Ganz ohne Hintergrundgeschichte geht es nicht. Denn deine fiktiven Figuren bewegen sich nicht im „Nichts“ und kommen nicht aus dem luftleeren Raum. Sie haben eine Vor-Geschichte, eine Biografie wie reale Menschen, leben in einem sozialen Gefüge, gehören zu einer Gemeinschaft, haben eine Familie, sie haben Erfahrungen gemacht. Und vor allem haben sie das, was wir „wants“ und „needs“ nennen: Das, was die Figur sich wünscht und was sie wirklich braucht. Wenn du es gut machst, treten sie wie 3-D-Charaktere aus dem Papier heraus.
Warum also ist die Hintergrundgeschichte wichtig?
Weil dein Leser ohne sie
- keine richtige Geschichte hat,
- deine Helden Stereotypen sind, wie Figuren aus Pappmaché und flach wie ein Pfannkuchen
- du im Text keine Spannung durch Vorausdeutungen und Vorahnung schaffen kannst.
In Schreibratgebern wird oft gesagt:
Langweile deine Leser bitte nicht mit der Hintergrundgeschichte. Erzähle einfach, was passiert.
Auch ich sage das sehr oft zu meinen Autoren, wenn die Hntergrundgeschichte zum Infodump entartet. Aber ganz ohne hintergrundgeschichte kommen wir nicht aus.Wie vermittelt man sie also? Bein Story Grid benutzen wir das Bild der Matroschka. Ich nenne es gern den Russische-Puppen-Effekt.
Ein Roman lässt sich gut mit einer russischen Puppe beschreiben. Eine Geschichte innerhalb einer anderen, innerhalb einer anderen. Die Kunst besteht darin, wann du als Autor*in die notwendigen Bonmots der Hintergrundgeschichte preisgibst. Und was könnte das genau sein?
Die Hintergrundgeschichte sollte aufzeigen:
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Die Erziehung deiner Figur und zeigen, warum die Figur sich so verhält oder spricht, wie sie es tut.
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Die Geschichte zwischen den Charakteren, die ihre derzeitigen Gefühle füreinander erklärt.
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Die Geschichte der Epoche oder des Ortes, der die Figuren beeinflusst hat.
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Das Trauma der Figuren und ihre Visionen.
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Warum die Handlung eine bestimmte Wendung genommen hat.
Wie die Hintergrundgeschichte die Handlung vorantreibt, kannst du gut in Stolz und Vorurteil von Jane Austen erfahren. Der Leser versteht erst, warum Darcy Wickham so verabscheut, als Lydia von ihm verführt wird. Wir erfahren, dass Darcys Schwester Georgiana ebenfalls von Wickham verführt wurde. Das erklärt alles, und der Leser wendet sich von Wickham ab und umarmt Darcy als den Helden des Romans. Die Sympathien verschieben sich.
Wie lang ist eine Backstory?
Wenn du eine Hintergrundgeschichte in deinen Roman einbauen willst, musst du dich entscheiden:
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Wie lang soll dein Buch werden?
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Triumphiert das Setting über die Hintergrundgeschichte, wenn es um die Entwicklung der Charaktere und Vorahnungen geht?
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Wann und wo die Hintergrundgeschichte am besten erzählt wird.
Der geniale Schachzug von Nicolas Sparks in The Notebook
Eine andere Möglichkeit, einen Roman zu schreiben, besteht darin, das gesamte Buch zur Hintergrundgeschichte zu machen, wie in The Notebook von Nicholas Sparks. Abgesehen vom Anfang und Ende, die beide in der Gegenwart spielen (und, Spoiler-Alarm, das Ende ist tragisch), nimmt uns der Rest des Buches mit auf die Reise ins Altenheim. Wie sind die Personen dort angekommen? Was ist passiert? Was ist ihre Geschichte? Was war der auslösende Moment ihrer Liebe ... Die Hintergrundgeschichte ist hier die eigentliche Geschichte. Das ist ein genialer Schachzug!
Willst du mehr über deine Figuren erfahren? Dann kannst du hier weiterstöbern.
Und weil ich hier zwei Liebesromane erwähnt habe, erfährst du hier, welche Szenen in einen Liebesroman gehören.