Warum Gladiator eine Geschichte über Status ist


Dieser Beitrag hilft dir, die innere Psyche deiner Romanfiguren besser zu verstehen. Vor allem, wenn sich deine Geschichte um Status dreht, solltest du die aufgeführten Beispiele lesen.

zuletzt bearbeitet am 30. Nov 2021

veröffentlicht am 01. Feb 2019 von Eva Maria Nielsen

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Das Status-Genre in Geschichten (Leitfaden)

Das Status-Genre in Geschichten (Leitfaden) - Warum Gladiator eine Geschichte über Status ist


Der Artikel ist Teil der Erkenntnisse des Story Grid.
© Story Grid Shawn Coyne und Rachelle Ramirez

 

Lass uns ausbrechen und mal nicht vordergründig an die Genres denken, bei denen immer ein externer Wert auf dem Spiel steht. Lass uns die Entwicklung einer Figur betrachten und wie eine Figur durch ihre Anstrengungen einen besseren Status in der Gesellschaft erzielen kann, ODER wie sie durch die eigenen Schwächen ihr Ansehen verlieren kann.

Status definiert sich als Anerkennung, Freude, Leben im Augenblick oder Schande. Klingt das nach dem Stoff, aus dem gute Geschichten gemacht sind? Ich kann dir sagen, es gibt viele Leser, die das Status-Genre lieben.

Oder was denkst du?

Magst du den Film ›Gladiator‹ mit Russel Crowe? Wenn ja, dann wird dich dieser Artikel interessieren, denn Gladiator ist entgegen allgemeiner Annahme kein Actionfilm, sondern gehört primär zum Status-Genre.
Im Folgenden gehe ich bei meinen Erklärungen zum Status-Genre daher auch immer wieder auf diesen Film ein, den ich als Beispiel für eine bessere Veranschaulichung dieses Genres nutze.

 

Inhalt

 

Was bedeutet Status?

Wenn wir Status für unsere Geschichten betrachten, ist Status weder ein Geburtsrecht noch kann man Status durch finanziellen Reichtum, Schönheit oder durch einen hohen IQ erhalten.

Status bedeutet Selbstrespekt.

Um das Status-Genre besser zu verstehen, muss man Klassenstatus und sozialen Status voneinander trennen. Soziale Klassen beziehen sich auf eine Bevölkerungsgruppe in einer wirtschaftlichen Hierarchie.

Status ist der Rang eines Individuums innerhalb einer sozialen Hierarchie.

Okay, das klingt komplex, aber jeder von uns kennst es doch: In unserer kleinen Autorengruppe haben wir einen hohen Status. Gehen wir allerdings zur Frankfurter Buchmesse, sind wir nur der kleine Autor von nebenan.

Aber weißt du was?

Status basiert auf dem eigenen Verhalten, der inneren Einstellung, dem Willen und dem Selbstwertgefühl.

Wir können unseren Status beeinflussen. Unser Status liegt in unserer Kontrolle.

Denk an Maximus von Gladiator. Man hat dem Legionär alles genommen – seinen militärischen Rang, seine Familie und seine Freiheit. Aber seine innere Einstellung (und natürlich sein kämpferisches Talent) half ihm, unter den anderen Gladiatoren und innerhalb seiner Verbündeten seinen Status zurückzugewinnen (nicht wie am Anfang, aber er hat den Respekt des römischen Volkes gewonnen und erhält immerhin seine Freiheit am Ende).

 

Wie können wir unseren Status ausbauen oder behalten?

Status durch Ansehen gewinnen

Ansehen gewinnt man, wenn wir selbst und auch wenn Andere unsere Fähigkeiten anerkennen, und/oder wir einen Wert für unsere Gemeinschaft besitzen. Ansehen kann man entweder durch Leistung oder Beziehung verbessern.

In Gladiator hat Maximus seinen Status schrittweise durch Ansehen aufgebaut. Erst innerhalb der Sklaven, dann bei den Gladiatoren und schließlich hat er das Ansehen des römischen Publikums gewonnen.

 

Status durch Macht erreichen

Andererseits kann man Status auch durch Macht erreichen.

Macht verlangt, dass man entweder physisch überlegen ist (schneller, stärker, größer, gewalttätiger) oder indem man einschüchternd auf andere wirkt (durch Drohungen und Mobbing).

Commodus gehört in diese Status-Kategorie. Man kann auch sagen, es ist die Status-Kategorie der Unbeliebten. Commodus hat zwar Macht, aber er hat kein Ansehen. Das ist ein großer Unterschied und bedeutet am Ende sogar seinen Fall. Hochmut kommt vor dem Fall – passt in dieser Geschichte perfekt.

 

Was ist der Reiz daran, eine Geschichte über Status zu schreiben?

Jeder Mensch hat seine eigenen Berührungspunkte mit Status. In manchen Bereichen werden wir für etwas angesehen, in anderen Bereichen sind wir noch ein unbedeutendes Nichts. Wer schafft es, die Politesse zu bequatschen, kein Ticket zu bekommen und wer erhält die nächste Gehaltserhöhung?

Bedürfnispyramide MaslowStatus-Geschichten sprechen uns an, weil Status ein Teil unseres Alltags ist. Wir alle wissen, dass ein guter Status Vorteile mit sich bringt, während uns ein niedriger Status einschränkt.

Es gehört zur menschlichen Natur, dass man nach einem besseren Status in allen Lebensbereichen strebt (sofern die Grundbedürfnisse gedeckt sind – siehe Bedürfnispyramide von Maslow). Der Kampf nach Statuserhalt und Statusgewinn und der Gefahr des Statusverlustes sind Herausforderungen, denen wir uns jeden Tag aufs Neue stellen müssen. Wir müssen uns immer wieder beweisen, damit wir unseren Status behalten oder um ihn nicht zu verlieren. Und wir müssen besser werden, um eine Chance auf einen besseren Status zu bekommen.


