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Elisabeth Kübler-Ross beschrieb in ihrem Buch "On Death and Dying" (Interviews mit Sterbenden, 1969) ein psychologisches Modell für die Stadien extremer Veränderung.
Sei es positiv (ich ändere meine Einstellung, um etwas zu erreichen) oder negativ (etwas passiert, auf das ich keinen Einfluss habe).
In der Grafik bezieht sich die Y-Achse auf das Befinden des Protagonisten. Je höher, umso wohler und je tiefer, desto beklemmender fühlt er sich.
1. Phase: Schock & Verneinung
Ein Ereignis wirft den Protagonisten aus seinem Gleichgewicht, das er nicht wahrhaben will.
Er benimmt sich so, als wäre es nicht geschehen, bis er gezwungen wird, die Wahrheit zu sehen.
Schock und Verneinung gehören in die ersten 25% einer Geschichte.
Der Anfang endet in der Erkenntnis, dass der Protagonist nicht länger vor der Wahrheit davonrennen kann.
2. Phase: Wut - Verhandeln - Akzeptanz - Überlegung
Im Hauptteil der Geschichte muss der Protagonist auf die neue Wahrheit reagieren. Er wird wütend und beschuldigt andere, womit er seine Situation weiter verschlechtert.
Nachdem der Ärger abgeklungen ist, sucht der Protagonist nach dem einfachsten Weg, der Situation zu entfliehen. Er versucht, mit sich selbst zu verhandeln, oder das Problem an jemand anderen abzuschieben, der es aber nicht für ihn lösen kann.
Es kann auch vorkommen, dass er einfach seine Umgebung ändert, um das Problem von sich wegzuschieben. Er wechselt seinen Job, zieht in eine andere Stadt oder ändert seinen Lifestyle.
Doch es bringt nichts.
Der Protagonist muss einsehen, das all seine Versuche ins Leere liefen und sich seine Situation noch mehr verschlimmert hat, als wenn er gleich am Anfang sich dem Problem gestellt hätte.
Er realisiert, dass sein Leben nie wieder dasselbe sein wird. Er hat verloren und ist ganz unten angekommen. Er hat den "Alles-ist-Verloren"-Moment erreicht und verzweifelt.
Irgendwann wird der Protagonist nicht mehr in seinem Trauertal leben wollen. Er packt an und stellt sich seinen Dämonen. Nun gelangt er an den Punkt, an dem er die Vor- und Nachteile abwiegt, wie er mit der großen Veränderung in seinem Leben umgehen soll.
Er erkennt die Krise, in der er sich befindet. Die einfache Frage hat keine leichte Antwort. Egal, was er tut, seine Entscheidung erfordert Verlust.
3. Phase: Wahl und Integration
Seine Wahl bestimmt die Einleitung in das Ende der Geschichte. Er ergreift die Initiative und stellt sich dem, was ihn am Anfang der Geschichte so aus der Bahn geworfen hat.
Durch die Integration seiner Entscheidung in sein Leben hat der Protagonist eine neue Balance gefunden. Möglicherweise hat sich seine Weltanschauung verändert, aber definitiv hat er sich selbst verändert.*
* Veränderung trifft nicht auf den Anti-Plot zu.
Egal, an welcher Stelle du stockst, berücksichtige einfach den folgenden Weg deines Protagonisten, den er gehen muss, um sich seinem Problem zu stellen.
Das auslösende Ereignis schockt deinen Protagonisten und bringt sein Leben aus dem Gleichgewicht. Er streitet ab, was geschehen ist und erweckt das Interesse des Lesers, der herausfinden will, wie das Problem den Protagonisten verfolgen wird.
Die Leugnung seines Problems bringt wachsende Komplikationen mit sich, bis er sein Dilemma nicht länger abstreiten kann. Er wird wütend, macht sich selbst Zugeständnisse, um die Wahrheit weiter von sich fernzuhalten, bis er realisiert, dass sein Leben nie wieder dasselbe sein wird. Die Verzweiflung folgt im "Alles-ist-Verloren"-Moment, bis er sich aus der Krise mit Überlegungen hinaus manövriert.
Er trifft eine Entscheidung und befindet sich an dem Punkt, von dem es keine Wiederkehr gibt. Die Geschichte steuert auf die Auflösung zu. Der Protagonist setzt seine Entscheidung AKTIV um (Höhepunkt) = er integriert seine Wahl in sein Leben (Auflösung).
Solltest du also jemals stocken und nicht wissen, wie sich deine Figur weiter verhalten soll, dann bedenke die 8 Stadien der Veränderung. Dramatisiere die psychologischen Turbulenzen deines Protagonisten.