Wie du die Handlung deines Romans planen und entwickeln kannst (Leitfaden 2021)


In diesem ultimativen Leitfaden erfährst du, wie du Schritt für Schritt deinen Roman planen kannst. Von der Idee bis hin zum ersten Manuskriptentwurf.

zuletzt bearbeitet am 30. Nov 2021

veröffentlicht am 25. Nov 2021 von Eva Maria Nielsen

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Einen Roman planen (2021)

Einen Roman planen (2021) - Wie du die Handlung deines Romans planen und entwickeln kannst (Leitfaden 2021)


Der Artikel basiert mitunter auf den Erkenntnissen des Story Grid. © Story Grid, Shawn Coyne

Einen Roman zu schreiben ist Selbstverwirklichung und Spaß in einem. Allerdings kann es auch zu einem ziemlichen K(r)ampf werden.

Selbst wenn du lieber drauf los schreiben möchtest, kann es nicht verkehrt sein, ein paar Knackpunkte der Story zu kennen, sodass man später (wenn man den ersten Entwurf geschrieben hat) bei dessen Überarbeitung nicht komplett von vorn anfangen muss. 

Außerdem hält eine gut durchdachte Rahmenhandlung den Plot, die Figuren und das Setting auf der richtigen Spur, während man der Kreativität beim Schreiben freien Lauf lassen kann. 

Bevor du also einen Roman schreibst, solltest du wissen, wie man eine Geschichte plant.

Betrachte diesen Plan wie einen Anker, der das Ziel, dass du verfolgst, fest im Blick behält. So kannst du dich nicht verrennen und behältst den roten Faden in der Hand.

Denn mit Klarheit über dein Endziel kannst auch du in jenen zerrenden Momenten entgehen, die dich in eine Schreibblockade drücken wollen. Alles was du tun musst, ist zu deinem Plan und diesem Beitrag zurückzukehren. Wo verlierst du dich oder bist verwirrt, und warum? Ist es dein Plot? Deine Figuren? Dein Setting?

Im Folgenden findest du einen ausführlichen Leitfaden, damit dein Schreibprojekt in der Spur bleibt und nicht im Sand verläuft.

 

Inhalt

  1. Die wichtigsten Bauteile einer Geschichte
  2. Eine solide Idee für deinen Roman entwickeln
  3. Das Story Grid Entwurfswerkzeug 1 - Die Sechs Fragen eines Lektors
  4. Das Story Grid Entwurfswerkzeug 2 - Das Story Grid Global Foolscap
  5. Erstelle eine Schrittfolge, um die Handlungsstränge miteinander zu verweben.
  6. Erstelle einen Szenenplan (für Plotter)
  7. Erstelle Szenenskizzen (für leidenschaftliche Plotter)
  8. Schreibe deinen ersten Manuskriptentwurf.
  9. BONUS: Plane deinen Roman zu planen.
  10. Fazit: So planst du deinen Roman.

 

Konflikte, Figurenentwicklung und Weltenbau. Das sind die wichtigsten Elemente, um eine Geschichte zu schreiben.

1. Die wichtigsten Bauteile einer Geschichte

Vielleicht willst du lieber gleich zur Sache kommen, damit du endlich deiner Kreativität freien Lauf lassen kannst. 

Aber für ein Romanprojekt gehören Kreativität und Struktur zusammen.

Bevor wir also in die Romanplanung eintauchen können, sollten wir uns die Zutaten zurechtlegen, welche wir für eine Geschichte benötigen.

Vergleich Architektur & Bau: Architekten sind sicherlich kreativ, aber sie müssen bestimmte strukturelle Prinzipien beachten, damit das, was sie bauen, über die Zeit besteht - oder überhaupt zusammenhält. Der Zweck und die Kosten dessen, was sie bauen, egal ob es sich um eine Konzerthalle oder einen Hühnerstall handelt, bestimmen die Größe, die Form und die Materialien ihres Designs. Daran führt kein Weg vorbei.

In ähnlicher Weise wird der Zweck deiner Geschichte, z.B. ihre Prämisse und ihr Aufwand (deine Kosten in Form von Zeit und Emotionen) die Größe, Form und Art deiner Geschichte bestimmen.

