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Egal, ob ich das Manuskript eines Kunden bearbeite, eines meiner Lieblingsbücher oder -filme studiere oder mein eigenes Manuskript überarbeite, die wichtigste Frage ist: Funktioniert diese Geschichte?
Diejenigen unter euch, die neue Geschichten beginnen oder ihre eigenen Entwürfe bearbeiten, fragen sich das sicher auch.
Heute zeige ich dir, wie ich das Gesamtbild einer Geschichte betrachte, um herauszufinden, was funktioniert, was nicht funktioniert und warum.
Aber zuerst will ich darüber sprechen, was es bedeutet, eine Geschichte zu schreiben, die funktioniert, wenn du sie mit den Hilfsmitteln und der Methode des Story Grid analysierst.
Eigentlich ist es ganz einfach:
Deine Geschichte funktioniert, wenn die Leser/innen sie gut finden und der Meinung sind, dass es sich gelohnt hat, Zeit und Geld in das Buch zu investieren. Sie werden das Buch wahrscheinlich an ihre Freunde weiterempfehlen und vielleicht sogar eine gute Rezension auf Amazon oder Goodreads schreiben.
Deine Geschichte funktioniert nicht, wenn die Leser/innen sie unbefriedigend finden und das Gefühl haben, dass sie ihre Zeit und ihr Geld mit dem Lesen verschwendet haben. Sie werden das Buch ihren Freunden nicht empfehlen und wenn sie sich die Mühe machen, eine Rezension auf Amazon oder Goodreads zu schreiben, wird diese wahrscheinlich nicht besonders gut sein.
Wie kannst du also wissen, wo deine Geschichte auf dem Spektrum liegt?
Zunächst musst du dir das Gesamtbild deiner Geschichte ansehen, um sicherzustellen, dass alle erforderlichen Elemente vorhanden sind. Dazu verwende ich aus der Story Grid Methode eine Reihe von Fragen, die Shawn Coyne Die sechs Kernfragen eines Lektors nennt, um herauszufinden, was funktioniert, was nicht funktioniert und warum.
Oft funktioniert ein Entwurf nicht, weil eine dieser sechs Fragen nicht beantwortet wird oder auf eine Art und Weise, die nicht den Erwartungen der Leser/innen entspricht.
Shawn hat diese Sechs-Fragen-Analyse entwickelt, als er als Lektor bei renommierten Verlagshäusern arbeitete. Er brauchte eine Möglichkeit, die Manuskripte, die auf seinem Schreibtisch landeten, schnell zu bewerten, um festzustellen, ob es sich lohnt, die Geschichte zu kaufen oder nicht.
Diese sechs Fragen ermöglichten es Shawn, die Kernelemente jedes Manuskripts auf einer Seite zusammenzufassen, so dass er sich ein Gesamtbild von der Geschichte machen konnte. Er nennt dieses einseitige Dokument Foolscap, und du kannst hier mehr darüber lesen.
Sehen wir uns nun jede Frage einzeln an und besprechen, warum sie wichtig ist und wie sie dir beim Schreiben oder Bearbeiten deines Romans helfen kann.
Die allererste Frage, die du beantworten musst, lautet: „Welches ist das globale Genre meiner Geschichte?“
Diese Frage musst du zuerst beantworten, weil du die anderen fünf Fragen erst beantworten kannst, wenn du das Genre deiner Geschichte bestimmt hast.
Zur Erinnerung: Das Genre bezieht sich auf die Art der Geschichte, die erzählt wird. Es ist eine Möglichkeit, Geschichten nach gemeinsamen Elementen zu klassifizieren und zu sortieren. Am wichtigsten ist jedoch, dass das Genre dem Leser mitteilt, was er erwarten kann, wenn er deinen Roman in die Hand nimmt.
Laut Shawn Coyne gibt es fünf Dinge, die Leser/innen wissen wollen, bevor sie ihre Zeit und ihr Geld in dein Buch investieren. Diese fünf Dinge sind:
Um eine funktionierende Geschichte zu schreiben und die Erwartungen der Leser/innen an das Genre deiner Geschichte zu erfüllen, musst du jede dieser fünf Fragen beantworten und vor allem das Hauptgenre deiner Geschichte eingrenzen können.