Ist das nicht schon guter Stoff für eine Geschichte?

 

Laut Shawn Coyne können Geschichten entweder wie ein Rezept aufgefasst werden oder wie eine Warnung.

Rezeptartige Geschichten: Sie zeigen uns, wie man seine Position in der sozialen Hierarchie behält oder verbessert – vor allem durch Ansehen. (Maximus)

Geschichten, die eher als Warnung gelten, enden meist nicht gut. Diese Geschichten zeigen uns, welche Entscheidungen und Aktionen in dem Verlust von Status enden. (Commodus)

Möchtest du nicht auch deinen Lesern ein Rezept in die Hand geben, wie sie ihre Träume erreichen und ihre Alpträume vermeiden können? (Gegenüberstellung wie bei Gladiator: Einer fällt und der andere steigt auf, nur um noch tiefer zu fallen).

 

Was braucht man für eine Status-Geschichte?

Die Erfahrung, die der Leser sucht, hilft diese Frage zu beantworten.

Zunächst müssen wir ein Thema für unseren Roman finden, denn wie bei unseren Romanfiguren gibt es Themen, Werte und Prinzipien, die wir mit Hilfe des Objekts des Verlangens festlegen können (bewusstes Ziel der Figuren) sowie mit Hilfe dessen, was wir denken, das es erfordert, unser Ziel zu erreichen (Aktionen, die Handlung vorantreiben).

Dann entwickeln wir Hindernisse (Charakterschwächen und Antagonisten), die wir besiegen müssen, um unsere Ziele zu erreichen (offenbart, dass sich die Figur verändern muss). Schließlich definieren unsere Taten den Charakter und legen fest, ob wir scheitern oder erfolgreich sein werden.

Je besser du diese Dinge im Griff hast, umso ansprechender wird dein Roman sein.

 

Warum Status-Geschichten so beliebt sind.

Wie bei jeder anderen Art von Romanen wählen wir Status-Geschichten aus, um bestimmte Emotionen zu spüren, ohne mit den Risiken im wahren Leben womöglich zu scheitern. (Mehr zur Bedeutung von Emotionen und Genre findest du in dem Artikel: Wie weiß ich, welchen Roman ich schreiben will?)

Nach Shawn Coyne besitzt das Status-Genre vier verschiedene Kategorien – sie alle unterscheiden sich durch ein bestimmtes Gefühl, das der Leser erfahren möchte. Außerdem definieren sie sich durch die Kombination des Anfangs- und Endpunktes des Protagonisten.

 

Was sind die 4 Kategorien des Status-Genres nach Shawn Coyne?

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Status: Erbärmlich

Status: Erbärmlich - Verlauf dieser Art von Geschichte

Diese Kategorie des Status-Genres beginnt für die Figur mit einem niedrigen Status und endet mit einem niedrigen Status.

Erbärmlich ist daher ein gutes Wort, um den untergebenen und schwachen Protagonisten zu beschreiben, der versucht aufzusteigen, aber doch wieder fällt. Der Hauptfigur wird es nicht gelingen, das zu bekommen, was sie will. Aber durch ein gewisses Maß an Aufopferung wird sie es schaffen, ein Stück dessen zu erhalten, was sie braucht.

Die Hauptemotion, welche diese Art von Geschichte für den Leser in sich trägt, ist Mitleid. (Filmbeispiel: Die Tragikkomödie: Little Miss Sunshine, Tess von den d’Urbervilles)

Falls der Protagonist durch all seine Aufopferung weder bekommt, was er will, noch was er braucht, kann der Leser nicht nur Mitleid für ihn empfinden, sondern er kann von der Handlung der Hauptfigur auch inspiriert werden – egal, wie hoch der Misserfolg gegen diese Art der Ungerechtigkeit ist. (Beispiel: Filmbiographie Milk)

 

 

Status: Tragisch

Status: Tragisch - Verlauf dieser Art von Geschichte

Diese Kategorie des Status-Genres beginnt für die Figur mit einem hohen Status und endet mit einem niedrigen Status.

Oder sagen wir es anhand der Figur: Eine fehlerbehaftete Figur versucht durch ihre Macht, weiter aufzusteigen oder ihre Statusposition zu behalten. In diesem Unterfangen begeht sie einen tragischen Fehler, der sie zum Misserfolg und zu einer gerechten Bestrafung verdammt.

Im Beispiel von Gladiator ist es Commodus, dessen Geschichte den tragischen Verlauf nimmt. Sein Fehler war es, dass er glaubte, dass er Maximus vor Beginn ihres Kampfes tödlich verletzen musste, um gegen ihn zu gewinnen, und um mit seinem sieg sein Ansehen zu vergrößern. Aber er hat Maximus unterschätzt. Er verliert den Kampf und seine gerechte Bestrafung ist sein eigener Tod.

Andere Beispiele sind: Eine amerikanische Tragödie von Theodore Dreiser sowie Haus Bellomont von Edith Wharton.

 

 

Status: Sentimental

Status: Sentimental - Verlauf dieser Art von Geschichte

Diese Kategorie des Status-Genres beginnt für die Figur mit einem niedrigen Status und endet mit einem hohen Status.

Dem untergebenen und schwachen Protagonisten gelingt es, trotz allem, einen besseren Status für sich zu schaffen. Die Hauptfigur erhält am Ende meist das, was sie will und braucht, aber natürlich nur durch die Opfer, die sie für ihre Ziele gemacht hat. Im Gegensatz zum tragischen Verlauf erhält die Hauptfigur ihren höheren Status nicht durch Macht, sondern durch Anerkennung/Ansehen.

Beispiele hierfür sind z.B. das Musical Annie oder der Kinder- und Jugendroman Der geheime Garten.

 

 

 

Status: Bewunderung

Status: Ansehen/Bewunderung - Verlauf dieser Art von Geschichte

Diese Kategorie des Status-Genres beginnt für die Figur mit einem hohen Status und endet mit einem hohen Status.