 

1.1 Die wichtigsten Bauteile einer Geschichte

Veränderung: Jemand oder etwas muss sich verändern, damit es überhaupt eine Geschichte geben kann.           

Setting: Eine Geschichte muss irgendwo stattfinden. Offensichtlich, oder? Dieses "irgendwo" wird vom Leser mehr oder weniger ausgefüllt, je nachdem, wie viele Details man liefert. 

Figuren: Eine Geschichte muss über Figuren verfügen - Menschen, anthropomorphisierte Tiere oder personifizierte Objekte. Einer oder mehrere dieser Figuren sind der/die Protagonist(en) der Geschichte.

Plot/Handlung: Einfach ausgedrückt ist ein "Plot" eine Anzahl von Ereignissen, die in einer bewussten Reihenfolge innerhalb einer Geschichte erzählt werden. Die russischen Formalisten definierten den Unterschied zwischen Geschichte und Plot folgendermaßen:

Eine Geschichte ist eine Reihe von Ereignissen, die in ihrer chronologischen Reihenfolge aufgezeichnet werden. Ein Plot ist eine Reihe von Ereignissen, die absichtlich so angeordnet sind, dass sich ihre dramatische, thematische und emotionale Bedeutung offenbart.

Ziele: Die Figuren in einem Plot müssen etwas wollen, entweder um etwas zu haben, etwas zu sein oder um etwas zu tun. In der Story Grid Methodik nennen wir diese Ziele "Objekte der Begierde" (Objects of Desire).

Konflikt/Kräfte des Antagonismus: Betrachte "Antagonismus" nicht unbedingt als feindselig oder kriegerisch (obwohl er es sein könnte). Es ist einfach etwas oder jemand, der den Protagonisten daran hindert, seine Ziele zu erreichen. Es könnte eine andere Figur mit gegensätzlichen Zielen sein, oder zwei gegensätzliche Ziele innerhalb des Protagonisten, oder es könnte die Umgebung sein (einschließlich der sozialen Umgebung).

Ursache und Wirkung: Die Ereignisse in einem Plot müssen in einem kausalen Zusammenhang mit vorherigen Ereignissen stehen.

 

1.2 Story Grid Trinity - Konzept

Die Handlung einer Geschichte hat drei Dimensionen: Konflikt, Figurenentwicklung und der Weltenbau.

Aber heißt das, das andauernd gekämpft wird? Sich jede Figur entwickeln muss? Und man eine komplett neue Welt erschaffen muss? Und dann muss man all diese Elemente irgendwie miteinander zu einem großen Ganzes vermischen?

Darauf kommt es an: In nur einer oder zwei Dimensionen zu schreiben, funktioniert nicht. Um einen bleibenden Eindruck beim Leser zu hinterlassen, musst du deine Geschichte in allen drei Dimensionen aufbauen.

Das heißt:

Konflikt und die Geschichte an der Oberfläche: Jede großartige Geschichte hat eine physische, an-der-Oberfläche liegende Komponente, die das Verhalten der Figuren betrifft, sprich was sie tun, um ihre Ziele zu verfolgen.

Figurenentwicklung und die Geschichte oberhalb der Oberfläche: Jede großartige Geschichte hat auch eine intellektuelle, über-der-Oberfläche liegende Komponente. Sie beinhaltet die Motivationen der Figuren etwas zu tun sowie deren Fähigkeit, Probleme zu lösen, zu reifen oder anderweitig die Art und Weise zu verändern, wie sie über die Welt um sie herum denken.

Weltenbau und die Geschichte jenseits der Oberfläche: Jede großartige Geschichte hat eine spirituelle, jenseits-der-Oberfläche liegende Komponente, die über das Individuum hinausgeht und in den ewigen Bereich unseres kollektiven Unterbewusstseins reicht. Dies ist der Bereich unserer tiefsten, mythischen Wahrheiten, die sich durch die Zeit bewegen und wiederholen.