Wenn du nach einem ausführlichen Artikel über Genres suchst, schau dir diesen Artikel an - Wovon handelt mein Roman?
Wie kann dir das beim Schreiben und Bearbeiten deines Romans helfen? Ganz einfach, denn wenn du das Genre deiner Geschichte kennst, wird dir das sehr viel helfen, die Erwartungen deiner Leser zu erfüllen.
Stell dir vor, du schreibst einen Krimi. Du hast recherchiert und weißt, dass ein durchschnittlicher Kriminalroman zwischen 80.000 und 90.000 Wörter umfasst. Du weißt, dass du dazu neigst, deine Szenen beim Überarbeiten zu erweitern und auszubauen, also entscheidest du dich dafür, das untere Ende der Wortzahlspanne mit 80.000 Wörtern zu planen. Und da du dazu neigst, zu viel zu schreiben, planst du kleinere Szenen mit etwa 1.500 Wörtern ein. Jetzt kannst du ungefähr bestimmen, wie viele Szenen dein Roman braucht (80.000 Wörter geteilt durch 1.500-Wort-Szenen = etwa 53 Szenen), und wenn du weißt, wie viele Szenen dein Roman braucht, kannst du deinen Schreibplan um diese Zahl herum planen. Wenn du dann Szenen streichen musst, weißt du ungefähr, wie viele du brauchst, je nachdem, wie viele Wörter oder Szenen du über die geplante Anzahl hinaus geschrieben hast. Du kannst damit beginnen, die Szenen zu streichen, die das Gesamtgenre nicht unterstützen, oder wenn es Elemente in diesen Szenen gibt, die du magst, kannst du einen Weg finden, sie in eine andere Szene einzufügen.
Wenn du nach der durchschnittlichen Wortzahl deines Genres suchst, schau dir diesen Artikel an - Erreiche dein Schreibziel mit Hilfe von Mathe
Erfülle die Erwartungen deines Lesers
Leserinnen und Leser fühlen sich zu bestimmten Genres hingezogen, weil sie eine bestimmte Art von Geschichte erleben und beim Lesen ein bestimmtes Gefühl haben wollen. Um ihnen die Art von Geschichte zu bieten, die sie erwarten, musst du bestimmte Elemente der Geschichte (Figuren, Orte, Ereignisse usw.) liefern, die typisch für das Genre sind, in dem du schreibst. Wenn du z. B. einen Krimi schreibst, erwarten deine Leser/innen, dass sie von einem Mord lesen und dem Detektiv oder der Detektivin bei der Aufklärung des Falls folgen. Im Laufe der Geschichte erwarten sie, dass sie Geheimnisse und Intrigen auf den Seiten serviert bekommen. Wenn du das nicht lieferst, wird dein Leser enttäuscht sein.
Wir wissen also, dass das Genre deines Buches dem Leser bestimmte Versprechen macht, richtig? Nun, eines dieser Versprechen ist, dass deine Geschichte bestimmte Elemente (Figuren, Orte, Ereignisse usw.) enthält.
Diese Elemente werden als Pflichtszenen und Konventionen des Genres bezeichnet. Und sie müssen vorhanden sein, damit deine Geschichte funktioniert und die Erwartungen der Leser/innen erfüllt.
Nehmen wir an, du schreibst einen Liebesroman, aber es gibt keine Szene, in der sich die Liebenden treffen. Die Szene „Die Liebenden treffen sich“ auch „Meet Cute“ genannt, ist ein Muss für eine Liebesgeschichte. Wenn du diese Szene nicht hast, wird dein Liebesroman nicht funktionieren.
Oder du schreibst eine Performance-Story und hast nicht gezeigt, wie dein Protagonist trainiert. Das Training ist eine Konvention des Performance-Genres. Ohne sie wird deine Performance-Story nicht funktionieren.
Die andere Sache, die dein Genre verspricht, ist, dass der Leser beim Lesen deiner Geschichte ein bestimmtes Gefühl haben wird. Dieses Gefühl wird als Kernemotion bezeichnet, und jedes Genre zielt darauf ab, eine bestimmte Kernemotion beim Leser zu wecken.
Wenn es sich bei deinem Buch zum Beispiel um einen Krimi handelt, erwartet der Leser, dass er fasziniert ist, wenn er zusammen mit dem Hercule Poirot oder mit David Hunter an der Lösung des Rätsels arbeitet.