Maximus, der Protagonist aus dem Film Gladiator, gehört zu dieser Kategorie des Status-Genres. Durch seine Prinzipien gelingt es ihm, in seinem Status aufzusteigen, und das ohne viele Kompromisse. Die Hauptfigur bekommt am Ende das, was sie will, aber nur durch ein sehr großes Opfer. (Maximus erhält am Ende seine Freiheit zurück und kann endlich zu seiner Familie ins Jenseits, aber nur, weil sein Opfer sein eigener Tod war).

Der Protagonist gewinnt seinen Status größtenteils durch Anerkennung, wobei er auch Macht demonstrieren kann. Der Antiheld passt nicht in diese Kategorie.

Beispiele sind der Film Gladiator; Sara, die kleine Prinzessin sowie der Film Serpico.

 

Wie funktioniert es mit der Charakterisierung in Status-Geschichten?

Eine Figur, die vor allem nach einem besseren Status strebt, kann sich für eine von zwei Möglichkeiten entscheiden, wie sie zu mehr Status kommen will: Durch Macht oder durch Anerkennung.Wie ich bereits in meinen Beiträgen zu den Krisen geschrieben habe, definiert sich der Charakter einer Figur nicht durch das, was sie von sich vorgibt zu sein, was sie trägt oder wie sie redet. Es sind die Entscheidungen, die wir in Krisensituationen treffen, die den wahren Charakter eine Person zeigen.

Demnach sind es die Handlungen einer Figur, was sie tun und was sie nicht tun, die eine Person am besten beschreiben.

Eine Figur, die vor allem nach einem besseren Status strebt, kann sich für eine von zwei Möglichkeiten entscheiden, wie sie zu mehr Status kommen will: Durch Macht oder durch Anerkennung.

 

Macht oder Anerkennung?

Figuren, die ihren Status durch ihre Macht verfolgen, ...

... werden wahrscheinlich gern argumentieren und darauf abzielen, um jeden Preis zu gewinnen. Störrisch, trotzig und beschuldigend sind Eigenschaften, die gut zu ihnen passen. Will man sie etwas passiver darstellen, sind sie immer noch misstrauisch, gleichgültig, angespannt und passiv-aggressiv.

Wenn der Protagonist seinen Status durch Macht erhalten soll, dann braucht man zusätzlich andere Figuren, die ihm untergeben sind.

 

Figuren, die ihren Status durch Anerkennung verfolgen, ...

... sind eher offen, professionell, durchsetzungsfähig und forschend. Will man sie etwas passiver darstellen, sind sie freundlich, gesprächig, positiv und haben unrealistische Erwartungen.

Wenn der Protagonist Status durch Ansehen bekommen will, dann braucht man auch hier ander Figuren, welche die Figur bewundern.

 

Tipp: Wie bei Gladiator ist es gut, wenn sich Antagonist und Protagonist in ihrer Herangehensweise unterscheiden, wie sie Status erlangen wollen. Commodus versuchte es durch Macht, während Maximus seinen höheren Status durch Anerkennung erhielt. Das Gegenteil wäre z.B. der Film: The Social Network.

 

Kompromissbereitschaft und Durchsetzungsvermögen

Wie sich Kompromissbereitschaft und Durchsetzungsvermögen auf die Konflikte auswirken, kannst du dir in diesem Video ansehen oder einfach das Konfliktmodell von Thomas Kilmann googlen.

 

Ideen für das Status-Genre

  • Wenn du an einer Status-Geschichte interessiert bist, überlege, was mit einer Figur passieren kann, die viel Ansehen, aber wenig Macht hat? (Oft genutzt in Geschichten mit einem internen Status-Genre wie Maximus bei Gladiator oder wie bei der Actionstory mit Pete Mitchell von Top Gun).
  • Überlege, wie die Handlung deiner Geschichte aussehen würde, wenn die Hauptfigur viel Macht besäße, aber nur wenig Ansehen (Mark Zuckerberg von dem Film: The Social Network).
  • Wenn dein globales Genre Krieg oder Performance ist, wäre das Status Genre als internes Genre eine gute Kombination. Bekannte Beispiele dieser Kombination sind z.B. Rocky, Billy Elliot oder Big Night.

 

Für mehr Ideen zum Status-Genre lies Bücher oder schau Filme, die einen Protagonisten haben, der z.B. ein nach Erfolg strebender junger Streber ist; ein sozialer Schleimer, ein erbärmlicher Verlierer oder ein kompromissloser Held.

Tipp: Viele Status-Geschichten sind Komödien.

 

Lese Geschichten, die richtig gut bewertet worden sind, und finde heraus, was sie gemeinsam haben. Bei Filmen/Büchern, die nicht so gut ankamen, finde heraus, was ihnen fehlte. Wenn du diesen Vergleich anstellst, wirst du schon bald ein intuitives Gefühl dafür besitzen, was eine Status-Geschichte braucht.

 

Genre Roman Film Status Gladiator

Blicken wir noch einmal zurück:

Was ist eine Status-Geschichte?

»Die Status-Geschichte ist entweder eine Heldenreise oder bei mehreren Protagonisten ein Miniplot. Die Status-Geschichte gehört zu einem internen Genre, welches die soziale Beweglichkeit und die Natur des Erfolges erforscht ... Diese Art von Geschichte dreht sich um den Versuch eines Protagonisten, in seinem sozialen Status aufzusteigen, sowie um den Preis, den diese Person für seinen Aufstieg zahlen muss.« (Shawn Coyne)

 

Status-Geschichten handeln von einem Wandel des sozialen Standes. Sie werden von dem inneren Konflikt des Protagonisten angetrieben. Figuren in einer Status-Geschichte streben nach der Bestätigung von Anderen, denn sie brauchen Anerkennung und Selbstrespekt.

Global dreht sich diese Art von Geschichte um Erfolg und Misserfolg – und wie sich diese beiden Werte vom Anfang zum Ende für den Protagonisten wandeln.