 

Wenn du mehr über das Story Grid Trinity Konzept erfahren willst, dann kannst du am Story Grid Kurs teilnehmen, der im August 2021 stattfindet (auch virtuell möglich). Hier wird Shawn Coyne in einem 3-Tage-Seminar jede dieser Komponenten vorstellen und am Beispiel von 'Der Hobbit' darauf eingehen, wie du eine dreidimensionale Geschichte erzählen kannst.

Erfahre hier mehr zum Story Grid Trinity Seminar.

 

Vergleich Architektur & Bau: Der Zweck bestimmt die Baumaterialien für das, was ein Architekt entwirft. Diese müssen so beschaffen sein, dass das Fundament das Gewicht dessen, was darauf gebaut wird, tragen kann. In den meisten Fällen wird es ein Dach geben, also müssen die Wände stark genug sein, um sowohl ihr eigenes Gewicht als auch das des Daches zu tragen.

Die Elemente deiner Geschichte, ob Belletristik oder Sachbuch - die Figuren, der Schauplatz, die Handlung und so weiter - müssen stark genug sein, um das Gewicht des Hauptmotivs und die Emotionen, die die Geschichte hervorrufen soll, zu tragen.

 

Eine Romanidee muss nicht nur entwickelt, sondern auch getestet werden. Eine super Idee macht noch lange keine super Geschichte aus. Bevor man seinen Roman planen kann, muss man erst die Idee prüfen.

2. Eine solide Idee für deinen Roman entwickeln

Manche Autoren haben so viele Ideen im Kopf, dass sie sich nicht entscheiden können, welche Idee die richtige für sie ist. Doch egal, wie viele Handlungsstränge in deinem Kopf herumschwirren, die Initialzündung für deine Idee kam wahrscheinlich als Teil der Prämisse deiner Geschichte zu dir.

Definition: Die Prämisse der Geschichte definiert sich durch eine Figur in einer gewissen Welt, die sich mit einem speziellen Konflikt auseinandersetzen muss.

Vielleicht hat dich deine Hauptfigur inspiriert (wie es bei J.K. Rowling mit der Harry Potter Serie der Fall war), die Welt (so kam die Outlander Serie zu Diana Gabaldon) oder der Konflikt, mit dem die Figur konfrontiert wird (wie es bei Hilary Mantels Wolf Hall Trilogie der Fall war). (sh. Story Grid Trinity)

Vielleicht war es auch eine 'Was-wäre-wenn'-Frage, oder eine Schreibaufgabe.

Aber Fakt ist, etwas lässt dich nicht mehr los. Du denkst immer wieder darüber nach, und fragst dich, wie es entweder dazu gekommen ist (du kennst den Endpunkt) oder fragst dich, wie es sich entwickeln wird (Anfang/Mitte).

Tipp: Sobald du eine Idee hast, nimm dir die Zeit, alle drei Teile der Prämisse der Geschichte auszuarbeiten, bevor du weitermachst. Denke daran, dass die Prämisse die Haupthandlung deines Romans ist. Oft fällt es Autoren schwer, zu formulieren, worum es in ihrer Geschichte geht. Ihre Gedanken sind ein Wirrwarr von Ideen und Handlungssträngen, was bedeutet, dass ihre Manuskripte ebenfalls ein Wirrwarr sind. Wenn du ein solides Verständnis deiner Prämisse hast, wirst du in der Lage sein, sie effektiv zu testen und sie in ein Manuskript zu verwandeln, das funktioniert. Sicherlich wird es andere Figuren und andere Ereignisse im Roman geben, aber die Prämisse ist der rote Faden, der sich durch den Roman zieht. Alles in deinem Buch dient dazu, die Geschichte zu erzählen, die in dieser Prämisse beschrieben wird.

 

2.1 Eine Romanidee entwickeln

Um die kommenden Kernfragen deiner Story (Punkt 3) zu beantworten, musst du mehr von deiner Idee aufdecken.

1. Beginne mit dem, was du weißt.

Welcher Teil der Idee für deine Geschichte kam zuerst? Was hat die Muse dir offenbart?