In einer Actiongeschichte wird der Leser erwarten, dass er die Aufregung spürt, wenn er erlebt, wie der Protagonist Risiken eingeht, die er im echten Leben nie eingehen würde. In einer Liebesgeschichte erwartet der Leser ein Gefühl der Verbundenheit und Romantik, als würde er sich an der Seite des Protagonisten verlieben, wie in den Büchern von Colleen Hoover, Nora Roberts oder Nicolas Sparks oder Jane Austen.
Obligatorische Szenen und Konventionen sind der Rahmen, der es dir ermöglicht, die Kernemotion beim Leser hervorzurufen. Die Kunst besteht darin, diese obligatorischen Szenen und Konventionen nicht nur einzubauen, sondern sie zu erneuern und auf eine neue und aufregende Weise zu vermitteln. Diese Szenen sollten immer szenisch geschrieben sein, damit du deinen Leser emotional noch mehr in die Emotion hineinziehen kannst.
Wie kannst du also herausfinden, welche Szenen und Konventionen in deinem Genre obligatorisch sind?
Story Grid Lektoren analysieren jeden Tag Filme, Bücher, Lieder und bilden sich so weiter. Das kannst du auch. Finde Bestseller oder deine Lieblingsbücher in deinem Genre und studiere sie. Schreibe auf, was sie gemeinsam haben und worin sie sich unterscheiden.
Die Gemeinsamkeiten sind dann deine Konventionen. Studiere jede Szene und notiere dir die, die sich am eindringlichsten anfühlen oder in denen sich der Kernwert am drastischsten verändert. Gibt es diese Art von Szenen in allen Geschichten, die du untersucht hast? Wenn ja, dann sind das deine Pflichtszenen.
Indem du Geschichten deines Genres studierst, kannst du herausfinden, wie andere Autoren die obligatorischen Szenen und Konventionen handhaben. Wenn du dies für mehrere Geschichten getan hast, hast du ein unschätzbares Nachschlagewerk für deine zukünftige Arbeit und ein viel besseres Verständnis dafür, wie du deine eigenen Geschichten schreiben kannst.
Ohne die obligatorischen Szenen und Konventionen wirst du nicht nur eine Geschichte schreiben, die nicht funktioniert, sondern auch nicht die Kernemotion in deinem Leser hervorrufen und ihn enttäuscht zurücklassen.
Wie kann mir das Story Grid beim Schreiben und Überarbeiten meines Romans helfen?
Wenn du die obligatorischen Szenen und Konventionen deines Genres kennst, hast du einen Rahmen, innerhalb dessen du Geschichten schreiben kannst, die einzigartig für dich sind. Du kannst aus den traditionellen „Regeln“ deines Genres das nehmen, was du brauchst, und sie durch deine eigenen Erfahrungen, Vorlieben, Weltanschauungen usw. erneuern. Wenn du herausfindest, wie du diese obligatorischen Szenen und Konventionen auf eine neue und aufregende Weise präsentieren kannst, wirst du nicht nur die Erwartungen deiner Leser/innen erfüllen, sondern sie auch begeistern und überraschen.
Sie helfen dir bei der Entscheidung, was du beim Bearbeiten und Überarbeiten hinzufügen, beibehalten oder streichen solltest. Hast du alle Pflichtszenen und Konventionen deines globalen Genres berücksichtigt? Hast du ein sekundäres Genre, z.Bsp. eine Liebesgeschichte in einem Thriller?
Auch die obligatorischen Szenen und Konventionen des sekundären Genres müssen in deiner Geschichteerwähnt oder angedeutet werden. Wenn du alle obligatorischen Szenen und Konventionen deines Genres eingebaut hast, liest du dein Manuskript noch einmal und fragst dich: Ist es mir gelungen, sie auf eine neue und aufregende Weise zu erneuern? Wenn du eine von ihnen ausgelassen hast, notiere sie dir und plane, sie in bei der nächsten Überarbeitung aufzunehmen.
Die Sichtweise und wie wir oft sagen, die Perspektive (oder POV) ist die „Linse“, durch die deine Geschichte erzählt wird. Sie bestimmt, durch wessen Augen der Leser die Geschichte erlebt und wie viele Informationen der Leser im Laufe der Geschichte erhält.