Beachte, dass es eine Stufe gibt, die sogar noch schlimmer als Misserfolg ist. In jener tiefen Stufe verkauft man sich für etwas, dass nicht den eigenen Prinzipien entspricht, und man tut alles, um irgendwie an Anerkennung oder Macht zu gelangen. Dieses ›Sich-selbst-Verkaufen‹ ist also noch schlimmer als ein ehrenvoller Misserfolg. Es ist das Statusäquivalent von Verdammnis.

 Eine Geschichte über status dreht sich um Erfolg und Misserfolg – und wie sich diese beiden Werte vom Anfang zum Ende für den Protagonisten wandeln. (Pflichtszenen sind keine Ketten, die deine Kreativität einschränken. Sondern es sind die Eckpfeiler, die sicherstellen, dass du das Versprechen einhältst, was das Genre deines Romans dem Leser gibt.) Erfahre mehr über das Schreiben und Lektorieren von Romanen auf auf storyanalyse.de

Wie definiert sich Erfolg und Misserfolg für den Protagonisten?

Die Definition von Erfolg und Misserfolg in einer Status-Geschichte ist je nach Protagonist unterschiedlich. Die Bestimmung hängt vor allem von dem Punkt ab, wo der Protagonist seine Reise begann und was seine persönlichen Ziele sind.

In Gladiator beginnt die Geschichte mit Maximus, der als Heerführer jede Schlacht gegen die Germanen gewonnen hat. Er wird von seinen Soldaten angesehen und hat einen hohen Status unter ihnen. Aber er besitzt keine Freiheit, er gehört Rom.

Er ist ein Mann, der für seine Prinzipien einsteht, und das verursacht seinen Fall, als er sich Commodus widersetzt. Er verliert seine Familie, seinen militärischen Rang und sein Zuhause ... er wird zum Sklaven und Gladiator. Er möchte weiterhin seine Freiheit zurück. Er will mit seiner Familie wieder vereint werden.

Am Ende der Geschichte bekommt er, was er will. Er erhält seine Freiheit zurück. Sein Status ist durch die Anerkennung seiner Gladiatoren-Verbündeten und durch die Einwohner Roms so stark gestiegen, dass er seine Freiheit gewährt bekam. Im Kontext seiner Welt hat Maximus gewonnen. Er ist aufgestiegen.

 

Was ist die kontrollierende Idee in einer Status-Geschichte?

Die Botschaft ist die Lektion, die der Leser durch die Geschichte lernen soll. Diese kontrollierende Idee kann in einem Satz ausgedrückt werden, der das Argument herausfiltert, welches die Geschichte machen soll. Oder anders ausgedrückt, der Satz enthält die beiden Pole der Werteskala, um die sich die Geschichte dreht (Erfolg – Misserfolg) sowie den Grund des Wandels. (Mehr über kontrollierende Ideen kannst du hier lesen)


Für Status-Geschichten lautet die kontrollierende Idee:

Erfolg setzt ein, wenn die Person sich selbst treu bleibt, egal, ob sie einen höheren Status erreicht oder nicht.

Misserfolg tritt ein, wenn die Figur sich und ihre Prinzipien verkauft, um einen höheren Status zu erreichen.

Im Falle von Gladiator kann die kontrollierende Idee wie folgt lauten:

»Erfolg – zumindest im Jenseits – gilt als Belohnung für den Helden, der gewillt ist, für seine Prinzipien zu sterben.«

 

Was sind die Konventionen des Status-Genres?

Warum brauchen wir Konventionen überhaupt?

Shawn Coyne erklärt Konventionen wie folgt:

»Konventionen sind Elemente in einer Geschichte, welche vorhanden sein müssen oder der Leser wird verwirrt, verunsichert oder so gelangweilt, dass egal wie wohlklingend die Sätze sind, er das Buch weglegt. Konventionen sind keine Pflichtszenen, aber sie sind besondere Anforderungen an die Figuren der Geschichte und an die Methoden, wie man die Handlung vorantreibt (kleine Wendepunkte durch Offenbarungen, die da sein müssen, und welche durch den Autor diskret in die Geschichte gewebt werden können).«

 

Im letzten Beitrag bin ich auf die vier Kategorien des Status-Genres eingegangen. Diese vier Kategorien sind erbärmlich, tragisch, sentimental und Bewunderung. Jede dieser Kategorien hat ihre eigenen Konventionen, aber es gibt auch welche, die sie gemeinsam haben:

  • Es gibt eine starke Figur des Mentors, der dem Protagonisten lehrt, wie man Erfolg erreichen kann und wie man Misserfolg vermeidet, z.B. der Herrscher Marcus Aurelius in Gladiator.
  • Große soziale Probleme bilden den Subtext der Geschichte. (Rassismus, Frauenhass, Klassenunterschiede, ...)
  • Ein Vorbote oder Schwellenwächter, der auch nach Status strebt, sich aber dafür verkauft hat, warnt den Protagonisten mit einer Geschichte, was er nicht tun sollte, um Status zu erlangen.
  • Ein klarer Punkt, wo der Protagonist den Moment erreicht, wo er einsieht, dass er niemals dahin zurückkehren kann, wie es einst war.
  • Ein ironisches oder bittersüßes Ende = Der Protagonist gewinnt, aber verliert auch (Er bekommt, was er will, aber nicht das, was er braucht) oder verliert, aber gewinnt auch etwas (Er bekommt nicht das, was er will, aber dafür das, was er braucht). 

 

 

Was sind die Pflichtszenen in Geschichten, die sich um den Status der Figuren drehen?

