So vermeidest du Perspektivfehler in deinem Roman


Perspektive leicht gemacht

Die Perspektive ist eines der wichtigsten Elemente in einem Roman, denn sie bestimmt die Sichtweise des Lesers. In diesem Artikel lernst du, warum es so wichtig ist die Perspektive im Auge zu behalten und wie du Perspektivfehler vermeiden kannst. 

Wenn du aus der Sicht des personalen Erzählers deine Geschichte zu Papier bringst, kannst du nur aus der Innensicht dieser Person schreiben.  Andere Personen betrachtet er immer in der Außensicht.  Von ihnen hat er hat keine Innensicht, d.h. er kann nicht wissen, was sie denken oder sich selbst mit den Augen der anderen sehen. Eigentlich ist das ganz einfach. Trotzdem fallen beim Lektorat immer wieder Brüche und Fehler in der Perspektive auf. Und genau darum schauen wir uns jetzt gemeinsam Beispiele an, die dir helfen werden, die personale Perspektive in den Griff zu bekommen.
 

So bekommst du die personale Sicht in den Griff

 
 
Aus der Sicht des personalen Erzählers gibt es immer wieder typische Perspektivfehler wie:
 
Sie zog die Augenbrauen hoch. 
 
Das ist die Außensicht. Der personale Erzähler darf dies nur als Beobachtung einer anderen Person schildern. Aber überleg mal. So eine Geste geschieht unbewusst, eher reflexartig und Unbewusstes kann dein Erzähler grundsätzlich nicht mitteilen. Ja, natürlich darf man für das beliebte Hochziehen der Augenbrauen Ausnahmen machen, vor allem, wenn du als Autor:in das bewusst machst und willst. Aber setze solche Ausnahmen nur gezielt und sparsam ein. 
 
Sie spürte nicht, wie sie der Schlaf übermannte.
 
Auch hier: Wenn deine Figuren etwas nicht mitbekommt (spürt, hört, schmeckt, riecht, sieht oder hört), dann kann sie auch nicht wiedergeben. 
 
Sie zog ihre rote Jeans an. 
 
Ich rate dir, die Angabe von Farben zu vermeiden oder auch Materialbezeichnungen. Wenn es nicht aus dem Kontext der Geschichte hervorgeht, weil sich die Erzählerin vorher darüber Gedanken gemacht hat, was sie anziehen will. Alles andere ist spürbar deine Autorenstimme, die dem Leser zeigen will, welche Farben oder Materialien die Kleidung hat, oder eben Außensicht. Dann schreibst du besser: 
 
Sie zog ihre Jeans an. 
 
Gewöhne dich an den Kamerablick. Alles, was dein personaler Erzähler durch seine Augen, seine Kamera beobachtet, darf er werten und mitteilen, aber er wird sich niemals selbst von außen betrachten. Er wird seine Handlungen auch nicht werten. Er macht es einfach. Mach du es genauso, wenn du deine Szene jetzt überarbeitest. Setze es einfach um und streiche. Deine Leser werden es dir danken. 
Du schreibst deine Geschichte aus der Sicht des personalen Erzählers, manchmal im Wechsel von verschiedenen Perspektiven.  Es ist durchaus möglich, dass du zwei oder mehr personale Erzähler in deinem Roman einsetzt.
Wichtig ist dann nur, dass dein Leser weiß, in welchem Kopf er ist. Er muss wissen, wo er sich beim Lesen befindet und sich in deinen Protagonisten hineinversetzen können. 
Wenn du in der Szene – manchmal sogar im gleichen Absatz - die Perspektive wechselst, dann verwirrst du den Leser. Er kann dann deiner Geschichte nicht mehr folgen und er wird sich auch nicht mit deiner Figur identifizieren. 
 
 
 
Tipp:
 
Kennzeichne den Wechsel der Perspektive immer mit einer Leerzeile, einem Sternchen oder Symbol und einer Leerzeile. Oder setze den Namen des Perspektivträgers über die Szene. Achte darauf, dass die Perspektive nicht in zu kurzen Abständen wechselt. 
 
 

Was tun, wenn der personale Erzähler von sich selbst spricht?

Die Selbstbezeichnung des personalen Erzählers ist die dritte Stolperfalle bei der personalen Perspektive und fällt mir beim Lektorat immer wieder auf. Der personale Erzähler bezeichnet sich niemals selbst als die Frau, der Polizist, das Mädchen oder die Freundin … 
 
„Das ist mir egal!“, schrie das Mädchen. 
 
Wenn du einen solchen Satz in der personalen Erzählweise schreibst, kann der Erzähler nur eine andere Person meinen. Er kann nicht von sich selbst reden. Verwende stattdessen immer er/sie oder den Vornamen der Figur. Der personale Erzähler wird sich selbst niemals mit dem Zunamen bezeichnen. 
 
„Das ist mir egal!", schrie Weissenburger.
 
 Auch hier wäre wieder eine andere Figur gemeint, nicht die erzählende Perspektivfigur. In der personalen Erzählweise darf es in Bezug auf die erzählende Figur also nur lauten:
 
„Das ist mir egal!“, schrei sie.
 
„Das ist mir egal!“, schrie Anna. 
 
 
 

Spüre versteckte Perspektivfehler auf
 

Was ist, wenn der personale Erzähler oder auch der Ich-Erzähler als Teil einer Gruppe auftreten?  Zum Beispiel hier:
 
Der Dackel folgte den beiden.
 
Die Männer verabredeten sich für den nächsten Tag.
 
 
 
In beiden Sätzen schlummert ein versteckter Perspektivfehler. Hast du ihn gefunden?  Genau, beide Erzähler beobachten sich nicht selbst. Sie erzählen ja die Geschichte von innen heraus und nicht als Außenstehende, die einen Blick auf die Gruppe wirft.  Als Teil dieser Gruppe kann sich der Erzähler mit seiner Innensicht nicht wie ein Außenstehender bezeichnen. Er muss daher so lauten: 
 
 
 
Für die Ich Perspektive 
 
Der Dackel folgte uns.
 
Wir verabredeten uns für den nächsten Tag.
 
 
 
Für die personale Perspektive
 
Der Hund folgte ihnen.
 
Sie verabredeten sich für den nächsten Tag. 
 
 
 
Und noch ein letzter Perspektivfehler, der mir immer wieder auffällt und der gern übersehen wird:
 
„Hast du am Mittwoch Zeit?“, fragte Klara ihre Freundin.
 
Wenn Klara die Erzählerin ist, ist der Satz korrekt. Ist aber die „Freundin“ die Erzählerin, dann handelt es sich um einen Perspektivfehler. 
 
 
 
Else, die damit beschäftigt war, die  Betten zu machen, knickte mit dem Fuß um.  
 
Mit die/der kann sich der personale Erzähler ebenfalls nicht benennen. Der Satz ist korrekt, wenn Hans im Sofa sitzt und seine Frau beim Betten machen zusieht.  Wenn also der Erzähler die Person, die handelt, beobachtet. In diesem Fall darf Else nicht die Erzählerin sein. 

Wenn Else die Persepktivträgerin der Szene ist, dann muss es so heißen:
 
Else (oder sie)  machte die Betten und knickte mit dem Fuß um. 

 

Hier kannst du noch tiefer in die Perspektive einsteigen. 
 


 
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