Was ist Pacing oder wie lang sollte ein Kapitel sein?


Hier lernst du, wann du lange und wann du kurze Kapitel verwenden solltest. Die Kapitellänge ist ein Stilmittel, das du für den Aufbau deines Romans gezielt anwenden kannst. Sich nach der Vollendung der Szene, des Genres oder der Idee richten, nicht nach der Anzahl der Wörter oder Seiten.

Was ist Pacing?

Wenn du mit dem Schreiben anfängst, fragst du dich vielleicht, was die richtige Länge deiner Kapitel ist. Es gibt viele Theorien darüber, wie lang dein Kapitel sein sollte, und vieles davon macht auch Sinn. Krimi und Thriller kommen mit kürzeren Kapiteln aus, denn diese kurzen Kapitel treiben die Handlung deines Buches voran. Auch beim Story Grid hat man sich dazu Gedanken gemacht. 

Die meisten Schreibcoaches raten, dass ein Kapitel ca. 1200- 3000 Wörter lang sein sollte – immer abhängig vom Genre. 

Ich will dich beruhigen. Darüber musst du dir jetzt noch keine Gedanken machen, wenn du deinen ersten Entwurf schreibst. Deine Kapitel werden so lang sein, wie du es für nötig hältst. Wichtig ist, dass du deine Geschichte erzählst und dass du sie gut erzählst. Stell dir zuerst die Frage, ob dein Kapitel die Konventionen deines Genres und damit die Erwartungen deiner Leser erfüllst. 

Willst du zum Beispiel am Ende jedes Kapitels einen Cliffhanger haben? Dann solltest du vielleicht kurze Kapitel verwenden, wie Dan Brown im Da Vinci Code, um ein schnelles Tempo zu erreichen.

Vielleicht ist deine Geschichte aber auch eine langsamere Erzählung. Du hast den Fokus auf der Entwicklung der Charaktere. Dir geht es nicht so sehr um die Geschwindigkeit der Handlung, sondern du willst tief in deine Charaktere eintauchen.  Dann darfst du dir gern mehr Zeit lassen. 

Lass uns trotzdem überlegen, wann du lange und wann du kurze Kapitel verwenden solltest. Denn die Kapitellänge ist ein Stilmittel, das du für den Aufbau deines Romans gezielt anwenden kannst. 

Die Wahrheit ist: Die meisten Leserinnen und Leser haben keine feste Vorstellung davon, wie lang ein Kapitel sein sollte. Es ist die Erzählweise, die zählt. Letztendlich kommt es auf die Qualität des Schreibens und der Erzählung an.

Deine Kapitellänge sollte sich nach der Vollendung der Szene oder der Idee richten, nicht nach der Anzahl der Wörter oder Seiten.

 

Wann und wo sind kurze Kapitel eine gute Idee?

Kurze Kapitel sind wie Tortillas, knackig, würzig und schnell verzehrt.  

Manche mögen kurze Kapitel.  Die kann man schnell lesen und man hat das Gefühl, dass die Handlung sich rasant entwickelt, sie geradewegs davonfliegt. Vielleicht lesen sie auf dem Weg zur Arbeit und wollen sicher sein, dass sie ein Kapitel zu Ende lesen können, bevor sie an ihrem Bahnhof ankommen. Oder sie haben einfach eine kurze Aufmerksamkeitsspanne!

Diese Leser wollen auf eine spannende Reise mitgenommen werden und nicht zu viel nachdenken müssen. Es geht um Unterhaltung und oft begleitet von dem Wunsch, sich eine Auszeit vom Alltag zu gönnen. 

Diese Bücher haben bis zu 60 oder 70 Kapitel, jedes ist vielleicht nur zwei oder drei Seiten lang. Oft sind die einzelnen Szenen in Kapitel unterteilt, d.h. einfach Szene für Szene durchnummeriert. So hat der Leser klare Pausen zwischen den einzelnen Szenen. 

Autoren lieben diese Vorgehensweise, vor allem wenn sie ihre Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Oder es gibt Sprünge in der Zeitlinie, wie  viele Rückblenden. Auch dann macht diese Einteilung Sinn.  

Mein Tipp: 

Pass auf, dass deine Kapitel nicht zu kurz werden. Dein Leser muss immer noch in die Geschichte hineinkommen und das Gefühl haben: Dieses Kapitel erfüllt einen bestimmten Zweck, ich komme in die Geschichte und ihre Atmosphäre hinein. Es ordnet sich in die Erzählstruktur der Geschichte ein und treibt die Handlung auf das Ziel hin. 

Wie lang muss ein Kapitel sein?