Nach Shawn Coyne sind Pflichtszenen »die Szenen in einer Geschichte, welche die Erwartungen der Leser erfüllen, die durch die Konventionen des Genres vorbereitet werden.«

8 Pflichtszenen, die in jede Status-Geschichte gehören. (Pflichtszenen sind keine Ketten, die deine Kreativität einschränken. Sondern es sind die Eckpfeiler, die sicherstellen, dass du das Versprechen einhältst, was das Genre deines Romans dem Leser gibt.) Erfahre mehr über das Schreiben und Lektorieren von Romanen auf auf storyanalyse.deWenn man nur eine Pflichtszene weglässt, funktioniert die Geschichte nicht mehr.

Pflichtszenen sind keine Ketten, die deine Kreativität einschränken. Sondern es sind die Eckpfeiler, die sicherstellen, dass du das Versprechen einhältst, was das Genre deines Romans dem Leser gibt.

Tipp: Die Pflichtszenen orientieren sich meistens auch an den Etappen der Heldenreise von Vogler.

 

Das auslösende Ereignis fordert den Status quo des Protagonisten heraus und bedroht seine soziale Position.

Am Beispiel von Gladiator: Maximus gelingt es nicht, seine Familie zu retten. Er begräbt sie und es gibt nichts mehr für ihn, für das es sich zu leben lohnt. (Das ist die Herausforderung, die Maximus am Anfang bewältigen muss)

 

Der Protagonist verlässt sein vertrautes Umfeld und sucht nach seinem Glück oder er bleibt zuhause und folgt heimlich seinen Träumen.

Am Beispiel von Gladiator: Maximus erfährt, dass es zurück nach Rom geht, zu den Spielen des Imperators. Proximo erzählt Maximus seine Geschichte, wie es ihm gelang, als Gladiator seine Freiheit zu gewinnen und wie er vor dem Imperator stand, der ihm an der Schulter berührte. Maximus gesteht Proximo, dass er auch nach Rom will, um vor dem Kaiser zu stehen. (Maximus ist jetzt gewillt, als Gladiator zu siegen und das Publikum für sich zu gewinnen, sodass er Commodus gegenüber stehen kann).

 

Der Protagonist muss sich an die neuen Gegebenheiten anpassen, aber er vertraut alten Gewohnheiten und wird erniedrigt.

Am Beispiel von Gladiator: Als General und Heeresführer, deren Motto Stärke und Ehre ist, weigert sich Maximus, als Gladiator zu kämpfen und wird von den anderen Gladiatoren geschlagen. In der Arena tötet Maximus schnell, macht das Publikum sprachlos und wirft sein Schwert hin. ›Seid ihr noch nicht unterhalten?‹, aber die Masse liebt ihn trotzdem.

 

Der Protagonist findet heraus, nach was der Antagonist strebt und versucht, es selbst zu bekommen.

Am Beispiel von Gladiator: Lucilla sagt zu Maximus: ›Heute habe ich einen Sklaven gesehen, der mächtiger als der Herrscher Roms war ... der Pöbel ist Rom und solange Commodus den Pöbel kontrolliert, kontrolliert er alles.‹ Sie sagt Maximus, dass Commodus Feinde im Senat hat und bittet Maximus, sich mit einem von ihnen zu treffen. Aber Maximus lehnt ab und schickt sie weg. Erst als er seinen Kameraden Cicero sieht, erinnert er sich an seine Familie und spürt, dass sie bei ihm sind. Er stimmt zu, dass er sich mit dem Senator trifft. Somit treibt ihn nicht mehr nur die Rache an, sondern er versucht alles, um Rom zu helfen. Maximus strebt nun also auch nach der Anerkennung von Commodus’ Vater, so wie auch Commodus es noch tut.

 

Die erste Strategie, um den Antagonisten zu besiegen, schlägt fehl. Das liegt daran, dass der Antagonist in einer Status-Geschichte entweder mehr Macht oder einen höheren Status als der Protagonist hat ODER dass er den Protagonisten erpresst.

Am Beispiel von Gladiator: Maximus will Commodus töten, als er ihn im Colloseum sieht. Aber der Neffe von Commodus kommt dazwischen. Ebenso muss Maximus seinen Helm abnehmen und kann somit seine Identität nicht länger verstecken. Commodus will, dass Maximus umgebracht wird, aber Maximus hat den Pöbel bereits auf seiner Seite und darf weiterleben. Auch der zweite Plan geht schief, wo Lucilla und Senator Gracchus Maximus zu seinem Heer bringen will, damit sie Rom einnehmen können.

 

Während eines Alles-Ist-Verloren Moments realisiert der Protagonist, dass er seine Definition von Erfolg ändern muss oder er riskiert, dass er seine Prinzipien verliert. (Je nach Kategorie des Status-Genres kann es hier eintreten, dass sich der Protagonist verkauft und seine Prinzipien ignoriert).

Am Beispiel von Gladiator: Maximus ›Alles-ist-Verloren Moment ist, wenn er das Angebot von Lucilla ablehnt, den Senator Gracchus zu treffen. Er sagt, er wäre nur ein Sklave. Was könnte er schon für einen Unterschied machen? Sein Herz will Rache, mehr als das er sich auf sein Motto von Stärke und Ehre konzentriert. Aber nachdem Juba sagt: »Du hast einen bedeutenden Namen. Er muss erst einmal deinen Namen töten, bevor er dich töten kann« beginnt Maximus zu glauben, dass er doch etwas ausrichten kann. Dann sieht er Cicero mit den Gebetsstatuen und er sieht ein, dass er alles, was in seiner Macht steht, für Rom tun muss – und um den Wunsch von Marcus Aurelius zu ehren.

 

Das Kernereignis ist der Moment, wo der Protagonist gewillt ist, dass zu tun, was notwendig ist, um einen höheren Status zu erreichen, oder er lehnt die Welt ab, zu der er gehören wollte.