Hast du eine Figur gefunden?
Hast du ein Setting gesehen?
Hast du eine "Was wäre wenn"-Frage gestellt?
Hast du ein Szenario entdeckt? Eine Szene? Ein Gespräch?

Was auch immer du gefunden hast, schreibe es auf.

Tipp: Wenn du dir eine Idee ansiehst, die du bereits entwickelt hast, entscheide, welche Elemente sich wesentlich anfühlen und welche eher nebensächlich sind.

Eine komplette Geschichte braucht einen Schauplatz, einen Protagonisten, einen Antagonisten, Wünsche/Bedürfnisse, einen Konflikt... und so viel mehr (sh. Punkt 1 - Die wichtigsten Bauteile einer Geschichte).

Beginne also mit dem, was du weißt und erweitere es. Was wäre noch interessant? Was würde die Situation zunehmend verschlimmern? Es ist ein Brainstorming vom Zusammenspiel von Ursachen und Wirkungen für praktisch jeden Teil der Geschichte.

 

6 Schritte, um deine Romanidee zu entwickeln2. Mache eine Liste mit 30 schlechten Ideen.

Erlaube dir, jede Idee aufzugreifen und herauszufinden, was hängen bleibt. Mache eine Liste mit Figuren, Szenarien, Settings, etc. egal, einfach allem, egal wie unmöglich, grauenvoll, oder unpassend.

Wir begrüßen absichtlich schlechte Ideen, weil dadurch automatisch auch gute Ideen entstehen. Es ist genau die Angst vor schlechten Ideen, die uns davon abhält, mit neuen Innovationen zu kommen.

 

3. Sei spezifisch.

Hab keine Angst davor, konkret zu werden. Das führt nicht nur zu besseren Ideen, es ist auch das Herzstück von bedeutungsvollen Geschichten.

Ohne Details können wir uns nicht in eine Geschichte hineinfühlen, und ohne Einfühlungsvermögen können wir die Tiefe und den Wert einer Geschichte nicht erfahren.

Sogar eine rein äußerliche Action-Geschichte erfordert, dass wir uns in sie hineinversetzen können, wenn der Held auf Leben und Tod kämpft. 

 

4. Probiere ein Genre aus.

Du weißt wahrscheinlich schon, welche Art von Geschichte du schreiben willst. Aber wie würde sich dein Konzept als Liebesgeschichte abspielen? Action? Thriller? Gesellschaftsdrama?

Mache dies sowohl mit externen als auch internen Genres und tausche immer wieder aus, um interessante Kombinationen zu finden.

Beispiel: Ein Krimi mit einem Weltanschauungs-/Erziehungsplot und ein Krimi mit einem Moral-/Bestrafungsplot wären zwei sehr unterschiedliche Geschichten.

 

5. Erstelle den Handlungsbogen.

Nutze die Werte, die auf dem Spiel stehen, um dir den Handlungsbogen und die Figurenentwicklung vorzustellen.

Diese Kernwerte hängen von deinem ausgewählten Genre ab.

Für eine Übersicht der verschiedenen Spektren und Genres klicke hier: Kernwerte der Genres

Alles in allem haben wir eine schöne Bandbreite an Werten für unsere Ereignisse, die wir in der Geschichte durchlaufen

Beispiel Lovestory: 💘

+
Intimität
Verbundenheit
Liebe
Zuneigung
Gleichgültigkeit
Abscheu
Hass
Hass getarnt als Liebe
-

Deine Geschichte kann die gesamte Bandbreite abdecken oder auch nicht. Aber auch das ist eine Entscheidung, die auf den Besonderheiten deiner Geschichte basiert.

 

6. Mach das Konzept teilbar.

Formuliere das Konzept so, dass du es mit anderen schriftlich teilen kannst.

Egal, ob dies in Form einer Logline, eines Exposés oder einer Zusammenfassung geschieht - schreibe auf eine Art und Weise, die es erfordert, dass du die wesentlichen Punkte mit anderen Menschen teilen kannst.

Es kann sein, dass du anfangs mehr schreiben musst und es dann nach und nach auf das Wesentliche reduzierst.

