Von Generation zu Generation: Drei Geheimtipps für fesselnde Familiensagas


Gerade jetzt im Urlaub habe ich wieder zwei Familiensagas gelesen, beide von Autorinnen, die ich bisher nicht kannte. Als ich Katja Majbachs Buch: Das Haus unter den Zypressen lass, sind mir drei Dinge aufgefallen, die eine gute Geschichte braucht und die ich als Learning für dich mitgenommen habe.

Drei Geheimtipps für fesselnde Familiensagas

Die Stimmen werden verschwörerischer und leiser, fast wispern sie.

Das ist das Zeichen, dass etwas Spannendes erzählt wird, was nicht für meine Ohren bestimmt ist.

Ich hocke am Küchentisch und jetzt tue ich nur so, als ob ich lesen würde, während die Erwachsenen sich unterhalten. Spätestens jetzt muss ich zuhören.

Denn jetzt kommen die Dramen des Lebens auf den Tisch.

Die Tabus der Familien, die gebrochen wurden.

All das, worüber man nur hinter vorgehaltener Hand spricht.

Und all das, was so spannend ist.

Und manchmal auch so unwahrscheinlich viel Lust aufs Leben macht.

 

Die Magie der Tabus

Kennst du das auch?

Diesen Sog, in die Untiefen der Gesellschaft oder der Familien einzutauchen?

Hinter die feine Fassade zu schauen?

Einen Blick in die Wirklichkeit zu erhaschen?

Von Menschen zu hören, die den Mut hatten, ihr Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen?

Oder von Menschen, die trotz Widerständen ihren Weg voller Mut gingen?

Und die sich immer wieder aufrappelten?

Bei mir hat sich diese Faszination seit meiner Kindheit nicht geändert. 

 

Familiensagas - fesselnde Geschichten über mehrere Generationen

Gerade jetzt im Urlaub habe ich wieder zwei Familiensagas gelesen, beide von Autorinnen, die ich bisher nicht kannte.

Als ich Katja Majbachs Buch: Das Haus unter den Zypressen lass, sind mir drei Dinge aufgefallen, die eine gute Geschichte braucht und die ich als Learning für dich mitgenommen habe.

 

1. Komplexe Geschichten brauchen eine Erzähllökonomie

"Das Haus unter den Zypressen" spannt sich über Jahrzehnte, eben wie eine gute Familiensaga sich immer über mehrere Generationen und Jahrzehnte spannt. Wenn du so eine komplexe Geschichte schreibst, musst du ökonomisieren.

Du musst zusammenfassen durch telling, d.h. einfach berichten und mit dem berichten Brücken bauen für das showing.

Das hat Katja Maybach gut gemacht. Sie zeigt in vielen kleinen Szenen, ohne viel zu erklären, worum es geht: Bsp. als Lucas Mutter klar und deutlich sagt, dass eine putana (Hure – in diesem Fall aber keine Frau die ihren Körper verkaufte, sondern eine Mutter mit einem unehelichem Kind), nicht in ihren Kreisen erwünscht ist.

In einer so komplexen Erzählung geht es um eine ausgewogene Mischung: Die Autorin muss berichten, Informationen zusammenfassen (Bsp. politische Ereignisse, die für die Handlung wichtig sind) und so Brücken bauen und Platz schafffen für das szenische erzählen.

 

2. Versteckte Hinweise auf den ersten Seiten 

Du brauchst Hinweise, die schon von den ersten Seiten an auf das Ende der Geschichte verweisen.

Bei Maybach sind es die rosaroten Margueriten, die immer wieder auftauchen. Wer sie zur Beerdigung geschickt hat und was sie bedeuten, das erfährt der Leser erst am Schluss des Buches.Und zwar, als die Protagonistin die große Frage des Anfangs beantwortet bekommt:

Warum hat meine Großmutter die Familie verlassen und keinen Kontakt zu meiner Mutter gehabt?

Dieses Rätsel trägt die ganze Geschichte  – die gleichzeitig ein Zeitzeugnis des italienische Faschismus und der nachfolgenden Frauenbefreiung ist.

Die Protagonistin ist oft nahe dran, die Frage beantwortet zu bekommen, aber dann haut ihr das Leben wieder einen Knüppel zwischen die Beine, z.B. indem die Großmutter erschossen wird, kurz bevor sie ihrer Enkelin ihre Version der Ereignisse erzählen kann.

So passiert viel auf den Seiten, Dinge, die die Protagonistin herausfordern und zu einer selbstbewussten Frau heranreifen lassen.

Aber die Ausgangsfrage ist nicht beantwortet. Bevor diese nicht beantwortet ist, kann weder der Leser das Buch befriedigt zuschlagen, noch die Protagonistin Frieden machen mit ihren Wurzeln und frei leben.

Solange muss die Autorin die Geschichte weiterspinnen.

Sie muss die Verheißung vom Anfang am Ende einlösen.

Das ist das Gesetz einer guten Geschcihte.

 

3. Spannung entsteht durch Kürze

Maybach hat viele kurze und dialoglastige Szenen. Das sorgt für Spannung und Erzähltempo, vor allem auch in dem innere und äußere Herausforderungen die Protagonistin herausfordern.

Die Ereignisse erinnern sehr an das, was viele von uns kennen: Wir verpassen Möglichkeiten zur Versöhnung oder Austausch, und dann verhindert das Leben, den Faden wieder aufzunehmen.

Die verletzte Großmutter und auch der konservative Großvater sterben, bevor sie ihrer Enkelin ihre Geschichte erzählt haben. Sie braucht aber alles Puzzelteile und dieses Wissen,  um sich als Mensch zu entfalten.

Übrigens, noch ein Bonustipp: Protagonisten mit inneren und äußeren Herausforderungen sind die authentischsten Figuren.

 

Faszinieren dich auch die Geheimnisse von Familien? Die dunklen Seiten, die oft vertuscht werden? Wenn nicht, dann nutze zumindest die Möglichkeit, das, was wirklich wichtig ist, den Menschen zu sagen, die dir etwas bedeuten. Damit du nichts Ungesagtes oder Ungeschriebenes mit ins Grab nimmst. 

 

Kontaktiere mich, wenn du an einer Zusammenarbeit interessiert bist und mit mir eine Familiesaga schreiben möchtest..Eva Maria Nielsen ist Story-Grid-Lektorin, Autorencoach und gehört zum Team des Bookerfly Clubs. Wenn sie nicht gerade Romane schreibt, unterrichtet und coacht sie andere Autorinnen und Autoren, wie sie ihr Handwerk verbessern können. Sie ist die Gründerin des Bookerfly Buchclubs für Autoren. Du kannst sie regelmäßig auf dem Bookerfly Podcast hören - zusammen mit ihren wunderbaren Kolleginnen. Erhältst du schon den Newsletter? Wenn nicht, dann geht es hier entlang.