Kennst du dieses Gefühl? Du blubberst vor Ideen, sie ploppen in deinem Kopf auf wie Lottobälle und viele scheinen auch gut und brauchbar zu sein. Aber du bist dir nicht sicher: Sind sie wirklich gut? Sind sie stark genug für einen ganzen Roman? Haben sie genug Fleisch und Blut, um eine spannende Geschichte in die Welt zu tragen? Für die andere Menschen ihre Lebenszeit opfern, weil sie gut unterhalten werden wollen?
Die Frage ist doch die: Kann man die guten Ideen von den schlechten zu unterscheiden? Wie erkennt man die Ideen, die reif sind von denen, die noch eine Weile in der Ideenmappe reifen müssen? Oder die, die doch lieber auf dem Geschichtenkompost entsorgt werden sollten, um Nährboden für neue tolle Ideen zu sein? Gibt es einen Trick?
Ja, natürlich gibt es den.
Es gibt die Ideen-Lackmus-Methode. Erst einmal gibt es die Story Grid Methode, mit der ich als Lektorin eine Geschichte prüfe. Wenn du ein Manuskript oder Szenenanalyse vornimmst, kannst du dir viel Arbeit und Frust beim Schreiben und Überarbeiten ersparen und sicherstellen, dass du alle wichtigen Szenen deines Genres in deinem Manuskript hast. Kennst du schon die obligatorischen Szenen deines Genres?
Doch nicht immer brauchst du einen Story Grid Lektor. Oft reicht es, Anfangs selbst die Idee genau unter die Lupe zu nehmen. Denn ja, ganz sicher: Es gibt Kriterien, um zu erkennen, ob deine Idee gut ist. Meine Antwort ist eindeutig ja! Du ersparst dir eine Menge Arbeit und wirst keinen ersten Entwurf schreiben, um ihn dann auf den Friedhof der verschollen Texte zu begraben.
Und es ist gut, dass du dir diese Frage stellst. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als eine Menge Zeit und Energie in eine Geschichte zu verschwenden, die nirgendwo hinführt, egal, ob wir sie schreiben oder lesen. Und das noch neben Familie und Brotjob, in frühen Morgenstunden und spät in der Nacht. Aus meiner Praxis als Schreibcoach und Lektorin weiß ich: Vielen fällt es schwer, zu entscheiden, ob ihre Geschichte es wert ist, erzählt zu werden.
Aber die Wahrheit ist: Nicht jede Idee ist es wert, aufgeschrieben zu werden.
Doch glücklicherweise kannst du deine Idee für deinen Roman zu „testen“, bevor du den ersten Entwurf schreibst. Und im heutigen Beitrag habe ich zwei Übungen, die genau das zum Ziel haben.
Also, lass uns gemeinsam arbeiten und in die faszinierende Welt der Geschichten eintauchen!
Schritt 1: Schreib die Storyline deiner Geschichte.
Eine Storyline fasst den Kern deines Buches in 1-2 Sätzen zusammen:
Wer ist die Hauptfigur? Was ist der Konflikt? Was steht überhaupt auf dem Spiel?
In der Storyline geht es um das WER, WO, WAS und WARUM deiner Geschichte, aber nicht um das WIE.
Bevor du deine Storyline schreibst, schau dir doch einfach mal ein paar bekannte Beispiele aus Büchern oder Filmen an. Da kannst du viel lernen.
Jurassic Park: Während eines Stromausfalls in einem Themenpark laufen geklonte Dinosaurier-Exponate Amok und die Sicherheit der Menschen steht auf dem Spiel.
Das Schweigen der Lämmer: Die FBI Agentin Clarice Starling muss sich einem inhaftierten und manipulativen Mörder anvertrauen, um mit seiner Hilfe einen Serienmörder zu fassen.
Jetzt bist du dran:
Schreib die Storyline für dein Buch. Beschränke dich auf 1-2 Sätze. Wenn du fertig bist, frag dich und Menschen aus deinem Umgangskreis: Klingt diese Geschichte interessant? Hätte ich Lust, das zu lesen?
Lautet die Antwort ja? Dann darfst du mit der nächsten Übung weitermachen. Wenn die Antwort nein ist, solltest du entweder deine Storyline neu schreiben und dich dabei auf die interessantesten Teile deiner Geschichte konzentrieren,oder eine andere Idee auswählen, mit der du arbeiten möchtest.
Schritt 2: Schreib den Elevator Pitch deiner Geschichte.
Dein Elevator Pitch ist länger als die Storyline. Der Elevator Pitch ist eine Zusammenfassung deiner Geschichte und besteht aus ca. 250 Wörtern, aber er sollte auch nicht zu lang sein. Was muss er abdecken? Den Hauptkonflikt und die Herausforderungen des Protagonisten, aber nicht das Ende der Geschichte. Er erinnert ein wenig an die Klappentexte, die zum Kauf der Bücher anregen wollen. Oder an die Zusammenfassung, die du in dein Exposé schreiben würdest, wenn du dein Manuskript einem Agenten oder Verlag schicken willst.
