbrechen
- MacGuffin
- Falsche Fährten
- Anpreisung des Schurken
- die Einsätze werden persönlich für den Protagonisten. Wenn es ihm nicht gelingt, den Bösen aufzuhalten, drohen ihm schreckliche Konsequenzen
- der Protagonist muss zum Opfer werden
- der Held muss sich in der Gnade des Schurken wiederfinden
- falsches Ende – es gibt zwei Enden
- Kampf gegen die Zeit (gut, um den langen Mittelteil einer Geschichte spannend zu halten)
Hast du noch Fragen zum Thriller? Schreib sie einfach in die Kommentare und ich antworte darauf.