Am Beispiel von Gladiator: Maximus bekämpft Commodus, selbst als dieser ihn vor dem Kampf verletzt hat. Der Wille von Maximus für seine Sache einzustehen, überzeugt sogar Quintus, der Commodus kein zweites Schwert gibt. Maximus besiegt Commodus und tötet ihn. Und selbst, als er so nah dran ist, seine Familie wiederzusehen, bleibt er noch so lange am Leben, bis sicher ist, dass die anderen Gladiatoren befreit werden und Gracchus seinen Posten wiederbekommt. Immer noch als Diener Roms lässt Maximus nicht los, bis Lucilla ihm sagt, dass er zu seiner Familie gehen soll.

 

Der Protagonist rettet sich selbst oder verliert sich selbst im Kernereignis – basierend auf der eigenen Handlung.

Am Beispiel von Gladiator: Misserfolg ist besser, als sich zu verkaufen. Maximus verliert zwar sein Leben, aber er erhält seine Ehre zurück, indem er gegen Commodus kämpft. Maximus erfüllt den Wunsch von Marcus Aurelius und gewinnt die Ehre und die Liebe von Rom. Ein Held und Diener Roms bis zu seinem Tod und er wird mit seiner Familie belohnt, die ihm im Jenseits erwartet.

 

Tipp: Wenn du eine Geschichte über Status schreibst, dann teste die Werte und Prinzipien deines Protagonisten und lass ihn Misserfolge erleben. Nur durch Misserfolge wird dem Leser umso mehr klar, wie sehr eine Person an ihren Prinzipien festhalten kann oder wann sie gewillt ist, sich selbst zu verkaufen.

 

 

Analyse von Meisterwerken aus dem Status-Genre

Status Genre: Analyse von Meisterwerken Diese Analyse befasst sich mit den kleinen, aber feinen Unterschieden der Kategorien des Status-Genres.

Außerdem erhältst du eine detaillierte Auflistung der jeweiligen untergeordneten Kategorien zu dem internen Genre Status, inklusive Beispielen und Unterscheidungsmerkmalen.

In jedem Beitrag über Genre rate ich dir, dass du die Meisterwerke deines Genres findest und diese miteinander vergleichst, sodass du aus ihnen für deine eigene Geschichte lernen kannst. Dieser Vergleich kostet natürlich eine Menge Zeit, ist jedoch für ein einziges Genre machbar.

Im Folgenden möchte ich jedoch Beispiele zu den Kategorien der internen Genres anbringen. Da ich als Einzelperson nicht die Ressourcen für diese ausführliche Analyse besitze, und das Team von zertifizierten Story Grid Lektoren bereits eine Auflistung erarbeitet hat, möchte ich diese im Folgenden nutzen.

Disclaimer: Die folgende Auflistung orientiert sich an dem Beitrag ›Internal Genres – Part 1‹ von Kim Kessler, die eine Übersicht über die internen Genres erstellt hat. Ihre Ausarbeitung ist so detailliert und mit treffenden Beispielen bestückt, dass ich es nicht besser machen kann. Wer ihre Ausführungen lieber im englischen Original lesen möchte, einfach hier klicken: https://storygrid.com/internal-genres-part-1/

 

Status

Status – Erbärmlich

Darum geht’s: Wenn ein sympathischer Protagonist einen schwachen Charakter hat und zu naiv ist, um die Konsequenzen seiner Entscheidungen vorherzusehen, wird er Unglück erfahren, wenn ihn kein passender Mentor beiseitesteht. Dem Protagonisten wird es nicht gelingen, in seinem sozialen Ansehen aufzusteigen.

Tess von den d’Urbervilles – Roman von Thomas Hardy.

Das Meisterwerk: Tess von den d’Urbervilles – Roman von Thomas Hardy.
Dieser Roman ist eine Statusgeschichte in der Kategorie ›erbärmlich‹ mit einer externen Liebesgeschichte – Brautwerbung. Wer nicht den Roman lesen möchte, kann sich auch die BBC Serie ansehen.

Interne Elemente

Wer ist der Protagonist?
Tess ist eine naive junge Frau, die kaum Erfahrung mit der Welt außerhalb ihres Dorfes besitzt - dem eingeschlossen die Art, wie sich skrupellose Männer verhalten. Daher ist es für sie schwierig, die Konsequenzen ihrer Handlung vorherzusehen, sodass sie klügere Entscheidungen treffen könnte. Obwohl sie ein starkes Bewusstsein für richtig und falsch hat, wird ihr schwacher Wille oft besiegt. Diese Kombination macht sie sehr verletzlich für den Einfluss von Anderen.

Was erfährt der Protagonist?
Tess’s Unglück ist nicht ihre eigene Schuld, sondern geht aus den fahrlässigen und böswilligen Handlungen der Anderen hervor. All das, was ihre Mutter über die Welt und über Männer weiß, gibt sie nicht an Tess weiter. Eigentlich ist es sogar so, dass die Mutter die Ignoranz von Tess ausnutzt, um sie unter Druck zu setzen und in gefährliche Umstände zu bringen.

Was ist das Ergebnis dieser Erfahrung?
Der Versuch von Tess im sozialen Ansehen aufzusteigen, indem sie ihren Eltern entkommt und Angel heiratet, schlägt fehl, weil sie als Kriminelle erhängt wird. Für sie endet ihr Versuch also mit dem Tod.

Was empfindet das Publikum über diesen Ausgang?
Wir empfinden Mitleid für Tess, weil sie die Umstände nicht kontrollieren kann, die sich gegen sie auftürmen. Manchmal hofft man, dass sie ihrem Unglück noch entkommen kann. Aber diese Hoffnung wird enttäuscht.

Aussage zu Ursache und Wirkung
Tess, eine naive Frau, die sich leicht von anderen beeinflussen lässt und unerfahren gegenüber der Art und Weise von skrupellosen Männern ist, wird von einem Missbrauch treibenden Mann verfolgt, der die Armut ihrer Mutter gegen sie einsetzt. In ihrer Verzweiflung tötet Tess den Mann und wird dafür hingerichtet.

