Inhaltsübersicht
Verstehe die emotionale Wirkung der Zeichensetzung
All das, was wir mit dem gesprochenen Wort durch Intonation, Lautstärke, Betonung und Geschwindigkeit ausdrücken können, verliert sich im geschriebenen Wort.
So verhält es sich auch, wenn wir Angesicht zu Angesicht mit jemanden sprechen.
Hier spielt unsere Körperhaltung wie auch Mimik, Gestik und selbst das nicht gesprochene Wort eine Rolle. Wir interpretieren das Aussehen unseres Gegenübers und gleichen ihn mit all den Schubladen ab, in denen unsere Erfahrung und unsere Glaubenssätze stecken.
Beim Schreiben ist es die Kunst all das, was wir in der Kommunikation unterbewusst wahrnehmen, genauso verständlich zu vermitteln.
Dabei ist das, was unterbewusst in der Kommunikation geschieht, wie der Teil eines Eisberges, der unter Wasser versteckt ist.
Es gibt verschiedene Satzzeichen, die helfen, die Art wie wir etwas sagen wollen, zu betonen.
Dabei gilt es wie bei allen Stilmitteln, dass wir nichts zu oft verwenden sollten, weil es sonst seine Wirkung verliert.
Die Auslassungspunkte
Das sind die drei Punkte, die in der Typografie als Ellipse bezeichnet werden.
Gerne werden diese mit drei einzelnen Punkten (. . .) dargestellt, dabei ist es ein eigenes Zeichen – der Dreipunkt, der auch als einzelnes Zeichen verwendet werden sollte (…).
Einsatz von der Ellipse
Immer dann, wenn wir etwas weglassen (auslassen), nutzen wir dieses Zeichen.
Wenn die Ellipse einen Teil eines Wortes ersetzen soll, wird der Dreipunkt ohne Leerzeichen an den letzten Buchstaben des Wortes angefügt.
»Du bist doch nicht ganz bei Tro…«
Wird jedoch ein Satzteil durch die Auslassungspunkte ersetzt, setzt man ein Leerzeichen zwischen das letzte Wort und den Dreipunkt.
»Was ich dir sagen wollte, ist …«
Wird der Dreipunkt an einem Satzende verwendet und der Dialog geht nach dieser Auslassung weiter, dann entfällt der Schlußpunkt des Satzes.
»Ich dachte, ich könnte ihn … Es tut mir leid, das ist nur ein Hirngespinst.«
Bitte verwende die Auslassungspunkte mit Bedacht.
Andernfalls werden sie an der Stelle zu schwach sein, die wirklich von diesem Satzzeichen profitieren würde.
Verstehe die emotionale Wirkung der Zeichensetzung.
Wenn wir beim Lesen auf ein Komma treffen, pausieren wir.
Begegnen wir einem Semikolon, stoppen wir einen Moment länger.
Ein Doppelpunkt hält uns noch mehr auf.
Bei einem Gedankenstrich bereiten wir uns auf einen unterbrechenden Gedanken vor.
Beim Schlusspunkt halten wir an.
Zerstör mit deinen Satzzeichen den Erzähltraum nicht!
Wenn wir nun zu viele Auslassungspunkte verwenden, stört dieses Zeichen den optischen Lesefluss des Lesers.
Denn diese vielen Haltestellen und visuellen Unterbrechungen lassen den Leser aus seinem Lesetraum ›erwachen‹.
Als Autoren wollen wir, dass der Leser so in unserer Geschichte gefangen ist, dass er alles um sich herum vergisst.
Warum sollten wir den Leser mit einer Vielzahl an Satzzeichen so aus dem Lesefluss bringen, dass er immer wieder zum Anhalten gezwungen wird? Das wäre ja beinahe so, als würden wir im Auto sitzen und die Ampeln stehen abwechselnd auf Gelb und Rot, so kommen wir ja nie in Fahrt.
Bietest du dem Leser zu viele Haltestellen und Unterbrechungen an, wird er das Buch beiseitelegen und womöglich nicht weiter lesen.
Beispiel aus meinem Roman: Der Fedora Attentäter.
Hier spricht der Attentäter über seine Kindheit.
Buchversion:
»Bitte verstehe, ich bin ein verstoßenes Kind. Ich bin ein Bastler, der weniger mit Muskelmasse als mit Grips gesegnet ist. Mein Vater sah nichts in mir: Ich bin nie gekrabbelt, mit fünf hab ich mir jedes Mal mit dem Rückstoß seines Revolvers die Nase blutig geschlagen und mit zehn bin ich mit seinem Bentley durch die Schlachtgasse einer Fleischerei gerast. Daraufhin hat er mich an einen Mann abgegeben, der zu gern von meinen Plänen hörte und sie noch lieber verspottete … nur dein Mann erkannte meine wahre Größe.«
Satzzeichen Überschuss:
»Bitte verstehe … ich bin ein verstoßenes Kind – ein Bastler, der weniger mit Muskelmasse als mit Grips gesegnet ist. Mein Vater sah nichts in mir: Ich bin nie gekrabbelt; mit fünf hab ich mir jedes Mal mit dem Rückstoß seines Revolvers die Nase blutig geschlagen und mit zehn bin ich mit seinem Bentley durch die Schlachtgasse einer Fleischerei gerast … Daraufhin hat er mich an einen Mann abgegeben, der zu gern von meinen Plänen hörte … und sie noch lieber verspottete … nur dein Mann erkannte meine wahre Größe.«
©Melanie Naumann
Wie setzt du Satzzeichen als Stilmittel ein?
Teile deine Gedanken gern in den Kommentaren =)