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Das falsche Tempo kann eine gute Geschichte ruinieren, genauso wie das richtige Tempo sie verbessern wird. Entweder erzählst du zu langsam oder zu schnell. Da es nur diese zwei Kategorien gibt, sollte es einfach sein, eine Schwachstelle in deinem Text schnell zu finden und die Szene zu überarbeiten.
Aber es ist so: Du wirst das Problem schnell finden, aber um es zu beheben, brauchst du ein wenig mehr Zeit als einen schnellen Fix. Wenn das Tempo der Szene zu langsam ist, ist oft der Einsatz nicht hoch genug. Oder du hast die Szene nicht gut geschnitten, mit einem direkten Einstieg und einem fesselnden Cliffhanger. Das Problem kann auch die Struktur deiner Geschichte sein.
Wenn dein Tempo nicht so ist, wie du es gerne hättest, musst du zuerst herausfinden, wo das Problem liegt.
Es gibt viele Gründe, die zu einem langsamen Tempo beitragen können. Ein langsames Tempo schmeckt wie eine versalzene Suppe. Denn in solch einer Szene hast du meistens mit zu viel von etwas gewürzt. Das hat die Szene versalzen. Zu viel Salz in der Suppe bedeutet:
Der Leser muss sich durch zu viel von etwas quälen, um zur eigentlichen Geschichte zu kommen.
Je mehr unnötige Wörter du hinzufügst, desto langsamer wird dein Tempo. Darum weise ich beim stilistischen Lektorat auch immer auf Füllwörter, Redundanzen und Adverbien und Adjektive, die man entbehren kann, hin. Denn all das sind die üblichen Verdächtigen für eine zu wortreiche Szene oder ein zu langes Manuskript.
In diesem Artikel schauen wir uns erst einmal an, wie du das Tempo steigern kannst. Im nächsten Artikel machen wir es dann umgekehrt, da geht es darum, wie du deinem Leser durch ein langsameres Erzähltempo Pausen und auch tiefere Gefühle schenken kannst. Und wie immer: Es gibt Umsetzungstipps für dich, damit du alle sofort in die Praxis umsetzen kannst.
Beschreibungen: Achte auf lange beschreibende Passagen, vor allem, wenn die Szene rasant sein soll oder viel Action enthält. Beschreibungen verlangsamen das Tempo. Schneide sie zurück oder streue die Beschreibungen hier und da unter die Handlung, um das Tempo zu erhöhen.
Dialoge: Während Dialoge in der Regel schnell sind, bremsen Leute, die über nichts reden, die Geschichte aus. Achte auf Sätze, die nichts zur Geschichte beitragen, wie z. B. Begrüßungen und Verabschiedungen oder einzelne Fragen, die nur dazu da sind, jemanden am Reden zu halten: "Du glaubst nicht, was Anna gesagt hat." "Was? Sag es mir!" "Sie hat gesagt ..." "Was? Sag's mir!" Solche Worthülsen können gestrichen werden.
Verinnerlichung: Innere Monologe und Überlegungen haben ihren Platz in jeder Geschichte, aber pass auf: Wenn sie sich wie eine unangenehme Pause zwischen den Dialogzeilen lesen, ist es an der Zeit, nicht mehr so viel nachzudenken. Besonders schlimm ist es, wenn sie den natürlichen Gesprächsfluss unterbrechen und die Leser*innen sogar vergessen lassen, was die letzte Zeile des Dialogs war oder worauf der/die Sprecher*in antwortet. Sie grinste. "Na, das können wir doch nicht zulassen, oder?" (Jemand denkt zwei Absätze lang darüber nach) "Nein, das können wir ganz sicher nicht." Wenn der Dialog und die Antwort schnell und direkt nacheinander kommen sollen, solltest du nicht viele Gedanken (oder etwas anderes) dazwischen schieben.