In der Belletristik gibt es drei Hauptoptionen, aus denen du wählen kannst:
Egal, für welchen POV du dich entscheidest, du musst ihn klug wählen. Warum? Weil verschiedene Sichtweisen unterschiedliche Erlebnisse für deine Leser/innen schaffen, und die Wahl der Perspektive wird sich grundlegend darauf auswirken, wie der/die Leser/in auf deine Figuren und ihre Handlungen reagieren wird. Jede Option hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und bringt unterschiedliche Verantwortlichkeiten und Auswirkungen mit sich.
Wenn zum Beispiel Geheimnisse und Enthüllungen für deine Geschichte von entscheidender Bedeutung sind, ermöglicht die Nähe der ersten Person dem Leser, Informationen zu entdecken, während die Figur sie entdeckt. Da der Leser nur weiß, was die Figur weiß, ist es einfach, ihn zu überraschen. Die Spannung, die dadurch entsteht, dass die Figur versucht, die Dinge zusammenzufügen, wird zu einer Erfahrung, die der Leser mit der Figur teilen kann.
Manchmal ist das Genre, in dem du schreibst, oder die Altersgruppe, für die du schreibst, ausschlaggebend für die Wahl deiner Sichtweise. In anderen Fällen hängt die Wahl der Perspektive von den persönlichen Vorlieben des Autors ab. Wenn du dir nicht sicher bist, welche Perspektive du verwenden sollst, schau in anderen Büchern deines Genres nach, welchen Perspektive die Autor/innen gewählt haben, und versuche herauszufinden, warum sie ihn gewählt haben. Z.Bsp. findest du in Young Adult Geschichten oft die Ich-Perspektive: TRACY DEON/Hoover?
Mit der bewussten Wahl deiner Perspektive kannst du die Wirkung, die deine Geschichte auf den Leser hat, kontrollieren. In gewisser Weise steuert die Perspektive den Informationsfluss und bestimmt, was du dem Leser zeigen kannst und was nicht. Deshalb hat deine Wahl einen direkten Einfluss darauf, wie sich der Leser fühlt, wenn er deine Geschichte liest.
Die Ich-Perspektive oder die eingeschränkte dritte Person sorgt zum Beispiel für ein geheimnisvolles und spannendes Gefühl, während die allwissende dritte Person für ein Gefühl von dramatischer Ironie sorgt. Du willst diese Gefühle in deinem Leser hervorrufen, denn das ist es, was die Leser dazu bringt, Seite für Seite umzublättern.
Frag dich beim Überarbeiten: Erlaubt es meine Perspektive dem Leser, sich so zu fühlen, wie ich es möchte? Wenn nicht, gebe ich zu viele Informationen preis? Oder halte ich zu viel zurück? Was kann ich tun, um das Gefühl des Geheimnisses, der Spannung oder der Ironie zu verstärken, das ich bei meinem Leser hervorrufen möchte?
Die Leser/innen lesen eine Geschichte nur dann weiter, wenn sie sich mit der Hauptfigur verbunden fühlen.Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht darin, dem Leser eine Hauptfigur zu geben, mit der er mitfiebert, während sie die Objekte ihrer Begierde verfolgt.
Das bedeutet nicht unbedingt, dass die Figur sympathisch sein muss. Manchmal werden die Leserinnen und Leser auch mit einer unsympathischen Figur mitfiebern, weil sie das Gefühl nachempfinden können, etwas zu verfolgen, was man will. In allen großen Geschichten verfolgt die Hauptfigur etwas, das sie will und/oder braucht.
In den externen Genres geht es darum, dass deine Hauptfigur etwas verfolgt, was sie will. In einer Actiongeschichte zum Beispiel will die Hauptfigur den Bösewicht aufhalten und das Leben des Opfers retten - auch wenn das bedeutet, sich selbst zu opfern. Ihr bewusstes Objekt der Begierde ist es, den Bösewicht aufzuhalten.
Bei dem internen Genres geht es darum, dass dein Protagonist findet, was er braucht. In einer Geschichte über die Reifung im Inhaltsgenre Weltanschauung muss der Protagonist zum Beispiel sein Schwarz-Weiß-Denken ändern und akzeptieren, dass die Welt und die Menschen aus vielen Grautönen bestehen. Unterbewusst muss er eine differenziertere Sichtweise auf die Welt entwickeln.
