Dialog-Tags richtig nutzen


In diesem Beitrag erhältst du einen Überblick, warum »er/sie sagte« meist die beste Wahl darstellt und wann man diesen Begleitsatz vermeiden sollte.

zuletzt bearbeitet am 30. Nov 2021

veröffentlicht am 27. Apr 2018 von Eva Maria Nielsen

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Kommentierende Begleitsätze

Kommentierende Begleitsätze - Dialog-Tags richtig nutzen


Inhaltsübersicht

Was sind kommentierende Begleitsätze?

Welche Arten von Dialog-Tags gibt es?

Den Inhalt der Aussage beschreiben

Klang/Sound – Hervorrufen der oralen/hörbaren Qualität der Sprache.

Die Umstände des Gesagten beschreiben

Dialog-Tags und Verben der Aktion.

 

Was sind kommentierende Begleitsätze?

Kommentierende Begleitsätze in Romanen sind Anhängsel an die direkte oder indirekte Rede. Man schreibt, wie etwas gesagt wird, und/oder wer etwas sagte.

»Ich bin wegen dir durch den Regen gerannt«, sagte sie.
»Hast du keinen Schirm«, fragte er.

Im Internet gibt es viele Beiträge zum Thema der kommentierenden Begleitsätzen oder Dialog-Tags, wie man sie auch bezeichnen kann. Doch die Meinungen zu ihrem Gebrauch unterscheiden sich beinah so sehr, wie Schwarz von Weiß.

 

Schwarz & Weiß

Auf der einen Seite vertreten Autoren die Auffassung, dass Varianz die Königsdisziplin wäre. Jeder Fetzen von direkter Rede wird mit einem ausgefallenen Dialog-Tag versehen. Vielleicht wollen sie ihr riesiges Vokabular demonstrieren oder glauben, dass Wiederholungen bei Dialog-Tags zu einem unschönen Stil führen.

Auf der anderen Seite gibt es Autoren, die der Meinung sind, dass jedes andere Wort außer »sagte/fragte« vollkommen übertrieben sei, und dass die Art, wie etwas gesagt wird, aus dem Dialog selbst hervorgehen muss.

 

Natürlich kann man bei dieser Diskussion weder Weiß noch Schwarz sehen. Jedoch sollte man die feinen Unterschiede kennen, die einem erlauben, die Stellen bei Dialogen zu bestimmen, die mit einem unsichtbaren »sagte« auskommen, und welche man mit wörtlicher Eleganz bereichern kann.

 

Welche Arten von Dialog-Tags gibt es?

Klang/Sound – Hervorrufen der oralen/hörbaren Qualität der Sprache.

Dieses Dialog-Tag kann gelegentlich sehr nützlich sein, um den Leser den Moment miterleben zu lassen.

»Ich hasse dich«, flüsterte sie.
Diese Aussage unterscheidet sich von: »Ich hasse dich«, schrie sie.

Aber es geht nicht immer um die Lautstärke:

»Land in Sicht«, keuchte sie.
Diese Aussage ist anders als: »Land in Sicht«, sang sie.

Solche kommentierenden Begleitsätze können auch behilflich sein, um eine unterschwellige Botschaft auszudrücken, z.B. um einer Person und ihrem Charakter mehr Dimension zu geben:

»Ich helfe dir«, murmelte sie.
Diese Aussage klingt anders, als wenn die Figur es verkündet.

 

Den Inhalt der Aussage beschreiben

Wenn das Gesagte nicht wie im oberen Beispiel durch die Betonung eine andere Aussagekraft erhält, sollte man ein erklärendes Dialog-Tag weglassen. Hier gilt dasselbe Prinzip wie von ›Zeigen, statt beschreiben‹ sowie dem guten Stil, Dopplungen zu vermeiden.

Beispiele:

»Ich würde ihn nicht heiraten, selbst wenn er wie Brad Pitt aussähe«, scherzte sie.

»Wenn du das tust, schmeiß ich dich ins Wasser«, drohte er.

»Atome sind die Bausteine, aus denen alle festen, flüssigen oder gasförmigen Stoffe bestehen«, lehrte er.

»Gut gemacht«, kommentierte sie.

»Bestimmt nicht«, argumentierte er.

»Das macht mein Bruder immer«, erklärte er.

»Mach dir keine Sorgen«, beruhigte sie ihn.

»Ich kenne es eben nicht anders«, rechtfertigte sie sich.

