Inhaltsübersicht
Was versteht man unter ›aktiv‹ und ›passiv‹?
Aktiv schreiben, was bringt’s?
Egal, ob du einen Liebesroman schreibst, eine Historie, einen Krimi oder eine Kindergeschichte, in jedem Genre gilt eine Devise:
Jedes Wort muss die Handlung vorantreiben.
Das heißt, ein Buch, in dem die Handlung zumeist durch Passivierungen geschieht, wird seine Leser langweilen und Literaturagenten und Verlage zu keiner Antwort bewegen. Deswegen achte darauf, dass du Aktivsätze schreibst, denn sie befördern den Leser mitten in die Geschichte, wohingegen Passivkonstruktionen nur eingesetzt werden sollten, wenn du ein bestimmtes Ziel erreichen willst.
(Mehr dazu in meinem Artikel ›Passive Action = ein strategisches Stilmittel‹)
Hier der erste Teil der dreiteiligen Serie: Passiv vs. Aktiv - Missverständnisse vermeiden.
Doch was versteht man unter ›aktiv‹ und ›passiv‹?
Schreibst du ›aktiv‹, sagst du dem Leser WER (Subjekt) WAS (Objekt) macht (VERB). Zum Beispiel:
Vor einer Woche warf der Trainer Jane aus dem Tennisclub und ließ ihre Pokale aus der Vitrine nehmen.
Der Verursacher ist im Aktiv klar definiert: der Trainer.
Im Passiv ist das Subjekt (in diesem Fall Jane) nicht der Auslöser der Handlung, sondern nur Teil einer Handlung, die mit ihr gemacht wird. Sehr gut, an dem Wörtchen ›wurde‹ zu erkennen.
Vor einer Woche wurde Jane aus dem Tennisclub geworfen und ihre Pokale wurden aus der Vitrine genommen.
Meist spricht man im Aktiv, da es verständlich schildert, was durch wen geschieht. Im oberen Beispiel wäre eine Kombination von Aktiv und Passiv sogar besser:
Vor einer Woche wurde Jane aus dem Tennisclub geworfen. Der Trainer ließ ihre Pokale aus der Vitrine nehmen.
In dieser Variante steht das Erleiden im Vordergrund, deswegen ist der erste Teil ins Passiv gesetzt. Im zweiten Teil ist die Verwendung des Aktivs besser, weil dadurch klar wird, wer ihre Pokale herausnehmen ließ.
(Mehr dazu in meinem Artikel ›Passive Action = ein strategisches Stilmittel‹)
Probleme durch Passivierungen
Wortmenge:
Zumeist verlangen Passivkonstruktionen seltsam klingende, lange und gewundene Satzzusammenstellungen, während das Aktiv kürzer, schlagkräftiger und einfacher zu schreiben und zu lesen ist.
Der Ball prallte vom Garagentor ab.
wird zu: Der Ball wurde vom Garagentor abgeprallt.
Ungenauigkeit
Nutzen wir das obere Beispiel: ›Jane wurde aus dem Tennisclub geworfen.‹
Schreibst du solche Sätze in deiner Geschichte, verheimlichst du deinem Leser eine wichtige Information: Wer hat sie herausgeschmissen? Passivkonstruktionen verwirren den Leser, sodass sie den Satz mehrfach lesen müssen. Geschieht das zu oft, wird es sie dazu treiben, das Buch wegzulegen.
Grammatikfehler
Außerdem können Passivierungen durch den komplizierten Satzbau zu Missverständnissen führen, und nicht das aussagen, was du widergeben möchtest:
Nachdem die Reparatur getan war, fuhr der Wagen davon.
Durch die Verwendung des Passivs könnte der Leser bei diesem Satz annehmen, dass der Wagen derjenige war, der die Reparatur durchführte. Diese Verwirrung lässt sich im Aktiv vermeiden:
Nachdem John die Reparatur an seinem Wagen beendet hatte, fuhr er davon.
Aktiv schreiben, was bringt’s?
Merke dir, dass Aktivsätze den Großteil deines Romanes ausmachen sollten. Sie sind verständlicher, direkter und kompakter, wohingegen Passivkonstruktionen den Auslöser / den Verursacher für eine Aktion verstecken und den Leser verwirren.
In Romanen müssen die Geschichten den Leser dazu bringen, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen.
Die aktive Erzählung hat diese Macht, denn sie ist aufregender und spannender und meist lassen sich Passiv-Sätze gut in eine Aktiv-Form umstellen.
Zudem ist es bei der Überarbeitung immer gut, wenn man unnötige Worte herausstreicht, denn Passivkonstruktionen verlangen das Einsetzen von Hilfsverben.
Aufgabe:
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