Bühnenregie: Wenn du jede Bewegung einer Figur beschreibst, dauert es länger, sie zu lesen, als wenn sie sie tatsächlich macht. Überspringe die offensichtlichen Handlungen oder die Dinge, die nichts zur Szene beitragen. „Sie schloss die Tür auf und trat ein, dann stieß sie die Tür mit ihrer Hüfte zu. Seufzend durchquerte sie den Raum, zog ihre Jacke und ihren Hut aus und hängte sie an den Ständer im Foyer, bevor sie ihre Schuhe auszog.“ Du merkst schon: Komm hier in die Handlung. Sei auch besonders vorsichtig bei Stellen, wo eine Figur spricht, sich bewegt, spricht, sich bewegt, spricht, alles im selben Absatz. "Sie schloss die Tür auf und trat ein, Klara direkt hinter ihr. "Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht gehen kann, wenn sie ihre Hausaufgaben nicht fertig macht." Sie stieß die Tür mit ihrer Hüfte zu. "Sie hat natürlich einen Wutanfall bekommen", sagte sie, während sie den Raum durchquerte, ihre Jacke und ihren Hut auszog und sie auf den Ständer im Foyer hängte. "Aber das Mädchen muss lernen, Verantwortung zu übernehmen." Sie trat ihre Schuhe aus." Spürst du, wie sehr du hier durch die „Regie“ das Tempo drosselst. Außerdem wird es dem Leser schwerfallen, dem Text zu folgen. Vertrau auf die Fantasie des Lesers, der die Leerstellen in deinem Text bunt anmalt und dies auch gerne selbst macht.
Charakter-Check: Manchmal ist eine Figur nicht "in" der Szene, selbst wenn sie es ist. Der Leser fühlt sich distanziert, als würde er die Szene aus der Ferne beobachten. Das passiert in der Regel, wenn der Perspektivträger wenig verinnerlicht hat oder sich persönlich einbringt. Wir sehen, wie sie handeln, wissen aber nicht wirklich, warum oder wieso es wichtig ist, sodass wir keine Verbindung zu ihnen aufbauen können. Oft kommt die Motivation für die Handlung nicht rüber. Versuche, mehr innere Gedanken und emotionale Reaktionen einzufügen, damit die Leser*innen die Motivation der Figur verstehen und wissen, warum sie tut, was sie tut. Schau dir hier noch einmal an, was die Wants und Needs deiner Figur sind und auch dein Genre.
Ziel-Check: Wenn sich eine gut geschriebene Szene in die Länge zieht, liegt das meistens an einem Zielproblem. Die Protagonistin oder der Protagonist ergreift keine Initiative, sie oder er will nichts aus tiefstem Herzen und die Leserinnen und Leser sehen nur zu, wie sie oder er ihren Tag verbringt. Versuche, ein starkes Ziel in die Szene einzubauen, damit die Protagonisten aktiv versuchen, etwas zu erreichen.
Kontrolliere die Einsätze: Der nächste große Fehler ist das Fehlen eines Einsatzes. Der Protagonist handelt, er hat ein Ziel, aber den Lesern ist es egal, ob er es erreicht oder nicht. Versuche, die Konsequenzen des Ziels auf einer persönlichen Ebene zu zeigen. Gib den Lesern etwas, worüber sie sich Sorgen machen können, während sich die Szene entfaltet.
Manchmal ist die Struktur das Problem. Wie wir unsere Geschichte aufteilen, beeinflusst, wie sie sich liest. Hier kannst du dir diese Problembereiche anschauen:
Schlechte Szenen- oder Kapitelabschlüsse: Kapitel enden in der Regel mit einer ungelösten Frage oder einem offenen Punkt. Wenn das Kapitel einfach aufhört, ohne den Leser zum Weiterlesen zu verleiten, fühlt sich die Geschichte nicht so an, als würde sie irgendwo hinführen. Versuche, deine Szene oder dein Kapitel an einem Höhepunkt der Spannung zu beenden. Achte auf Zeilen, in denen etwas offen bleibt, und auf Stellen, an denen der Leser wissen will, wie es weitergeht.
Nicht genug Szenenwechsel: Ein Mangel an Szeneunterbrechungen kann ein Hinweis darauf sein, dass die Geschichte durch unnötige Überleitungsbeschreibungen verzögert wird. Zum Beispiel Reisen, um irgendwohin zu gelangen, oder Füllmaterial zwischen Szenen, wo die Protagonisten den Ort wechseln.
Achte auf Zusammenfassungen zwischen den Ereignissen. Wahrscheinlich kannst du sie weglassen und die Szene unterbrechen. Wenn zwischen den Ereignissen nichts Interessantes passiert, ist es nicht nötig, es zu zeigen.
Eva Maria Nielsen ist Story-Grid-Lektorin, Autorencoach und gehört zum Team des Bookerfly Clubs. Wenn sie nicht gerade Romane schreibt, unterrichtet und coacht sie andere Autorinnen und Autoren, wie sie ihr Handwerk verbessern können. Sie ist die Gründerin des Bookerfly Buchclubs für Autoren. Du kannst mich regelmäßig auf dem Bookerfly Podcast hören - zusammen mit meinen wunderbaren Kolleginnen. Erhältst du schon meinen Newsletter? Wenn nicht, dann geht es hier entlang.