Gedanken zu der Geschichte von der zertifizierten Story Grid Lektorin Leslie Watts
»Diese Geschichte macht mich nachdenklich. Tess hatte nie eine Chance. Unglück hängt nicht von irgendeinem bösen Glauben ihrerseits ab und hat auch nichts damit zu tun, ob sie es verdient oder nicht. Tess begeht Fehler, wenn sie glaubt, dass sie keine andere Wahl hat. Wenn diese Geschichte als Warnung gedacht ist, frage ich mich, wen Thomas Hardy warnen möchte? Es scheint, dass es ein Weckruf an potenzielle Mentoren ist, dass sie ihren Teil dazu beitragen, den verletzlichen Mitgliedern der Gesellschaft zu helfen.«

 


 

Status – Gefühlvoll

Darum geht’s: Wenn ein sympathischer Protagonist mit einem festen Willen, aber einer naiven Weltanschauung, einer Herausforderung oder einer Möglichkeit begegnet, und dazu einen unterstützenden Mentor mit einer starken Moral an seiner Seite hat, kann der Protagonist in seinem sozialen Ansehen aufsteigen.

Rocky - Die Chance seines Lebens

Das Meisterwerk: der US-amerikanischer Boxerfilm des Regisseurs John G. Avildsen: Rocky – Die Chance seines Lebens
Dieser Film ist eine Statusgeschichte in der Kategorie ›gefühlvoll‹ mit dem externen Genre: Performance – Sport.

Interne Elemente

Wer ist der Protagonist?
Rocky ist ein schwacher Protagonist, der irgendwie auch klug und sympathisch ist. Er ist nicht stolz auf die Arbeit, die er für den Kredithai Gazzo erledigt, aber er versucht es Arm- und Beinbrüche zu meiden und seinen Freund Paulie aus dieser Tätigkeit herauszuhalten. Rocky ist ein guter Mann, auf den seine Freunde und seine Schwester zählen können. Er ist auch tierlieb.

Was erfährt der Protagonist?
Rocky hat ein hartes Leben in Philadelphia, wo er in einem kleinen, stinkenden Apartment wohnt. Er geht kein Risiko ein, aber als er die Chance erhält, gegen den Weltmeister im Schwergewicht im nationalen Fernsehen anzutreten (ein großer Schritt von den kleinen Boxkämpfen aufwärts in seiner Karriere), nimmt er die Herausforderung sowie die Hilfe seiner Freunde an.

Was ist das Ergebnis dieser Erfahrung?
Rocky überlebt das drohende Unglück und sein Leben wandelt sich zum Guten am Ende der Geschichte. Er ist nicht länger ein Rumtreiber. Er findet eine Freundin und bekommt 150.000 Dollar.

Was empfindet das Publikum über diesen Ausgang?
Wir empfinden Erleichterung, dass unsere kurzauftretenden Ängste um Rocky zerstreut werden, als Rocky einen höheren Stand in der Gesellschaft und darüber hinaus erreicht. Unsere Sorge um seine Zukunft löst sich auf und endlich hat er sein Talent konstruktiv eingesetzt.

Aussage zu Ursache und Wirkung
Wenn Rocky, ein zweitklassiger Amateurboxer, dem es bisher nicht gelang, sein wahres Potenzial zu zeigen, die Möglichkeit zum Kampf gegen den Champion im Schwergewicht erhält und Mickeys Hilfe als Manager annimmt, beweist Rocky, dass er kein Rumtreiber ist, indem er die 15 Runden im Ring durchhält.

Gedanken zu der Geschichte von der zertifizierten Story Grid Lektorin Leslie Watts
»Es braucht nicht viel, um einen sentimentalen Protagonisten von Unglück zu bewahren. Rocky unterscheidet sich nicht viel von Tess. Der Schlüssel liegt darin, dass Rocky einen starken Mentor in Mickey hatte und auch genügend Klugheit besaß, um über Kritik hinwegzusehen und dessen Hilfe anzunehmen. Mickey versteht, dass man einen Mentor braucht, wenn man versucht, in der Gesellschaft aufzusteigen, und erklärt es Rocky. Obwohl Mickey akzeptiert ist, hatte er seine Chance auf Größe als Bantamgewicht Boxer verpasst, weil er keinen Manager hatte.«

 


 

Status – Tragisch

Darum geht's: Wenn ein sympathischer Protagonist, der ambitioniert und weltklug genug ist, um die Konsequenzen seiner Handlung zu erkennen, keinen passenden Mentor an seiner Seite hat und einen tragischen Fehler in seinem Versuch begeht, im sozialen Ansehen aufzusteigen, wird er fallen und meist endet sein Versuch mit dem Tod.

US-amerikanisches Melodram des Regisseurs George Stevens: Ein Platz an der Sonne

Das Meisterwerk: Das US-amerikanisches Melodram des Regisseurs George Stevens: Ein Platz an der Sonne
Dieser Film ist eine Statusgeschichte in der Kategorie ›tragisch‹ mit dem externen Genre: Krimi.

Interne Elemente

Wer ist der Protagonist?
George ist ein sympathischer Protagonist, der kultiviert genug ist, um die Konsewuenzen seiner Handlungen zu erkennen. Sein starker Wille hilft ihm dabei, in der Gesellschaft aufzusteigen. Sein Charakter ist jedoch fehlerhaft und er geht gern den einfacheren Weg, tut nicht das Richtige und bricht Regeln.

Was erfährt der Protagonist?
George erfährt Unglück, für das er teilweise durch seine falschen Entscheidungen selbst verantwortlich ist, aber auch, weil sein Onkel kein wirkliches Interesse an ihm hat. Er hätte Alice heiraten können oder auch nicht, und die Konsequenzen dafür tragen können. Sein tragischer Fall ergibt sich aus der Summe seiner früheren Fehler.

Was ist das Ergebnis dieser Erfahrung?
Am Ende gesteht er seine Schuld ein und akzeptiert seinen Tod.

