Der Sog des Bösen oder der Archetyp des Schurken


Schurken zu sind oft sperrige und schwierige Figuren. Wir wollen, dass unsere Bösewichte überlebensgroß sind, aber auch nicht übertreiben. Der Schurke muss den Helden bedrohen, ihn aber weder töten noch vor dem Ende besiegen.  Da Schurken dies auf unterschiedliche Weise erfüllen, kann es eine Hilfe sein, wenn wir unsere Taktik an den jeweiligen Schurken anpassen. Ich zeige dir jetzt erschiedene Schurken und wie jeder von ihnen funktioniert: den Schattenherrscher, den zwiespältigen Prinzen, den falschen Freund, den Schmeichler und die verbitterte Nemesis.

Der Sog des Bösen oder der Archetyp des Schurken

Schurken zu sind oft sperrige und schwierige Figuren. Wir wollen, dass unsere Bösewichte überlebensgroß sind, aber auch nicht übertreiben. Der Schurke muss den Helden bedrohen, ihn aber weder töten noch vor dem Ende besiegen. 

Da Schurken dies auf unterschiedliche Weise erfüllt, kann es eine Hilfe sein, wenn wir unsere Taktik an den jeweiligen Schurken anpassen.

Ich zeige dir jetzt verschiedene Schurken und wie jeder von ihnen funktioniert: den Schattenherrscher, den zwiespältigen Prinzen, den falschen Freund, den Schmeichler und die verbitterte Nemesis.

 

Der Schattenherrscher

Der Schattenherrscher ist ein majestätischer und mächtiger Bösewicht, der über ein großes Königreich oder Imperium herrscht. Schattenherrscher sind mysteriös, geheimnisvoll und üben oft eine dunkle Magie aus.

Ihre Aura des Schreckens und ihre heimtückischen Pläne sollen Ehrfurcht und Angst beim Publikum hervorrufen. Ein typischer Schattenherrscher ist der Imperator Palpatine in Star Wars – wenn er auf seinem Thron sitzt, liegt sein Gesicht fast immer im Schatten.

 

Umsetzungstipp

Halte die Schattenseite des Schattenherrschers bis zum Höhepunkt der Geschichte geheim.

Zeige seine Macht, Bosheit und sein Charisma durch gut ausgearbeitete Untergebene, die sein verlängerter Arm sind und Angst versprühen.

Du brauchst Schergen auf verschiedenen Ebenen, von Fußsoldaten bis hin zu gefürchteten Generälen. Der Imperator Palpatin hat Sturmtruppen, Kommandanten, eine kaiserliche Garde und Sith wie Darth Vader. 

Sauron im Der Herr der Ringe hat Goblins, Orks, Trolle und Saruman. So haben die Helden mit verschiedenen Bösewichten zu bekämpfen, bis sie auf dem Höhepunkt den Schattenherrscher erreichen.

 

  

 

Der widersprüchliche Prinz

Der widersprüchliche Prinz ist ein charmanter Schurke mit einem persönlichen Konflikt.

Er ist oft ein Freund des Helden oder hat eine ähnliche Hintergrundgeschichte. Der Prinz hat sowohl gute als auch böse Seiten in sich und ist in der Regel ein Nebencharakter.

Beispiele dafür sind Zuko aus Avatar: The Last Airbender, Kylo Ren in der Star Wars-Fortsetzungstrilogie und Catwoman in vielen Batman-Geschichten. 

 

Umsetzungstipp

Um den Prinzen überzeugend darzustellen, ist es wichtig, ihm eine glaubwürdige Motivation zu geben, die die Leser verstehen.

Außerdem solltest du den Konflikt und die Entwicklungen zwischen dem widersprüchlichen Prinzen und dem Helden besonders spannend gestalten.

Willst du, dass die Lesenden Sympathie für ihn empfinden, dann gib ihm eine tragische Hintergrundgeschichte. Vielleicht hat der Schattenherrscher ihn adoptiert, nachdem seine Familie ermordet wurde. Oder der Schattenherrscher könnte grausam zu ihm gewesen sein.

Wenn dein widersprüchlicher Prinz der Liga der Bösen beitritt, ist eine tragische Vorgeschichte die beste Lösung. Vielleicht wurde der Prinz rücksichtslos, um ein größeres Übel zu bekämpfen, das seinen Clan bedroht oder zerstört hat.

Im Allgemeinen ist es in Ordnung, wenn der widersprüchliche Prinz einen Teil der Armee des Schattenherrschers anführt und Gebiete erobert und besetzt. Allerdings ist es wichtig, dass er keine Zivilbevölkerung tötet., keine Städte oder Gebäude in Brand setzt, in denen sich noch Menschen befinden.

Und bitte lass ihn nie Figuren töten, die die Leser lieben und ins Herz geschlossen haben. Im Zweifelsfall kannst du dich auf Verletzungen und Entführungen beschränken.

Stelle sicher, dass er die Verantwortung für seine Taten übernimmt und tatsächlich etwas tut, um den Schaden wiedergutzumachen, den er verursacht hat.