 

2.1 Teste deine Romanidee

"Das Problem, das die meisten Schreibanfänger (und sogar einige erfahrene Profis) plagt, ist, dass sie sich in die glamourösen Aspekte des Literaturgeschäfts verlieben - die Romantik des "kreativen Prozesses", den Nervenkitzel, ein Kapitel nach dem anderen in der Hitze der Inspiration abzuliefern, usw. - und sie unterschätzen die handwerklichen Aspekte des Aufbaus und der Bearbeitung einer Geschichte - das Verständnis und die Beherrschung des Genres, der Form der Geschichte, der Figur, der Besetzung der Geschichte, und so weiter. Sie lernen nicht, wie man lektoriert." Epilog 'The Story Grid' von Shawn Coyne

Dieser handwerkliche Prozess beginnt nicht erst nach dem ersten Entwurf, sondern schon bei der Entstehung einer Idee.

Die harte Wahrheit: Nicht jede Buchidee ist es wert, geschrieben zu werden. Der Preis ist einfach zu hoch, um eine weniger als brauchbare Buchidee zu verfolgen.

Eine Geschichte zu schreiben ist ein alles verschlingender Prozess. Er verschlingt Zeit, Energie, Hirnschmalz und nicht zuletzt oft auch das Selbstwertgefühl.

Bevor du also die nächsten Jahre damit verbringst, einen Roman zu schreiben, den am Ende keiner lesen will, solltest du deine Buchidee testen.

Ziel ist es, eine Geschichte zu erzählen, die dich bewegt und die auch deine Leser anspricht.

Um dieses begehrte Ziel zu erreichen, muss dein Konzept genug Rohmaterial enthalten, um es zu einem fertigen Edelstein zu schleifen.

Aber wie kannst du den Unterschied zwischen einem Konzept, das man besser als Gedankenexperiment belässt, und einem, das es wert ist, geschrieben zu werden, herauszufinden? Wie stellen wir objektiv fest, ob unsere Buchidee der Rohdiamant ist - oder nur ein Stein? Ist es möglich, diese Entscheidung ohne einen ersten Entwurf zu treffen?

JA!

Das Testen deiner Handlungsidee ist ein Prozess, der mit einer übergeordneten, globalen Sichtweise beginnt und sich allmählich bis auf die Ebene der Szenen erstreckt.

Und das alles ist vor dem Schreiben von 80.000 Wörtern machbar.

 

2.1 Eine Romanidee testen: Der Kaffee-Test

Teste deine Romanidee - Der Kaffee-TestDer einfachste Weg ist, einen Freund (der zufällig dein idealer Leser ist) auf einen Kaffee einzuladen und ihm deine Geschichte vorzustellen.

Diese Methode erfordert ein wenig Übung, aber es lohnt sich, sie zu erlernen. Denn sobald sie funktioniert, wirst du sofort wissen, ob du mit deiner Buchidee auf dem richtigen Weg bist oder nicht. 

Das Beste daran ist, dass dein Gegenüber nicht in der Lage sein wird, sein Interesse vorzutäuschen. Es wird ihm entweder gefallen oder nicht.

Wenn du an einer tollen Idee dran bist, dann werden seine Augenbrauen in die Höhe schießen und er wird sich vorbeugen, um mehr zu hören. Es ist ein bisschen so, wie wenn du einen Witz erzählst; du weißt sofort, ob das Lachen, das du bekommst, echt oder unecht ist.

 

2.2 Eine Romanidee testen: Jetzt geht es ums Eingemachte

Wenn du eine Buchidee gefunden hast, die den Kaffee-Test bestanden hat, solltest du diese Romanidee von Anfang bis Ende auf Herz und Nieren testen.

Hier gibt es zwei grundlegende Ansätze.

Die beiden Optionen sind der Erkundungsentwurf (Exploratory Draft) und die Story Grid Entwurfswerkzeuge (Story Grid Drafting Tools).

Tipp: Die eine Möglichkeit ist nicht besser als die andere. Es sind einfach zwei verschiedene Formen der Bewertung. Vielleicht neigst du von Natur aus eher zu einer Variante, oder du musst von Projekt zu Projekt zwischen ihnen wechseln. 