Was empfindet das Publikum über diesen Ausgang?
Wir empfinden Mitleid zusammen mit einem Gefühl von Gerechtigkeit. Es ist bedauerlich, dass er für ein Verbrechen sterben muss, das er nicht begangen hat. Aber er hatte eine schuldige Absicht, als er Alice mit zum See nahm, wohlwissend, dass sie nicht schwimmen konnte.

Aussage zu Ursache und Wirkung
Als George, ein hartarbeitender Streber, der sich der Welt bewusst ist, von seinem Onkel ignoriert wird und Alice verführt, folgt eine Reihe von negativen Konsequenzen – einschließlich der Verurteilung zum Mörder und seiner Hinrichtung.

Gedanken zu der Geschichte von der zertifizierten Story Grid Lektorin Leslie Watts
»Unser empfinden für das Unglück von George und das Ende unterscheidet sich von dem Gefühl für Alice, die eher einem ›erbärmlichen‹ Protagonisten gleicht, da sie naiv und willensschwach ist. Wie auch dem ›erbärmlichen‹ Protagonisten fehlt es George an einer Mentorenfigur, die ihn von seinen tragischen Fehlern bewahren könnte. Sein Onkel hätte ihm helfen können, aber ihm ist es wichtiger, so zu wirken, als würde er helfen, was er aber nicht tut.«

 


 

Status – Ansehen

Darum geht’s: Wenn einem sympathischen Protagonisten mit einem edlen Charakter, edlen Beweggründen und einer kultivierten Weltanschauung Unglück begegnet, wird es ihm trotzdem gelingen, in seinem sozialen Ansehen aufzusteigen.

Gladiator

Das Meisterwerk: Der prämierte Monumentalfilm aus dem Jahr 2000 unter der Regie von Ridley Scott: Gladiator
Dieser Film ist eine Statusgeschichte in der Kategorie ›Ansehen‹ mit dem externen Genre: Gesellschaft-Politik.

Interne Elemente

Wer ist der Protagonist?
Maximus ist eine sympathische Figur. Er ist ehrenhaft, folgt seiner Pflicht, und wird von seinem Heer und seinem Imperator geliebt.

Was erfährt der Protagonist?
Maximus war der Liebling des Imperators und fällt in seinem sozialen Status bis zum Sklaventum, wo er zum Liebling der Einwohner Roms wird.

Was ist das Ergebnis dieser Erfahrung?
Das Glück von Maximus wendet sich zum Guten, auch wenn er stirbt. Er besiegt Commodus, erfüllt die Bitte von Marcus Aurelius und findet im Jenseits wieder zu seiner Familie – durch seine Stärke und seine Ehre.

Was empfindet das Publikum über diesen Ausgang?
Wir respektieren und bewundern Maximus. Er ist ein Mann, der sich selbst und die Erwartungen anderer übertrifft. Er hätte durch den Treueschwur, Commodus dienen können, und durch diesen Kompromiss in Rom aufsteigen können. Und selbst als seine Familie hingerichtet wurde, hätte er Rom aufgeben können –, vor allem weil es sein sehnlichster Wunsch war, mit seiner Familie im Jenseits wieder vereint zu sein. Er hielt daran fest, verhielt sich ehrenhaft und sein Opfer wird belohnt.

Aussage zu Ursache und Wirkung
Wenn Maximus, ein ehrenhafter General der römischen Armee und der präferierte Nachfolger des Imperators, alles verliert und als Sklave verkauft wird, erlaubt es ihm seine Hingabe zu Stärke und Ehre aufzusteigen und die Vision des alten Imperators zu erfüllen.

Gedanken zu der Geschichte von der zertifizierten Story Grid Lektorin Leslie Watts
»Der Protagonist in der Kategorie ›Ansehen‹ ist nicht auf die stetige Unterstützung eines starken Mentors angewiesen. Mentoren erscheinen an ausschlaggebenden Momenten, um mit ihren Informationen dem Protagonisten zu helfen, die kognitive Dissonanz zu verarbeiten. Oftmals fungiert dieser Protagonist als Mentor für andere Figuren.

Maximus besitzt einen starken Charakter, sodass er Kompromissen widerstehen kann, was ihn von dem tragischen Protagonisten unterscheidet. Stattdessen beginnt er stark und Unglück lässt ihn nicht vom ehrenhaften Weg abkommen.«

 


 

Tipp: Wie kannst du die Geschichte finden, die du erzählen willst?

Geschichten sind vielschichtig, deshalb gibt es nicht nur einen Ansatzpunkt, den du finden kannst, sondern gleich mehrere. Frage dich:

Um die Essenz der inneren Reise des Protagonisten zu finden, nimm dir einen Protagonisten und das, was ihn ausmacht, und dann gib ihm eine Herausforderung, stell ihn vor einen Test oder lass ihn ein Unglück erfahren.

Füge eine starke oder schwache Mentorfigur hinzu und schau dir das Resultat an, was du herausbekommst.

Diese Herangehensweise ist keine Formel, sondern eine Hilfestellung, wie du die Geschichte findest, welche du erzählen willst. Von diesen Antworten aus, kannst du das Genre finden, dass am besten deine Art der Geschichte ausdrückt.

 


 

Die zertifizierten Story Grid Lektoren machen eine unglaubliche und wertvolle Arbeit, in dem sie so viele Geschichten analysieren und ihre Erkenntnisse teilen.

Wer mehr über das Story Grid erfahren möchte, kann das gern hier tun:

 

Falls du auch ein Meisterwerk kennst, das primär eine Status-Geschichte ist, dann schreib es doch gern in die Kommentare.



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Melanie Naumann ist die erste zertifizierte deutsche Story Grid Lektorin. Sie ist die Gründerin von Storyanalyse.de und gab die Leitung von Storyanalyse im Dezember 2021 an die Geschichtenhebamme Eva Maria Nielsen ab. Melanie arbeitet seither vorwiegend mit Songwritern zusammen, um ihnen zu helfen, die Power of Storytelling für ihre Songtexte zu nutzen.

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