 

Der untreue Freund

Der untreue Freund ist ein ehemaliger Verbündeter des Helden, der sich jedoch für den Pfad des Bösen entschieden hat.

Diese Figur ist oft gerissen, hinterhältig und emotional verletzt wie Kuvira aus Avatar: The Legend of Korra.Du brauchst diese Figur, um den Helden zu entwickeln und Drama zu erzeugen.

Der Held kann mit denselben schlechten Entscheidungen in Versuchung geführt werden, die der untreue Freund getroffen hat - oft wird dieser den Helden sogar in Versuchung führen.

Durch den untreuen Freund erahnt der Leser, was passiert, wenn der Held einen dunklen Weg einschlägt.

 

Umsetzungstipp

Um den untreuen Freund überzeugend darzustellen, ist es wichtig, die Ursachen für seinen Wandel in der Persönlichkeit und Geschichte des Charakters zu verankern. Zeige seine Zweifel, Schwächen und Konflikte, um eine emotionale Verbindung zu schaffen.

Gib dem untreuen Freund Schwächen, bevor er zum Antagonisten wird. Wenn diese Schwächen noch nicht sehr ausgeprägt sind, bevor der Freund zum Bösewicht wird, musst du es einfach halten.

Vielleicht ist er dafür bekannt, dass er immer erfolgreich ist, egal wie schwierig seine Mission ist. Er würde alles zu tun, was nötig ist. Das bedeutet, dass er eher zu extremen Maßnahmen greifen wird, als ein Scheitern zu akzeptieren.

Zeige die Widersprüche in der Persönlichkeit auf. Vielleicht ist er oder sie der perfekte kleine Engel für alle, aber in Wahrheit staut er alle negativen Gefühle in sich auf.

So eine Figur kann freundlich sein, zeigt aber auch Anzeichen von Egoismus. Sie benimmt sich vielleicht etwas daneben und wird wütend, wenn jemand sie zur Rechenschaft zieht. Oder sie ist wohlhabend und fühlt sich nur deswegen berechtigt, von anderen respektiert zu werden.

Danach ist es an der Zeit, dem Freund oder der Freundin einen Katalysator zu geben, damit es ihm oder ihr schlecht geht. Eine Notlage, die aus schrecklichen Ereignissen resultiert, könnte sie dazu bringen, extreme und unethische Maßnahmen zu ergreifen, um erfolgreich zu sein.

Vielleicht opfert sie Außenstehende, um ihr eigenes Team am Leben zu erhalten. Vielleicht wird sie paranoid aufgrund der Spione und beginnt, sich gegen ihre Mitstreiter zu wenden.

Vielleicht ist sie davon überzeugt, dass das alles nicht passiert wäre, wenn alle nur ihrem Beispiel gefolgt wären. Versucht sie vielleicht, die Kontrolle mit Gewalt an sich zu reißen?

 

Der Schmeichler

Der Schmeichler ist ein Scharlatan, er liebt die Bühne und das Rampenlicht; ist ein charmant und raffiniert auftretender Schurke, der seine bedrohliche Natur hinter einem warmen Lächeln und schmeichelnden Worten verbirgt.

Er ist oft selbstbewusst und kompetent, und sein Charisma ermöglicht es ihm, seine Ziele zu erreichen.

 

Umsetzungstipp

Der Schmeichler sollte über ausgeklügelte Pläne und Strategien verfügen, die den Helden und Lesergleichermaßen faszinieren. Achte darauf, dass er sowohl interessante Nebenziele verfolgt als auch den Helden in Versuchung führt.

Lass ihn gern einen mehrstufigen Plan verfolgen, der erfolgreich ist, bis der Held den Sieg schließlich auf dem Höhepunkt vereitelt. Der Held muss ja am Leben bleiben. Das bedeutet in der Regel, dass der Schmeichler nicht versucht, den Helden sofort zu Fall zu bringen. Stattdessen sollte er den Helden durch Manipulation und Geheimhaltung aus dem Weg schaffen.

Ein Schmeichler gibt oft vor, ein Verbündeter zu sein, bevor er sich als Schurken entpuppt. Die ersten Schritte seines Plans können darin bestehen, Macht zu erlangen, während sie im Geheimen genau die Probleme schafft, die sie und der Held bekämpfen.

So lernen der Held und das Publikum den Schurken kennen, bevor sein wahres Wesen enthüllt wird.

Lass den Schmeichler Nebenziele erreichen, ohne den Helden zu verletzen.

Unabhängig davon, der Schmeichler braucht Charisma. Es sollte selbstbewusst, ruhig und charmant sein. Mit seinem ausgeprägten sozialen Fähigkeiten kann er den Helden in Versuchung führen oder die Umstehenden davon überzeugen, dass er der Retter ist und der Held der wahre Schurke.

 

 

Die verbitterte Nemesis

Die verbitterte Nemesis ist ein Erzfeindin des Helden, die einen persönlichen Groll hegt und Rache sucht.

