Heute höre ich nur Sirenen.
Im Fernsehen laufen die Meldungen des Weather Alerts am laufenden Band.
Warnungen von Sturzfluten, Überschwemmungen, Gewittern und einzelnen Tornados verunsichern jeden, der mit dem Gedanken spielt, heute das Haus zu verlassen. Mich als Touristen, die noch nie gravierende Unwetter erlebte, umso mehr.
Okay, ein ›traumatisches Erlebnis‹ hatte ich schonmal, als ich in Neuseeland in einem Obst- und Gemüseladen arbeitete. Es war gerade zu meinem Feierabend und der Himmel verdunkelte sich, als käme die Nacht fünf Stunden früher als sonst. Ich wollte zu der Farm fahren, wo ich wohnte, aber mein Fortbewegungsmittel war nur ein Fahrrad. Und was sagt Oma immer: ›fahr kein Fahrrad, wenn es gewittert.‹. In Neuseeland scheint diese Weisheit nicht zu existieren. Mein Chef Ian stellte sich neben mich und sagte: »Du kannst ruhig fahren. In Neuseeland wurde noch nie ein Radfahrer vom Blitz getroffen.«
Naiv wie ich war, bin ich also gefahren. Durch Starkregen und eine Leuchtshow, die mich in ihrem Mittelpunkt hatte. Aber wie ihr jetzt lesen könnt, ich habe es überlebt. Aber jetzt bekommt mich nichts mehr vor die Tür, wenn draußen ein Gewitter aufzieht.
Barnes & Noble
Mein heutiger Tag war eher unspektakulär. Zumindest bis auf die Vorstellung, dass ich mich an die Toilette klammere, bevor der Tornado mich wegreißt und ich wie Dorothy in OZ lande. Also bin ich nach dem morgendlichen Starkregen im normalen Regen zu Barnes & Noble gefahren. Schade, dass man an diesem Ort nicht übernachten könnte. Ein Schlafsack hätte mir genügt. Nebenan gleich das Starbucks Café, was will man mehr ;-)
Immer wenn ich im Ausland in einen Buchladen gehe, sehe ich mir an, welche Bücher über Deutschland verkauft werden.
Heimweh? Nicht wirklich, außer wenn ich mir gerade Dresden in den Travelguides anschaue.
Die Abteilung ›historische Bücher‹ war sehr bestätigend zu dem Bild, was man von den Amerikanern über Deutschland erwartet. Nichts vom Mittelalter, der Revolution oder des Kaiserreiches, sondern nur Bücher über Hitler, Nazis und das Dritte Reich. Selbst Hitlers Buch ›Mein Kampf‹ gibt es hier zu lesen. Aber warum auch nicht? Wenn man genügend Abstand zu einem Thema mitbringt und einen eigenen Kopf zum Denken besitzt, kann man auch dieses Buch lesen.
Was mir auf meinen vielen Reisen aufgefallen ist, ist dass nur wir Deutschen dieses Tabuthema Nazis und Hitler haben. Kein anderes Land. Momentan noch schlimmer als zuvor, wenn man sofort als Nazi abgestempelt wird, nur weil man z.B. nur Bedenken gegen die Flut an Einwanderern äußert. Nicht mehr lange und die deutsche Nationalhymne wird abgeschafft, wenn sie selbst beim Fußball schon nicht mehr mitgesungen wird. Aber das ist ein anderes Thema und ich möchte hier nicht politisch werden, weil man in Deutschland ja nicht über Politik sprechen kann, ohne (wie erwähnt) sofort als Nazi deklariert zu werden. *augenverdreh
Als ich damals in Australien war, lief gerade ›The Chasers of War on Everything‹. Eine Unterhaltungssendung, die mit einem ihrer Beiträge darstellte, dass man aus der Vergangenheit auch eine Parodie machen kann. Und ja, das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg waren schrecklich, und wir haben daraus gelernt. Aber man muss nicht jede neue Generation mit etwas brandmarken, für das man keine Schuld trägt.
Daher, ohne persönliche Meinung, hier der Beitrag von ›The Chasers of War on Everything‹ zum Thema Hitler.
Anmerkung: Ich zeige diesen Beitrag nur, um zu demonstrieren, wie andere Länder mit unserem deutschen Tabuthema umgehen. Jegliche Interpretation, Abstempelrei und Beschimpfungen gehören nicht in die Blogkommentare, nur weil hier mal ein Beitrag erscheint, der anders ist. Punkt.
Hier ist das Video - teilweise in Englisch und Deutsch.
Und ja, es gibt auch andere Vorstellungen über die Deutschen.
Als ich 2005 von Newark zurück nach Berlin flog, saß der Boxer Omar Sheika mit seinem Manager neben mir. Er war der Boxer, der Markus Beyer herausforderte und mit ihm um den Weltmeistertitel kämpfte. Neben der tollen Erfahrung, dass der Manager Sheikas seine Tasche auspackte und mit Selbstverständlichkeit zu mir sagte: »Halt mal« und mir den in Flüssigkeit eingelegten Gebissschutz des Boxers in die Hand drückte, hatte ich auch eine sehr interessante Unterhaltung mit ihm. Nicht nur, wollte er den Titel wieder zurück in das Land holen, wo er hingehörte (wie wir ja wissen, was ihm nicht gelang), philosophierte er auch über die Deutschen.
Er sagte: »Weißt du, was die Deutschen von allen anderen Ländern unterscheidet?«
Na, weiß es jemand?
Er sagte: »Ihr liebt Krieg.«
Und genau diese Worte kamen von einem US-Amerikaner.
Ich erzähle euch davon, um euch zwei Extreme zu zeigen, wie Deutschland neben Bratwürsten, Bier und Dirndls noch in der Welt gesehen wird. Und beide Beiträge bedürfen des gesunden Menschenverstandes, um das Extrem zu erkennen. Aber beide Seiten existieren in der Welt.
Ansonsten ist es in Barnes & Noble immer wieder schön. Leider hat man auch immer wieder die Gewichtvorgaben des Gepäcks der Fluggesellschaft vor Augen und man muss extrem wählerisch beim Buchkauf sein.
Vor 17:00 war ich schon wieder im Hotel, weil dann die Unwetter beginnen sollten. Die Nachrichtensender warnten immer noch vor den Gefahren von Sturzfluten und Tornados. Ein Live-Radar informierte über die aktuelle Bildung von Tornados, als die sogenannte Tornado-Watch lief.
Aber es ist alles gut gegangen. Und ich bin ein zweites Mal froh, dass die Bilder in meinem Kopf nicht wahr wurden.
Morgen gibt's einen Beitrag, wie man Vogler's Heldenreise im eigenen Leben wiederfinden kann.
Bis dahin =)