Manche Geschichten haben sowohl ein äußeres als auch ein inneres Genre, was bedeutet, dass der Protagonist sowohl einen bewussten Wunsch als auch ein unbewusstes Bedürfnis hat.
In einem Thriller zum Beispiel besteht das äußere Objekt der Begierde (sein Bedürfnis) des Protagonisten darin, ein Opfer zu retten. Hätte die Geschichte einen inneren Erlösungsplot, würden wir irgendwann erfahren, warum es für ihn so wichtig war, das Opfer zu retten und nicht nur „seinen Job zu machen“.
Manchmal bekommt der Protagonist erst das, was er will, nachdem er das bekommen hat, was er braucht.
Im Beispiel des Thrillers oben kann der Protagonist das Opfer vielleicht erst retten, wenn er das moralische Versagen aus seiner Vergangenheit überwunden hat wie es im Meistern „Das Schweigen der Lämmer“ ist.
In anderen Fällen muss der Protagonist aufgeben, was er will, um zu bekommen, was er braucht. Oder sie nehmen nicht an, was sie brauchen, und verlieren am Ende, was sie wollen (oder sie bekommen, was sie wollen, und finden es unbefriedigend).
Wenn du die Objekte der Begierde deines Protagonisten kennst, hilft dir das:
Es hilft dir beim Plotten und Schreiben deiner Geschichte. Wenn du nicht weißt, was deine Protagonistin oder dein Protagonist will oder braucht, weißt du nicht, wie sie oder er auf die Ereignisse in der Geschichte reagieren wird. In einem Krimi zum Beispiel will die Detektivin den Mörder fangen und den Fall lösen. Das ist ihr Ziel, und in jeder Szene wird sie darauf hinarbeiten, dieses Ziel zu erreichen. Sie handelt mit der Absicht, der Lösung des Falles näher zu kommen.
Das hilft dir zu entscheiden, was du herausschneiden und welche Szenen du streichen willst. Beim Schneiden sollte jede Szene ein auslösendes Ereignis enthalten, das zu dem Ziel der Figur führt.
Dieses Szenenziel sollte etwas sein, das die Figur dem Ziel der Geschichte näher bringt (auch wenn es sich für die Figur nicht immer so entwickelt). Unterstützt jede deiner Szenen die Figur bei der Verfolgung ihres Handlungsziels? Wenn nicht, kürze die Szene oder überarbeite sie so, dass sie die Geschichte voranbringt.
Viele Autorinnen und Autoren schreiben deshalb, weil sie etwas über das Leben zu sagen haben. Wir erzählen Geschichten, die die Leser nicht nur unterhalten, sondern hoffentlich auch inspirieren. Die Leitidee oder das Thema deiner Geschichte ist die allgemeine Botschaft, die die Leser/innen aus deinem Buch mitnehmen sollen. Sie ist die eigentliche Bedeutung der Geschichte.
Im Idealfall kannst du sie in einem Satz ausdrücken, der die Veränderung beschreibt, die im Laufe deiner Geschichte stattfindet, und zwar wie und warum sich die Dinge verändert haben. In „Stolz und Vorurteil“ lautet die Leitidee zum Beispiel: „Die Liebe triumphiert, wenn die Liebenden ihre verurteilende Haltung ablegen und die lebendige Mischung von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten annehmen.“
Was (die Liebe triumphiert) + wenn + wer (die Liebenden) + wie oder warum (ihre verurteilende Haltung ablegen und die lebendige Mischung von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten annehmen) = Leitgedanke
Die allgemeine Version davon wäre: „Die Liebe triumphiert, wenn die Liebenden moralische Schwächen überwinden oder ihre Bedürfnisse für den anderen opfern.“ Oder, wenn die Liebesgeschichte ein negatives Ende hat: „Die Liebe scheitert, wenn die Liebenden sich nicht über ihre Wünsche hinaus entwickeln.“
Wenn du dein globales Genre kennst, bevor du mit dem Schreiben beginnst, kann es hilfreich sein, diese Ein-Satz-Aussage an einem Ort aufzubewahren, an dem du sie immer sehen kannst, damit du immer daran erinnert wirst, worauf du hinauswillst (du kannst die allgemeine Version der Leitidee für dein Genre als Platzhalter verwenden und sie später verfeinern).