Diese Figur hat eine Vergangenheit mit dem Helden und einen persönliche Rechnung zu begleichen. Sie plant ihre Rache schon seit vielen Jahren, aber erst jetzt ist sie möglich geworden.

Vielleicht sind sie endlich alt genug, um zu kämpfen, oder sie hat erst jetzt herausgefunden, wo sich der Held versteckt oder sie hat einfach ein paar tolle neue Kräfte bekommen. In jedem Fall ist es ihre Aufgabe, dem Helden Leid zuzufügen und ihn mit seiner Vergangenheit in Konflikt zu bringen.

Ihre Motivation basiert oft auf vergangenen Ereignissen oder Taten des Helden.

 

Umsetzungstipp

Um die verbitterte Nemesis überzeugend darzustellen, sollte ihre Rache auf einer nachvollziehbaren Grundlage stehen. Zeige die Beziehung und Interaktionen zwischen der Nemesis und dem Helden und stelle sicher, dass der Konflikt eine emotionale Bedeutung hat.

Achte darauf, dass der Konflikt nicht zu früh eskaliert. Die Nemesis braucht ein vernünftiges Motiv für seine Rache.

Wenn dein Held in der Vergangenheit gute Taten vollbracht hat, fang dort an.

Hat dein Held etwas getan, das zum Untergang früherer Schurken geführt hat? Die Nemesis könnte das Kind des Schurken oder ein anderes Familienmitglied sein. Oder sie ist davon überzeugt, dass die Anschuldigungen gegen ihre Eltern falsch waren, und der Held eine Hexenjagd gegen sie geführt hat.

Du kannst diese Details ändern, damit sie zu deiner Geschichte passen. Vielleicht hat der Held geholfen, Umweltgesetze zu verabschieden, die zum Scheitern eines umweltschädlichen Unternehmens geführt haben. Der Nemesis könnte dieses Unternehmen geleitet haben.

Wenn du willst, dass dein Held mit Schuldgefühlen zu kämpfen hat, suche stattdessen nach Unbeteiligten, die bei früheren Konflikten verletzt wurden. Du willst Situationen, in denen die Handlungen des Helden zu Opfern führten, die nur schwer, aber nicht völlig unmöglich zu vermeiden waren.

Vielleicht musste der Held eine Quarantäne ausrufen oder eine zerstörerische Kraft entfesseln, um das Land zu retten. Das hat ein paar Menschenleben gekostet, aber viele weitere gerettet. Das Auftauchen der Nemesis kann den Helden dazu bringen, sich zu fragen, ob er nicht mehr hätte tun können.

Sobald das Motiv der Nemesis feststeht, musst du sie davon abhalten, den Helden sofort zu töten.

Wenn sie den Helden nicht nur töten, sondern ihm auch etwas wegnehmen wollen. Arbeite an Nebenzielen, bevor sie den Helden bekämpft.

Oft hilft es, wenn die Nemesis sich an mehreren Leuten rächen will als nur am Helden. So kann sie sich zuerst auf diese anderen Menschen konzentrieren.

Der Held sieht, dass alte Freunde sterben und erkennt, dass er bald dran sein wird. Das erhöht die Spannung. Dann könnte die Nemesis einige der Vermögenswerte des Helden zerstören und einen geliebten Menschen als Geisel nehmen, bevor die beiden kämpfen.

 

 

Schreibaufgabe:

 

  • Wähle einen der Schurken-Archetypen und erstelle eine Charakterbeschreibung.
  • Denke über seine Motivation, Stärken, Schwächen und Beziehung zum Helden nach. Beschreibe auch seine äußere Erscheinung und den besonderen Stil, den er hat.
  • Wie passt er in die Geschichte, die du schreibst, und wie beeinflusst er den Handlungsverlauf? Und vor allem was ist seine Backstory oder – was ist seine Wunder?
  • Kannst du auch einen mehrteiligen Plan aufstellen?

Erinnere  dich an die Eisberg-Theorie Hemingways. Du als Autor oder Autorin sieht den ganzen Eisberg der Backstory, der Leser aber nur das, was aus dem Wasser ragt. Aber er ahnt, dass darunter noch viel mehr ist. Und gerade da liegt der Reiz der Geschichte und die Tiefe deiner Figuren verborgen.  

 

Quellen

 Weitere Artikel zu den Archtypen

 

Eva Maria Nielsen ist Story-Grid-Lektorin, Autorencoach und gehört zum Team des Bookerfly Clubs. Wenn sie nicht gerade Romane schreibt, unterrichtet und coacht sie andere Autorinnen und Autoren, wie sie ihr Handwerk verbessern können. Sie ist die Gründerin des Bookerfly Buchclubs für Autoren. Du kannst sie regelmäßig auf dem Bookerfly Podcast hören - zusammen mit ihren wunderbaren Kolleginnen. Erhältst du schon den Newsletter? Wenn nicht, dann geht es hier entlang