Passiv vs. Aktiv Teil 1


Das Wort Passiv ist klar zu verstehen und dennoch ist es der Ausdruck, um den sich die meisten Missverständnisse ranken. Deswegen beginnen wir die drei Artikel Blogreihe mit der Klärung, was Passiv bedeutet.

zuletzt bearbeitet am 30. Nov 2021

veröffentlicht am 15. Jul 2017 von Eva Maria Nielsen

Kommentare: 1

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Missverständnisse vermeiden

Missverständnisse vermeiden - Passiv vs. Aktiv Teil 1


Inhaltsübersicht

Bedeutung des Wortes Passiv

Was passives Schreiben nicht ist

Eine grammatikalische Auffrischung

 

Bedeutung des Wortes Passiv

Wenn du im Internet gestöbert hast, wird dich die Vielfalt des Begriffes umgehauen haben. Meist unter der Aussage, dass der Teil einer Szene, die im Passiv geschrieben ist, umgearbeitet werden muss, als würde sie eine ›Regel des Schreibens‹ brechen.

Aber grundsätzlich gibt es für jede Regeln Ausnahmen.
Und das Passiv darf verwendet werden.

Wie kann sich ein Held entwickeln, wenn er schon beim ersten Fall eines Streichholzes aufspringt und die Welt verändern will? Er darf reglos sitzen bleiben und der Flamme zusehen. Spätestens, wenn er sich im Angesicht des ausbreitenden Feuers in Gefahr befindet, sollte er es löschen oder davon rennen. Seine Wahl, doch er wird von einem passiven Beobachter zu einer aktiven Handlung gezwungen.

 

Viele Romane starten mit einer passiven Ausgangslage des Helden, die sich aber durch eine Veränderung, die sein Leben betrifft, ihn zum Reagieren fordert.

 

Doch oberes Beispiel ist nur ein Teil, was mit 'Passiv' gemeint sein kann.

Vielmehr möchte ich jedoch unter der Kategorie 'Macht der Worte' auf die grammatikalische Seite des Passivs eingehen. Deswegen werde ich in diesem und den folgenden Artikeln aufklären, was passives Schreiben ist, bedeutet und was der Unterschied zu Aktivkonstruktionen ist.

 

Was passives Schreiben nicht ist:

Beginnen wir bei der Klärung, wann wir nicht von Passivkonstruktionen im Schreiben sprechen:

  • Wenn wir erzählen, statt zeigen. Dann können wir das nicht unter der Verwendung des Passivs kritisieren, denn es ist, wie die berühmte englische Phrase sagt: Show, don’t tell. Und das bedeutet, dass wir entweder nur erzählen, wie etwas sei oder wir zeigen es in einer Szene. Beides kann, muss aber nicht, mit Passivkonstruktionen geschrieben sein.
  • Ein langweiliger Schreibstil muss nicht in der Verwendung des Passivs begründet sein. Manchmal liegt es auch am gewählten Thema, der fehlenden Handlung, an Belanglosigkeit, Konfliktlosigkeit, etc.
  • Und zusätzlich ist das Verb ›wurde‹ die Vergangenheitsform von ›werden‹, somit heißt es nicht, dass jeder Satz, in dem ›wurde‹ steht, automatisch eine Passivkonstruktion ist.

 

Passiv ist also gar nicht so übel?

Nicht unbedingt.

Ja, du hast richtig verstanden, und bevor du mich köpfst, lass mich erklären, was passives Schreiben ist, warum es manchmal zu keinem guten Stil beiträgt und vermieden werden sollte, und wann es, klug eingesetzt, zu einem nicht zu unterschätzenden Stilmittel heranwachsen kann.

 

Eine grammatikalische Auffrischung

Um passives Schreiben zu verstehen, muss man wissen, dass es ein einfacher Grammatikausdruck ist.

Wer es weiß, kann gern zur nächsten Headline rutschen.


Ein Satz besteht mindestens aus einem Subjekt und einem Verb:
"Ich lese."
Zusätzlich können wir noch ein Objekt einfügen, um das WAS zu klären:
"Ich lese ein Buch."


Das Subjekt kann eine Person sein, ein Ort oder eine Sache. In den meisten Sätzen wird das Subjekt entweder etwas tun oder es wird beschrieben.

Das Objekt kann auch eine Person, ein Ort oder eine Sache sein, nur mit dem Unterschied, dass es die Person, der Ort oder die Sache ist, mit der etwas getan wird.

Verben sind Aktionswörter, die entweder für die Beschreibung von Zuständen verwendet werden (Der Typ ist clever.), oder konkrete Handlungen bezeichnen (Der Typ studiert.).

Ob ein Satz eine Aktiv- oder Passivkonstruktion ist, entscheidet das Verb, denn es stellt die Beziehung dar, die das Subjekt des Satzes zu der Aktion hat.

Demzufolge kann das Subjekt der Akteur / Verursacher sei, der etwas mit dem Objekt tut:

Aktivsatz: »Ich (Subjekt) lese das Buch (Objekt).«
Oder der Verursacher wird durch das Passiv unterdrückt, indem das Thema / das Objekt zum Subjekt wird.
Passivierung: »Das Buch wird [von mir] gelesen.«

 

Das bringt uns zu ...

Wie du siehst, sind Passivkonstruktionen kein Rätsel und das Wort ›wurde‹ ist keine 100% Garantie, dass es sich um eine Passivierung handelt.

Zudem ist es auch kein dramatischer Fehler das Passiv zu verwenden. Es ist nur eine andere Art, um zu zeigen, wer die Aktion auslöst und mit wem / was geschieht.

Aber halt, sicherlich müssen Passivierungen ein Manko haben, wenn so viele Schreibratgeber warnen, es zu benutzen. Vielleicht ist dir das erste Indiz beim Lesen des oberen Beispiels aufgefallen.
Wenn wir im Passiv schreiben, dann wird das Objekt meist weggelassen, weil es bereits impliziert wird. Außerdem klingt es merkwürdig zu sagen: ›Das Buch wird von mir gelesen‹.

 

Probleme von Passivierungen

Selbst bei diesem einfachen Beispiel lassen sich die ersten Probleme von Passivierungen erkennen, deswegen tauchen wir tiefer in die Materie.

Weiter im zweiten Teil: ›Passiv vs. Aktiv Teil 2: Passive Action = keine Action?‹)



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Melanie Naumann ist die erste zertifizierte deutsche Story Grid Lektorin. Sie ist die Gründerin von Storyanalyse.de und gab die Leitung von Storyanalyse im Dezember 2021 an die Geschichtenhebamme Eva Maria Nielsen ab. Melanie arbeitet seither vorwiegend mit Songwritern zusammen, um ihnen zu helfen, die Power of Storytelling für ihre Songtexte zu nutzen.

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Kommentare 1


Claudia L.

17. Dezember 2020

Ein schöner Ansatz! Im ersten Satz ist ein Artikel zu viel (was mir auch jederzeit passieren kann). Viele Grüße Claudia