 

Der Erkundungsentwurf (für Pantser)

Der Erkundungsentwurf wird auch als 'Entwurf Null' bezeichnet und ist ideal für Autoren, die sich als "Pantser" betrachten.

Er erlaubt es dir, frei und ohne Zwang zu schreiben und deine Geschichte während des Schreibens zu durchdenken. Hier kannst du deiner Fantasie freien Lauf lassen und sehen, was dabei herauskommt. Wenn dich das anspricht, tauche in deine Geschichte ein und schau, was passiert.

Wenn du den 'Entwurf-Null' fertig hast, kannst du zu diesem Artikel zurückkommen und ihn nach den folgenden Punkten überarbeiten.

Tipp: Der Erkundungsentwurf funktioniert für jede Einheit der Geschichte innerhalb deines Romans (Kapitel, Sequenz, Akt). Selbst wenn du ein Plotter bist, solltest du, wenn du nicht weiterkommst, einen Erkundungsentwurf für diesen Teil der Geschichte schreiben, um die Kreativität wieder in Schwung zu bringen.

 

Die Story Grid Entwurfswerkzeuge (für Plotter)

Deine übergeordnete Prämisse hat vielleicht den Kaffeetest bestanden, aber jetzt ist es an der Zeit, genauer nachzuforschen, ob du das Interesse eines Lesers über 80.000 oder 100.000 Wörter aufrechterhalten kannst.

Ja, das erfordert Zeit und Energie. Aber glaub mir, das geht viel schneller und ist viel weniger anstrengend als eine Seite umzuschreiben. 

Was du am Ende haben wirst, ist eine absolut solide Gliederung, die beliebig formbar ist.

Beachte: Es geht nicht darum, deine Kreativität durch die Erstellung eines Plans zu unterdrücken. Es geht darum, Innovation durch Restriktionen zu inspirieren, während du dich und deine Geschichte für den richtigen Weg zum Erfolg vorbereitest.

Die Story Grid Entwurfswerkzeuge helfen dir, mehr Klarheit in deine Idee zu bringen. Es überrascht nicht, dass die sechs Kernfragen eines Lektors und das Story Grid Global Foolscap eine wichtige Rolle in diesem Ansatz spielen. Die Storytelling-Prinzipien, die sie hervorheben, wurden nicht zufällig ausgewählt. Jeder Teil dieser beiden Komponenten ist entscheidend für den Erfolg deiner Geschichte, also betrachte sie sorgfältig. Achte darauf, wie sie zusammenarbeiten.

 

Nur 6 Fragen helfen dir, deine Romanidee auf Herz und Nieren zu testen und zu entwickeln! Wenn du die Antworten kennst, hast du den roten Faden deiner Story gefunden!

3. Das Story Grid Entwurfswerkzeug 1 - Die Sechs Fragen eines Lektors

Die Sechs Fragen eines Lektors helfen dir herauszufinden, ob deine Buchidee ein Stein oder ein Rohdiamant ist.

Auch wenn diese Fragen ursprünglich für Lektoren gedacht war, um ein Manuskript zu bewerten und zu überprüfen, kannst du auch in der Planungsphase von ihnen profitieren. Denn sie bieten dir eine notwendige Gesamtübersicht über dein Handlungskonzept, und lassen noch genügend Raum für Kreativität und Ideen.

Die Sechs Kernfragen beziehen sich auf:

  1. Genre
  2. Konventionen und obligatorische Szenen
  3. Erzählperspektive und Erzählweise
  4. Objekte der Begierde
  5. Motiv und Leitidee
  6. sowie Anfang, Mitte und Ende.

 

Als Lektoratswerkzeug sind diese Fragen genial. Sie helfen selbst die komplizierteste Geschichte zu entwirren.

Als Schreibwerkzeug sind sie unverzichtbar. Sie bilden die Pfeiler, auf denen deine Geschichte steht. Und wenn auch nur einer fehlt, wird deine Geschichte in sich zusammenfallen.

