Wie Geschichten über Erfolg und Misserfolg funktionieren


Erfolg ist, wenn man seinen eigenen Werten treu bleibt, unabhängig davon, ob dies zu einer Verbesserung der Gesellschaft führt oder nicht. Wenn man sich jedoch verkauft - seine Werte gegen bedeutungslosen Rang, Lob oder Erwerb eintauscht - ist das Ergebnis ein Misserfolg. Wie werden solche Geschichten geschrieben?

Das Status Genre

Hast du einen Lieblingsfilm? Ich liebe "Gladiator". Der Film bewegt mich immer wieder aufs Neue, und ich tauche ganz ein in das Schicksal von Maximus, wenn sich auf der Leinwand das Scheitern dses Heerführers Maximus und sein Aufstieg als Gladiator und Befreier Roms gezeigt wird. Es geht um einem Mann, der trotz Scheiterns seinen Werten trreu bleibt. Eine Geschichte von Erfolg und Misserfolg.  Der Film gehört unter die Kategorie der Status-Geschichten.

 

Was ist das Status-Genre?

Diese Artikel basiert auf den Erkenntnissen des ©Story Grid von Shawn Coyne.

Eine interne Geschichte im Status-Genre konzentriert sich auf das Bedürfnis des Protagonisten nach Respekt. Diese Geschichten drehen sich um die Bandbreite von Erfolg und Misserfolg und lösen beim Leser je nach Ausgang Bewunderung oder Mitleid aus.

Die Frage, die jeder Status-Geschichte zugrunde liegt, lautet:

Wird es dem Protagonisten gelingen, Zufriedenheit zu finden und die gesellschaftliche Definition von Erfolg zu erreichen? Oder wird er seine persönliche Definition von Erfolg entdecken und annehmen und seinen Werten treu bleiben?

 

Status-Genre handelt von Erfolg und Scheitern

Was ist der Leitgedanke des Status-Genres?

Das universelle Thema oder die kontrollierende Idee einer Status-Geschichte ist diese:

Erfolg ist, wenn man seinen eigenen Werten treu bleibt, unabhängig davon, ob dies zu einer Verbesserung der gesellschaftlichen Position führt oder nicht. Wenn man sich jedoch verkauft - seine Werte gegen bedeutungslosen Rang, Lob oder Erwerb eintauscht - ist das Ergebnis ein Misserfolg.

 

 

Die vier Kernbereiche des Statusgenres

Das Story Grid System hilft den Autor*innen, die Erwartungen der Leser zu erfüllen, indem es den Kern der Geschichte in den Mittelpunkt stellt, um für den Leser ein unvergeßliches, erinnerungswürdiges und mitteilenswertes Lese-Erlebnis zu schaffen. Oder aber auch einen Film oder ein Theaterstück.

 

  1. Kernbedürfnis

Das Hauptbedürfnis des Protagonisten in einer Statusgeschichte ist Respekt, insbesondere von anderen Personen oder wie wir beim Story Grid sagen, anderen Avatars. Dabei sollte er seine Werte nicht aufgeben. Der Protagonist sucht nach Befriedigung - persönlich oder beruflich - und erlebt dabei Glück und Unglück. Spannungen entstehen, wenn der Protagonist sich verleiten lässt, seine Werte aufzugeben, z.Bsp. weil er ein Unglück erfahren hat oder aber dazu gedrängt wird. Damit verliert er seine moralische Integrität.

  1. Kernwert

 Status-Geschichten sind Geschichten, die die Spannbreite des menschlichen Lebens vom Scheitern zum Erfolg abdecken. Der aus dem Bedürfnis nach Respekt abgeleitete Kernwert umfasst Misserfolg und Erfolg sowie alle Abstufungen dazwischen und darüber hinaus. Das negative Ende des Spektrums geht über das Scheitern hinaus, und die positive Bewegung kann Kompromisse auf dem Weg zum Erfolg beinhalten.

  1. Zentrale Emotion

Der Leser empfindet entweder Bewunderung oder Mitleid für den Protagonisten. Wenn der Protagonist seinem inneren Moralkodex und Werten treu bleibt und seiner eigenen Definition von Erfolg und nicht die der äußeren Machtstruktur übernimmt, empfindet der Leser Bewunderung. Wenn der Protagonist seinen Werten untreu wird oder versagt, empfindet der Leser Mitleid. 