Um einen knackigen Elevator Pitch zu schreiben, beantworte einfach diese Fragen: Um wen geht es in dieser Geschichte? Wie ist die Situation? Wo spielt die Geschichte? Warum spielt es eine Rolle?
Der Protagonist: WER ist deine Hauptfigur? Was macht diesen Charakter einzigartig? Was will dieser Charakter zu Beginn der Geschichte?
Der Konflikt: WIE ist die Situation? Wer oder was steht dem Protagonisten im Weg, damit er sein Ziel nicht erreicht?
Die Einsätze: WARUM ist das wichtig? Was steht auf dem Spiel, wenn dein Protagonist seine Ziele nicht erreicht? Was ist das Schlimmste, was passieren wird? Was wird der Erfolg oder Misserfolg für den Protagonisten bedeuten?
Das Setting: WO spielt die Geschichte?
Hier ein wenig Inspiration aus Filmen und Büchern:
Die Tribute von Panem von Suzanne Collins
Jedes Jahr zwingt das grausame Kapitol in Panem die zwölf Außenbezirke einen Jungen und ein Mädchen im Alter zwischen zwölf und achtzehn Jahren zu den jährlichen Hungerspielen zu schicken. Dort kämpfen sie auf Leben und Tod im Live-Fernsehen.
Die 16-jährige Katniss Everdeen betrachtet das als Todesurteil. Trotzdem tritt sie vor, um den Platz ihrer Schwester bei den Spielen einzunehmen. Aber Katniss war schon früher dem Tod nahe. Das Überleben ist für sie selbstverständlich. Ohne es wirklich zu wollen, wird sie zur Anführerin. Wenn sie gewinnen will, muss sie Entscheidungen treffen, die das Überleben gegen die Menschlichkeit und das Leben gegen die Liebe abwägen. (106Wörter)
Harry Potter und der Orden des Phönix von J.K. Rowling
Etwas verfolgt Harry Potter in seinen Träumen. Warum sonst sollte er mitten in der Nacht aufwachen und vor Angst schreien?Und was verbirgt sich hinter der Tür am Ende des stillen Korridors?
Vieles wird Harry in seinem fünften Jahr auf Hogwarts erleben: Sein neuer Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste hat eine Persönlichkeit wie vergifteter Honig. Ebenso gibt es eine große Überraschung im Gryffindor Quidditch-Team. Harry sorgt sich Sorgen wegen der Prüfungen, aber all diese Dinge verblassen neben der wachsenden Bedrohung durch den, der nicht genannt werden darf – eine Bedrohung, die weder die magische Regierung noch die Behörden in Hogwarts aufhalten können.
Während die Dunkelheit immer mehr zunimmt, entdeckt Harry, wie stark seine Freunde sind, was Loyalität bedeutet und wie hoch der Preis großer Opfer ist.
Von ihnen allen hängt sein Schicksal ab. (143 Wörter)
Jetzt bist du dran:
Schreib eine Zusammenfassung deiner Geschichte. Schreib nicht mehr als 250 Wörter. Wenn du fertig bist, frage dich und andere: Klingt diese Geschichte für mich interessant? Würde ich das lesen wollen?
Wenn die Antwort ja ist, bist du wahrscheinlich bereit, mit dem Schreiben des ersten Entwurfs zu beginnen!
Wenn die Antwort jedoch nein lautet, musst du deinen Elevator Pitch neu schreiben und dich auf die wichtigsten Teile deiner Geschichte konzentrieren. Sorge dafür, dass sich die Handlung deiner Geschichte auf das globale Genres konzentriert. In einer Romanze wäre die zentrale Handlung beispielsweise die romantische Beziehung zwischen den beiden Charakteren. Hier kannst du mehr über das globale Genre lesen. https://storyanalyse.de/blog/genre/mein-genre-finden/
Bonustips für dich
Wenn du dir nicht die Zeit nimmst, deine Ideen zu konkretisieren, kann es passieren, dass du mitten in einem Entwurf stecken bleibst. Im schlimmsten Fall erzählst du die Geschichten nie zu Ende.
Ich hoffe, dass ich dir helfen konnte, deine Story-Idee zu testen, damit du sie jetzt voller Freude schreiben kannst. Aber wenn dir diese Übungen schwer gefallen sind, gib nicht auf!
Schau dir die Beschreibungen der Filme auf imdb.com (der Internet-Filmdatenbank) an, wo du lernst, wie du einen 2-stündigen Film deines Genres in ein oder zwei Sätzen zusammenfasst.
Stöbere bei Amazon und lass dich von den Beschreibungen deiner Lieblingsbücher inspirieren. Du wirst schnell Muster erkennen und verstehen, wie du diese auf deine eigene Geschichte anwendest.
Jetzt hast du schon den ersten Schritt getan, um eine Geschichte zu schreiben, die funktioniert. Benötigst du Hilfe bei deinem Buchprojet, dann wende dich an Autorenkollegen oder arbeite mit einem professionellen Buchcoach zusammen. Du bist nicht allein!
Ich freue mich auf deine Geschichten.
Deine Eva Maria