Wie kann mir das beim Schreiben und Bearbeiten meines Romans helfen?
Wenn du die Leitidee oder das Thema kennst, hilft dir das:
Sie wird dir helfen, den Überblick zu behalten und beim Schreiben deiner Geschichte nicht durcheinander zu kommen. Da die Leitidee der Hauptpunkt deiner Geschichte ist, bietet sie dir einen Filter, um Entscheidungen über deine Geschichte zu treffen. Du bist dir nicht sicher, wie deine Figur in einem bestimmten Situation handeln würde?
Lass dich von deiner Leitidee inspirieren. Fehlen dir Ideen für neue Szenen? Überlege dir verschiedene Interaktionen oder Ereignisse, die als Beweis oder Bestätigung für die Aussage dienen können, die du mit deinem Thema erreichen willst.
Das gibt dir bestimmte To-Do's für die Bearbeitung. Auch wenn dein Protagonist das Thema deiner Geschichte am deutlichsten zum Ausdruck bringt, werden die anderen Figuren oft verschiedene Variationen des Themas zum Ausdruck bringen. Schau dir deine Nebenfiguren an, um herauszufinden, ob eine (oder mehrere) von ihnen dazu beitragen können, deine Gesamtaussage zu verdeutlichen. Wenn du andererseits die Anzahl der Wörter reduzieren musst, solltest du nach Szenen oder Kapiteln suchen, die nicht als Pflichtszenen und -konventionen dienen und die das Thema deiner Geschichte nicht fördern. Wenn du beim Schreiben eine allgemeine oder klischeehafte Leitidee verwendest, kannst du sie beim Überarbeiten und Neuschreiben verfeinern.
In Geschichten geht es immer um Veränderung. Am Anfang sind die Dinge so, wie sie sind, und am Ende sind sie anders. Wie kannst du also einen Rahmen für deine Geschichte schaffen, der es dir ermöglicht, diese Veränderung zu zeigen? Und die Leserinnen und Leser dabei zufriedenstellst? Du verwendest die Struktur einer Geschichte.
Die Struktur gibt dir einen übergeordneten Plan, wie du die Szenen in deinem Roman so gestalten kannst, dass dein Protagonist von Punkt A nach Punkt B reist. Sie schreibt nicht den Inhalt der Szenen vor, aber sie bietet ein Muster für die Darstellung.
Unabhängig davon, welche Struktur du bevorzugst, haben alle Geschichten einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. So werden wir die Abschnitte der Geschichte in diesem Beitrag bezeichnen. Schauen wir uns den Zweck der einzelnen Abschnitte an:
Der Anfang macht die ersten 25 % deiner Geschichte aus. Hier stellst du deinen Protagonisten vor, die Welt, in der er lebt, seine Ziele und was auf dem Spiel steht, wenn er seine Ziele nicht erreicht. Der Zweck des Anfangs ist es, den Leser in deine Geschichte zu ziehen und ihn für deinen Protagonisten zu begeistern.
Der Mittelteil macht die nächsten 50 % deiner Geschichte aus. Hier wird der Einsatz erhöht, da die Hauptfigur gezwungen ist, Risiken einzugehen, um das zu erreichen, was sie will und/oder braucht. Er muss Hindernisse überwinden, neue Fähigkeiten erlernen und die Lektionen lernen, die er für den bevorstehenden Höhepunkt braucht. Der Zweck der Mitte ist es, deinen Protagonisten auf die endgültige Konfrontation mit der gegnerischen Macht vorzubereiten.
Das Ende macht die letzten 25% deiner Geschichte aus. Hier knüpfst du alle Fäden deiner Geschichte zusammen, beantwortest alle Fragen, die am Anfang und in der Mitte aufgeworfen wurden, und löst den zentralen Konflikt der Geschichte auf. Der Zweck des Schlussteils ist es, alles, was am Anfang und in der Mitte der Geschichte aufgebaut wurde, auf eine Art und Weise auszuzahlen, die den Leser zufrieden stellt.