 

Diese Dialog-Tags erklären etwas, was wir bereits gezeigt bekommen haben. Sie sind somit überflüssig. Wie alles Überflüssige schwächen Anhängsel dieser Art genau das, was sie verstärken sollten.

Die Faustregel von ›Zeigen, nicht beschreiben‹ gilt meist wie folgt:

In den meisten Fällen muss man etwas nicht zeigen und gleichzeitig auch beschreiben.


Manche Dialog-Tags sind eine Mischung aus beschreiben und zeigen.

Sie beschreiben den Inhalt der Aussage, besitzen jedoch eine hörbare Qualität.
Stimmgewohnheiten stammen von der Figur in der Aktion: beschwerte er sich, spottete sie, paffte er.

Solltest du einer dieser Dialog-Tags einsetzen wollen, versichere dich, dass keine Dopplung zwischen Gesagtem und dem kommentierenden Begleitsatz auftaucht.
Wer an dem Punkt ist, etwas nicht in der Aussage oder einer Aktion verpacken zu können, darf sich eines erklärenden Dialog-Tags bedienen.

 

Anders sieht es aus, wenn eine Spannung zwischen Aussage und Intonation besteht.

Hier sollte man die Kraft der kommentierenden Begleitsätze nutzen:

»Natürlich mache ich das«, schnauzte sie ihn an.

Ebenso kann die Suche nach sinnträchtigen Dialog-Tags die Gefahr mit sich bringen, etwas zu übertreiben. Sicherlich gibt es für viele Regeln Ausnahmen, aber ich wage zu behaupten nicht in diesem Fall:

»Mach das nicht«, kommandierte sie ihn (Teilweise kann »herumkommandieren« auch eine hörbare Qualität zugesprochen werden, obwohl es mehr beschreibt).

»Ich tu das, wie ich will«, protestierte sie. (Dialog-Tag beschreibt Inhalt des Gesagten.)

»Besser Sie machen Überstunden, wenn ich Sie befördern soll«, verhandelte er. (Einfach nur schrecklich, vor allem weil das ausgefallene Verb ›verhandeln‹ nicht passt, weil es ein direktes Objekt benötigt.)

 

Die Umstände des Gesagten beschreiben

»Irgendein Idiot hat meinen Wagen gerammt«, log er.

›Lügen‹ kann man in diesem Beispiel verwenden, sofern man vorher nicht gezeigt hat, dass er selbst irgendwo angefahren ist. Sollte der Leser jedoch bereits wissen, dass er lügt, dann ist das Anhängsel ›log er‹ überflüssig.

Aufmerksam sollte man hier aber gegenüber der psychischen Distanz und dem gewählten Erzähler sein: Hat der Erzähler Zugriff auf das Wissen, dass die Aussage eine Lüge ist?

Außerdem werden Dialog-Tags durch das Empfinden des Erzählers gefiltert, z.B. »Mach hin«, befahl sie. Je nachdem, wer der Erzähler ist, kann er es als Befehl auffassen, während ein anderer sich angegriffen oder ermutigt fühlt.

 

Dialog-Tags sind Verben, welche die Art des Gesagten beschreiben sollen.

Lächeln ist keine Art zu reden, genauso wenig wie kichern, schluchzen, weinen, seufzen, herumkommandieren oder verhandeln. Diese Worte sind eigenständige Aktionen.

Deswegen sollte es nie heißen:

»Gerne doch«, lachte sie.
Besser: »Gerne doch«, sagte sie und lachte.

Sie lachte, »Gerne doch«.
Besser: Sie lachte. »Gerne doch.«

Mancher Einsatz von kommentierenden Begleitsätzen hängt von dem Geschmack des Autors und seiner Erzählstimme ab.

 

Persönlich bin ich ein Freund von ›weniger ist mehr‹.
Der Leser soll anhand des Gesagten bereits wissen, wie es gesagt wird. Der Effekt und das Erleben der Szene können somit viel intensiver sein, als ein ständiger Wechsel von Dialog-Tags, die so verschieden sind, dass der Leser immer wieder darüber stolpert.



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Melanie Naumann ist die erste zertifizierte deutsche Story Grid Lektorin. Sie ist die Gründerin von Storyanalyse.de und gab die Leitung von Storyanalyse im Dezember 2021 an die Geschichtenhebamme Eva Maria Nielsen ab. Melanie arbeitet seither vorwiegend mit Songwritern zusammen, um ihnen zu helfen, die Power of Storytelling für ihre Songtexte zu nutzen.

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