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Wenn wir Buch-Menschen den Begriff Genre oder Gattung verwenden, beziehen wir uns in der Regel auf verschiedene Elemente.
Wir fragen uns: Was gehört in einen guten Liebesroman? Wie ist so ein Roman aufgebaut, damit die Leser an den Seiten kleben bleiben? Oder was macht einen fesselnden Thriller aus?
Verlage klassifizieren Bücher oft wieder anders. Da geht es um Marketing, wenn ein Buch z.Bsp. unter Literatur, Romantasy, Young Adult oder Fantasy eingeordnet wird.
Außerhalb des Story Grid wird der Begriff Genre oder Gattung oft verkaufstechnisch verwendet, während das Genre im Story Grid den Inhalt der Geschichte festlegt.
Story Grid Lektoren unterscheiden 12 Inhaltsgenres. Sie decken sich nicht immer mit den Bezeichnungen, die der Leser später auf dem Cover eines Buches findet. Es geht bei den Inhaltsgenres des Story Grid nicht um Verkaufsgenres der Verlage und Buchhandlungen, sondern um die Lesererwartungen, d.h. der Inhalt des Buches ist im Fokus. Was erwartete der Leser, wenn er eine Geschichte wie diese kauft?
Kennst du dein Inhaltsgenre, kannst du die Erwartungen deiner zukünftigen Leser erfüllen.
Shawn Coyne, der Gründer des Story Grid, sagt in seinem Buch THE STORY GRID: What Good Editors Know:
„Der einzige Weg, eine Geschichte zu schreiben, die funktioniert, ist, genau zu wissen, welches Genre du erforschst und genau das zu liefern, was von diesen Genres verlangt wird. Du musst wissen, was dein Leser erwartet, bevor du ihn zufriedenstellen kannst. Und ja, wenn du eine Geschichte schreibst, musst du an dein Publikum denken. Eine Geschichte bedeutet nichts, wenn sie nicht erlebt wird. Wenn du deine Arbeit besonders gut machst, wirst du das erreichen, wovon wir alle träumen: Du wirst die Erwartungen deines Publikums übertreffen. Du wirst sie nicht nur zufriedenstellen, sondern sie schockieren und elektrisieren. Und der Leser wird eine Erfahrung machen, die er nie vergessen wird.“
Jedes der zwölf Inhaltsgenres des Story Grid gibt den Ton an für das, was die Lesenden in der Geschichte erwarten dürfen und erleben werden. Man unterscheidet zwischen externen und internen Genres.
Externe Inhaltsgenres konzentrieren sich auf Veränderungen durch Kräfte außerhalb des Protagonisten. Die Geschichte wird durch äußere Faktoren angetrieben.
ACTION: Wie überwinde ich mächtige externe Kräfte, die andere unschuldige Opfer und mich töten wollen?
KRIEG: Wie sichern wir das Überleben unserer Gruppe und bewahren dabei unsere Menschlichkeit?
HORROR: Wie sichern wir unser Leben, unser Zuhause und unseren Halt in der Realität, wenn wir Opfer einer Manifestation unserer tiefsten Ängste werden oder einer transzendenten Macht gegenüberstehen, die mächtiger ist als wir?
KRIMI: Wie entlarvt man Abweichler von den Normen, Gesetzen und Kodizes der Gesellschaft und bestraft dann das Fehlverhalten, damit die Welt wieder in Balance gerät?
THRILLER: Wie gehen wir mit den allgegenwärtigen und oft unbegreiflichen Kräften des Bösen im Alltag um?
WESTERN: Ist das autonome, selbstverantwortliche Individuum in der Gesellschaft eine Gefahr für Recht und Ordnung oder notwendig, um die Machtlosen vor Tyrannei zu schützen?
LIEBE: Wie können wir einen Partner anziehen, Liebeskummer vermeiden und eine dauerhafte Beziehung ein Leben lang aufrechterhalten?
PERFPORMANCE: Wird der Protagonist/die Protagonistin alles Notwendige tun, um seine/ihre einzigartigen Gaben zu verfolgen und voll zum Ausdruck zu bringen, trotz körperlicher, psychologischer oder emotionaler Schwierigkeiten?
GESELLSCHAFT: Was tun wir im Angesicht der Tyrannei? Widersetzen wir uns ihr oder fügen wir uns?
Hier geht es nicht um äußere Herausforderungen, sondern primär um den inneren Kampf, das innere Wachstum und die inneren Dämonen des Protagonisten. Die internen Inhaltsgenres sind:
STATUS: Wird der Protagonist Zufriedenheit finden und die gesellschaftliche Definition von Erfolg erreichen, oder wird er seine persönliche Definition von Erfolg entdecken und annehmen und seinen Werten treu bleiben?
MORAL: Wenn er die Chance hat, sich selbstsüchtig oder altruistisch zu verhalten, wofür wird er sich entscheiden? Wird der Protagonist seine einzigartigen Gaben wie Wissen, Fähigkeiten und Willensstärke in den Dienst anderer oder nur in den Dienst seiner selbst stellen?
WELTANSICHT: Wie können wir Probleme lösen, die wir noch nicht verstehen, und mit Ereignissen umgehen, die unsere bestehenden Glaubensstrukturen nicht verarbeiten können?
Jedes Inhaltsgenre kann auf der Grundlage des Problems des Protagonisten in weitere Subgenres unterteilt werden. Die Subgenres zeigen eine tiefere Beziehung zwischen dem Protagonisten und der Leitidee der Geschichte und fügen der Geschichte neue Lesererwartungen hinzu.
Eva Maria Nielsen ist Story-Grid-Nerd, Autorencoach und gehört zum Team des Bookerfly Clubs. Wenn sie nicht gerade Romane schreibt, unterrichtet und coacht sie andere Autorinnen und Autoren, wie sie ihr Handwerk verbessern können. Sie ist die Gründerin des Bookerfly Buchclubs für Autoren. Du kannst sie regelmäßig auf dem Bookerfly Podcast hören - zusammen mit ihren wunderbaren Kolleginnen. Erhältst du schon den Newsletter? Wenn nicht, dann geht es hier entlang.