In jedem dieser Abschnitte musst du fünf Schlüsselszenen haben. Diese fünf Schlüsselszenen stehen für das, was Shawn Coyne die „Fünf Gebote des Geschichtenerzählens“ nennt. Ihr Zweck ist es, Veränderungen zu ermöglichen und die Geschichte voranzutreiben.
Die fünf Schlüsselszenen sind:
Auslösendes Ereignis - etwas, das das Gleichgewicht im Leben der Hauptfigur stört
Wendepunkt Progressive Komplikation - etwas, das den Protagonisten zu einer Reaktion zwingt und zu einer unwiderruflichen Veränderung führt
Krise - eine Frage oder ein Dilemma, das nach dem Wendepunkt auftaucht
Höhepunkt - die Entscheidung, die als Antwort auf die Frage der Krise getroffen wird
Auflösung - das Ergebnis der Entscheidung
Wie hilft dir das beim Schreiben und Bearbeiten deines Romans?
Die Kenntnis der Grundform einer Geschichte hilft dir bei der Planung deiner Geschichte. Wenn du weißt, dass jeder Abschnitt fünf Schlüsselszenen enthalten muss, hast du bereits einen Rahmen, um den du deine Geschichte planen kannst. Das sind 15 Szenen deines Romans, die du bereits geplant hast. Und da es in Geschichten um Veränderungen geht und diese auf einer Reise von Punkt A nach Punkt B stattfinden, musst du dir nur noch überlegen, wie du die 15 Schlüsselszenen miteinander verbindest. Mit anderen Worten, diese Schlüsselszenen sind das, worauf du hin- und wovon du wegschreibst. Wenn wir das Beispiel des 80.000-Wörter-Krimis vom Anfang dieses Artikels heranziehen, können wir auch ungefähr berechnen, wie lang jeder Abschnitt deiner Geschichte sein sollte. Der Anfang eines 80.000-Wörter-Romans würde zum Beispiel etwa 20.000 Wörter umfassen (80.000 / 25% = 20.000). Wenn du Szenen mit etwa 2.000 Wörtern schreibst, bedeutet das, dass du für den Anfang deiner Geschichte etwa zehn Szenen einplanen kannst.
Wenn du deine Arbeit bearbeitest, kannst du die 15 Schlüsselszenen als Checkliste verwenden. Enthält jeder Abschnitt deiner Geschichte die fünf Schlüsselszenen? Wenn ja, sind das deine wichtigsten Szenen, was kann man also tun, um sie zu stärken? Wenn nicht, weißt du jetzt, was du in deinem nächsten Entwurf hinzufügen musst. Erfüllt jeder Abschnitt seinen Zweck? Wenn nicht, wie kannst du deine Geschichte überarbeiten, damit sie ihren Zweck erfüllt? Gibt es in jedem Abschnitt eine Veränderung von Anfang bis Ende? Wenn nicht, wie kannst du das ändern?
Natürlich wird sich nicht jede Geschichte genau an die Struktur der Geschichte halten, aber wenn du dich dafür entscheidest, auf die traditionelle Struktur zu verzichten, solltest du einen überzeugenden Grund dafür haben. Und du solltest wissen, was du aufgibst, wenn du dich nicht an die traditionelle Form einer Geschichte hältst.
So betrachte ich das Gesamtbild einer Geschichte, um festzustellen, ob sie funktioniert oder nicht. So fange ich an, über eine Geschichte nachzudenken, die ich schreiben will, und so analysiere ich Geschichten als Lektorin. Wenn du den ganzen Beitrag durchgehalten hast, gratuliere ich dir! Du bist einen weiteren Schritt näher dran, Geschichten zu schreiben, die funktionieren!
Eva Maria Nielsen ist Story-Grid-Lektorin, Autorencoach und gehört zum Team des Bookerfly Clubs. Wenn sie nicht gerade Romane schreibt, unterrichtet und coacht sie andere Autorinnen und Autoren, wie sie ihr Handwerk verbessern können. Sie ist die Gründerin des Bookerfly Buchclubs für Autoren. Du kannst sie regelmäßig auf dem Bookerfly Podcast hören - zusammen mit ihren wunderbaren Kolleginnen. Erhältst du schon den Newsletter? Wenn nicht, dann geht es hier entlang.