Drei Gründe, warum deine Leser das Interesse an deiner Geschichte verlieren. (Teil 1)


Wir wollen Geschichten in die Welt tragen, die etwas ganz Besonderes sind. In dieser Artikelreihe nenne ich dir drei typische Schwachstellen in den Szenen und zeige dir, wie du sie beheben kannst.

Eine schwache Szene muss nicht das Ende sein ...

Eine schwache Szene muss nicht das Ende deines Romans bedeuten. Aber trotzdem solltest du sie überarbeiten oder streichen.

Es ist viel einfacher, eine schwache Szene zu erkennen als eine langweilige. Schwache Szenen haben in der Regel Probleme, die entweder uns oder unseren Kritikern oder Beta-Lesern auffallen. Aber langweilige Szenen? Sie verstecken sich gern und bleiben gerade so weit unter unserem Radar, dass sie nicht überarbeitet werden, weil sie wie eine vollkommen gute Szene wirken. Sie funktionieren, aber eben nicht so gut, wie sie sollten.

Woran erkennst du, ob deine Szene deine Leser langweilt?

Das ist schwierig. Schließlich kannst du deinen Lesern nicht über die Schulter schauen. Du weißt nicht, was genau bei ihnen ankommt, was sie fühlen, während sie lesen. 
Was du aber in jedem Fall machen solltest, bevor du deinen Text ins Lektorat oder an einen Verlag schickst: Bitte deine Beta-Leser, dir zu sagen, wann und wo sie eine Szene überfliegen oder eine Szene sie nicht fesselt. 
Oder versuche herauszufinden, wo in deinem Manuskript du dich selbst gelangweilt hast – erst beim Schreiben und dann beim Lesen des überarbeiteten Textes.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich werde selten müde, die starken Szenen beim Überarbeiten noch einmal zu lesen. Und noch einmal und noch einmal … weil sie so gut geworden sind, weil ich mich so freue, weil ich immer noch etwas mehr Potenzial aus diesem Text herauskitzeln will. So eine Szene ist wie ein Diamant, der noch mehr zum Strahlen gebracht werden kann. 
Tatsache ist: Die anderen Passagen, die gut, aber nicht großartig sind, werden in der Regel übersehen, denn technisch gesehen gibt es an ihnen nichts auszusetzen. Ich habe einfach nicht das Bedürfnis, sie noch einmal zu lesen - und das ist ein rotes Fähnchen dafür, dass es ein „diese Szene ist etwas langweilig"-Problem geben könnte. 
Ich verrate dir jetzt und in den zwei kommenden Artikeln die drei häufigsten Gründe, warum deine Leser das Interesse an deiner Geschichte verlieren könnten:

Sie interessieren sich nicht für den Ausgang der Szene

Es ist ganz einfach: Wenn die Leser sich nicht dafür interessieren, was als Nächstes passiert, fühlen sie sich auch nicht dazu veranlasst, weiterzulesen. Sie überfliegen den Text, verpassen Hinweise, die für den weiteren Verlauf der Geschichte wichtig sind, und springen vielleicht sogar zum nächsten Kapitel oder zur nächsten Szene.
Wenn dein Leser sich nicht für die Geschichte interessiert, liegt das meistens daran, dass es nichts gibt, was sie neugierig macht. Sie wissen (oder glauben zu wissen), dass die Szene genau so ablaufen wird, wie sie es erwarten, und dass den Figuren nichts Schlimmes zustoßen wird. Die Szene ist nur ein notwendiger Schritt, um die Antwort auf die Frage der Geschichte zu bekommen, aber wenn die Szene nicht da wäre, würden sie am Ende trotzdem ihre Antwort bekommen. Das ist fatal. 
Was kannst du tun, um deinen Leser zu ködern?

 Erhöhe den Einsatz, damit die Leser sich Sorgen machen, was als Nächstes passieren wird.

Meistens ist eine Szene langweilig ist, weil kein Einsatz vorhanden ist. Wenn nichts auf dem Spiel steht, wenn dein Protagonist nicht wirklich oder heftig scheitern kann, dann spielt es keine Rolle, ob der Protagonist Erfolg hat oder nicht. Suche nach Möglichkeiten, das Risiko und die Konsequenzen zu erhöhen, wenn der Protagonist sein Ziel nicht erreicht. Wie das geht, kannst du hier lesen.

 

Verschärfe den Konflikt, damit die Aufgabe schwieriger und damit unvorhersehbarer wird.

 

Ein weiterer Grund, warum die Leser das Buch zur Seite legen, ist ein fehlender Konflikt in der Szene. Wenn es nichts gibt, was deinen Protagonisten von seinem Ziel abhält, muss der Leser nicht befürchten, dass er es nicht erreichen wird. 
Aber Vorsicht: Baue niemals Hinweise ein, die keinen Einfluss auf das Ergebnis haben. Wenn der Konflikt nur eine Verzögerungstaktik ist und sich nicht auf den Ausgang der Szene auswirkt, ist er genauso langweilig, wie wenn es gar keinen Konflikt gäbe. Erfahre hier, warum Geschichten - auch jede Szene - Konflikte brauchen. 

 

Achte darum immer darauf, dass die Szene für den größeren Plot, den Handlungsbogen oder die Geschichte (oder alle drei) von Bedeutung ist.

 

Manchmal fügen wir eine Hintergrundgeschichte ein. Aber es ändert nichts an der Geschichte selbst. Dein Lackmus-Test: Wenn du die Szene herausnimmst und sie sich nicht auf den Ausgang der Geschichte auswirkt, ist das ein Warnsignal. Die Szene ist für das Buch wahrscheinlich nicht wichtig. Mein Tipp: Bringen Sie sie entweder in Ordnung oder streiche sie. Im Fachjargon heißt das auch so schön: Kill your Darlings. Als Lektorin weiß ich, dass meine Autorinnen danach immer mich am liebsten um die Ecke bringen würden. Aber ich sage es ihnen trozdem, denn ich liebe gute Geschichten.
 
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