  1. Zentrales Ereignis

 Der Höhepunkt des Status-Genres ist die große Entscheidung. Der  Protagonist entscheidet für den Erfolg durch die traditionelle Machthierarchie (und ist damit auch bereit, seine persönlichen Werte zu verraten) oder sich selbst treu zu bleiben und inneren Erfolg zu erreichen.

 

Die 6 Konventionen des Status-Genres

Genrekonventionen sind spezifische Anforderungen an die Welt der Geschichte, die Figuren (Avatare) und Umstände, die Konflikte schaffen und Lösungen ermöglichen. Konventionen legen die Erwartungen des Lesers an das Genre fest. Ohne sie ist der Leser verwirrt, verunsichert oder gelangweilt und bricht die Lektüre ab.

 

Das Genre Status hat sechs notwendige Konventionen: 

  • Starke Mentorfigur (z. B. Fagin in Oliver Twist oder Daddy Warbucks in Annie).
  • Großes soziales Problem als Subtext (z. B. Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Klassenunterschiede)
  • Gestaltwandler als Heuchler: Sekundäre Figuren (Avatare) sagen das eine und tun das andere.
  • Der Herald oder Threshold Guardian ist ein Mitstreiter, der sich verkauft hat.
  • Ein klarer Point of No Return-Moment, wenn der Protagonist weiß, dass er nie wieder zu den alten Verhältnissen zurückkehren kann.
  • Paradoxes Win-But-Lose oder Lose-But-Win sorgt für ein bittersüßes Ende.

Die 8 obligatorischen Momente im Status-Genre

 Obligatorische Momente sind die Szenen, Enthüllungen oder Entscheidungen und Handlungen, die die geweckten Erwartungen der Genrekonventionen erfüllen. Die sollten wegen der Lesererwartungen erfüllt werden.

 

Das Status-Genre hat acht obligatorische Momente:

  1. Das auslösende Moment oder eine Herausforderung eröffnen die Geschichte.
  2. Der Protagonist verlässt sein Zuhause (real oder metaphorisch), um sein Glück zu suchen.
  3. Der Protagonist ist gezwungen, sich an eine neue Umgebung anzupassen, verlässt sich auf alte Gewohnheiten und erleidet Demütigungen.
  4. Der Protagonist erfährt, was das der Antagonisten ersterbt, was sein „Object of desire“ ist und macht sich auf den Weg, es zu erreichen.
  5. Die anfängliche Strategie des Protagonisten, den Antagonisten auszumanövrieren, schlägt fehl.
  6. In einem Alles-ist-verloren-Moment erkennt der Protagonist, dass er seine Definition von Erfolg ändern muss oder er riskiert, seine Werte zu verraten.
  7. Die große Entscheidung. Der Protagonist entscheidet sich dafür, das Nötige zu tun, um seinen Status zu erreichen, oder die Welt abzulehnen, die er anstrebt.
  8. Der Protagonist ist gerettet oder verloren, je nachdem, was er im Moment der großen Entscheidung tut.

 

Subgenres des Status-Genres

Das Status-Genre kann je nach Situation des Protagonisten in vier Subgenres unterteilt werden:

  1. Erbärmlich: Ein schwacher Protagonist versucht, aufzusteigen und fällt. Dazu gehören: Tess of the d'Urbervilles von Thomas Hardy, Little Miss Sunshine (2006)
  2. Tragisch: Der strebsame Protagonist begeht einen Fehler, der ihn zum Scheitern verurteilt. Dazu gehört die amerikanische Tragödie von Theodore Dreiser
  3. Sentimental: Der schwache Protagonist hat trotz aller Widrigkeiten Erfolg. Dazu gehört: Brooklyn von Colm Tóibín, Rocky (1976)
  4. Bewunderung: Der prinzipientreue Protagonist erhebt sich ohne Kompromisse. Dazu gehört Jane Eyre von Charlotte Brontë, Serpico von Peter Maas, A Little Princess von Frances Hodgson Burnett, Gladiator (2000)

"Die Status-Geschichte handelt vom Streben eines einzelnen Protagonisten nach sozialem Aufstieg und dem Preis, den er oder sie dafür zahlen muss." - Shawn Coyne

 

Zusätzliche Ressourcen für das Status-Genre

 

  1. The Four Core Framework von Shawn Coyne (Teile dieses Artikels wurden diesem Buch entnommen.)
  2. Das 5-blättrige Genre-Kleeblatt
  3. Hamilton von Lin Manuel Miranda: A Story Grid Masterwork Analysis Guide
  4. Download dir den Leitfaden für Status-Geschichten hier.