Wann und wo sind längere Kapitel eine gute Idee?

Die meisten Leser haben kein Problem mit längeren Kapiteln. Sie genießen ja das Lesen, aber wenn ein Kapitel über 20 Seiten lang ist – das schreckt dann doch einige Leser ab. 

Schreibst du lange Kapitel, dann gönne dem Leser auch Abschnitte, die Atempausen ermöglichen, also unterteile dein Kapitel in verschiedene Szenen. Du solltest deinen Leser immer die Möglichkeit geben, Luft zu holen und seiner eigenen Fantasie zu folgen. 

Jedes Kapitel – ja sogar jede Szene - ist eine kleine Geschichte innerhalb der größeren Geschichte. Erzähl sie nur, wenn sie die Handlung auf das Ziel der Geschichte hintreibt. 

Jede Szene sollte dem Aufbau folgen, den der Roman in seinen Akten folgt: mit einem auslösendem Ereignis, wachsenden Komplikationen, einem Höhepunkt, Krise und Wendepunkt. 

Wenn du lange Kapitel schreibst, soll dein Leser am Ende des Kapitels eine Art Auflösung erleben. Die Energie des Kapitels muss sich verändert haben.  Er sollte aus der Handlung eine Schlussfolgerung ziehen können, bevor du mit dem nächsten Kapitel weitermachst.

Was ist Pacing?

Pacing (schon wieder ein Anglizismus) ist die Geschwindigkeit, in der die Handlung fortschreitet. Diese Erzählgeschwindigkeit oder das Erzähltempo entscheidet, wie sich das Buch „anfühlt“ und wie dein Leser es erlebt. 

Die meisten Autoren mischen die Länge ihrer Kapitel. Und mein Tipp ist. Versuch es einfach mal.  

Wenn du ein Kapitel verlangsamen willst, schreibst du ein längeres Kapitel, das aus einer Szene besteht und hier wirklich in die Tiefe geht mit den Charakteren. 

Wenn du die Handlung beschleunigen willst, verwendest du kleinere Kapitel, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Dies passiert oft im 3. Akt gegen Ende des Romans, wenn du deinen Lesern das Gefühl geben willst, dass die Dramatik steigt und er jetzt, so kurz vor Ende das Buch nicht aus der Hand legen darf. Absolut … Wenn du das geschickt anstellst, kann schon mal das Essen anbrennen oder das Badewasser zu kalt werden oder aber du fährst eine Station mit der S-Bahn zu weit. 

Dann beschweren sich die Lesenden, dass sie nicht einschlafen können, weil sie schnell noch ein Kapitel lesen müssen. Das ist der Tortillachips-Effekt, von dem Shawn Coyne vom Story Grid redet. Und genau das wollen wir Autoren und Autorinnen. Der Leser soll in die Welt der Geschichte eintauchen und keine Lust mehr haben, diese zu verlassen, indem er sich an die Figuren bindet. Das Tempo ist eine Möglichkeit, dies zu erreichen, vor allem in den globalen externen Genres und im 3. Akt. 

Tipp: Kurze Kapitel erhöhen das Tempo der Handlung. 

Vertraue auf deinen Autoreninstinkt

Wie du also siehst, gibt es Gründe, sowohl lange als auch kurze Kapitel zu verwenden. Letztendlich musst du auf dein Bauchgefühl vertrauen, wenn es um die richtige Länge geht. Niemand kennt deine Geschichte so gut wie du. Niemand außer dir weiß, wie deine Geschichte erzählt werden muss.

Wenn du deine Arbeit noch einmal liest, wie kommt sie dir dann vor? Wenn sie dir zu langatmig vorkommt, dann ist die Szene oder das Kapitel das wahrscheinlich auch. 

Wenn du das Gefühl hast, dass sie zu kurz ist und nicht genug Tiefe hat, hast du vermutlich auch recht.

Geschichten erzählen ist im Grunde genommen nicht kompliziert. Du bist ein Leser. Du hast wahrscheinlich die meiste Zeit deines Lebens gelesen und durch Osmose aufgesogen, was für dich funktioniert und was nicht. Vertraue auf dein Bauchgefühl.

Wenn du einen Lektor oder eine Lektorin engagierst, wird er oder sie dir sagen, ob du hier etwas hinzufügen oder dort etwas herausnehmen musst. Aber mach dir darüber erst einmal keine Gedanken, sondern erzähle einfach weiter. Wie lang muss ein Kapitel sein?

 

Wenn du noch mehr über Pacing lesen möchtest, habe ich einen spannenden Artikel gefunden. 

 

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