Tipp: Wenn du deine Geschichte planst (basierend auf der Prämisse, die du gewählt hast), kannst du diese sechs Fragen in beliebiger Reihenfolge durcharbeiten. In der Tat wirst du wahrscheinlich zwischen ihnen hin und her wechseln und die Antwort auf eine Frage verfeinern, während du etwas über eine andere erfährst. Ich empfehle jedoch dringend, das globale Genre zuerst zu wählen, weil das Genre die Erwartungen der Leser festlegt, die anderen fünf Fragen beeinflusst und jeden anderen Aspekt der Erzählung bestimmt. Das globale Genre ist dein Polarstern.

 

3.1 Frage 1 - Was ist das Genre deines Romans?

1. Was ist das Genre deines Romans?Das Genre mit den Augen von Story Grid zu betrachten, ist eine besondere Erfahrung. Es sind nicht die typischen Verkaufskategorien, die man in den Regalen der Buchhandlungen sieht, sondern eine Reihe spezifischer Informationen, welche die Leser wissen wollen, bevor sie sich auf das Buch einlassen.

Dazu gehören:

  • Umfang: Wie lang ist die Geschichte?
  • Realität: Inwiefern müssen wir unsere Vorstellungskraft zum Unglaublichen dehnen?
  • Stil: Was ist der Stil, durch den wir die Geschichte erleben werden?
  • Struktur: Wie ist die Story strukturiert?
  • Inhalt: Was ist der allgemeine Inhalt der Geschichte?

 

Hier in Frage 1 geht es um den Inhalt.

Vergleich Architektur & BauSobald du über die allgemeinen Grundsätze hinausgehst, wirst du mit unterschiedlichen Aspekten konfrontiert, die von der Art der Struktur abhängen, die du bauen willst. Du wirst unterschiedliche Entscheidungen treffen, wenn du ein Eigenheim oder eine Konzerthalle baust, obwohl beide Wände, Dächer und Sanitäranlagen besitzen, die den allgemeinen Grundsätzen entsprechen müssen.
Die Analogie im Story Grid ist das Inhaltsgenre deiner Geschichte. Verschiedene Arten von Ereignissen gehören in einen Krimi, andere in eine Kriegsgeschichte, wieder andere in eine Lovestory.

Shawn Coyne listet im Story Grid 12 Inhaltsgenres ('Content Genres') auf, die in zwei Hauptbereiche unterteilt sind: extern und intern.

Der Schlüssel zu einer funktionierenden Geschichte (und in unserem Fall zu einem gelungenen Konzept) ist, dass eines der Genres (entweder das interne oder das externe) den Vorrang hat. Das ist dann das globale Genre. Es gibt keine falsche Antwort, es sei denn, du entscheidest dich nicht bewusst für eines.

Hinweis: Du kannst dein Genre jederzeit ändern. Aber sei dir bewusst, dass die Wahl des Genres alle kommenden Fragen beeinflusst und du mit der Wahl eines anderen Genres die folgenden Fragen noch einmal neu beantworten musst.

Deine Aufgabe ist es, zu entscheiden, welches Genre dir am besten hilft, deine Geschichte zu erzählen.

 

Aber wie findest du dein Genre?

Du findest dein Genre, indem du viel liest. Du wirst wahrscheinlich wissen, in welchem Bereich du dich bewegst und kannst damit beginnen, die Genres zu eliminieren, die eindeutig daneben liegen. Zum Beispiel wirst du wissen, dass deine Prämisse eher einen Krimi oder Thriller beschreibt, aber definitiv nicht zu einer Liebes- oder Kriegsgeschichte gehört.

Sobald du also zwei oder drei mögliche globale Genres identifiziert hast, genieße mehrere Geschichten in diesen Genres (Filme und Romane) und vergleiche sie mit der Idee in deinem Kopf.

Überlege, welches Genre dir am besten hilft, deine Geschichte zu erzählen.

Wenn du die Kategorie des Genres herausgefunden hast, wiederhole den Prozess, um das Nebengenre zu finden.

Hier gibt es keine schnelle Lösung. Du musst dir die Arbeit machen. Es gibt keine Möglichkeit, durch die Mitte vorzupreschen und niemand sonst kann es für dich tun. 

Du brauchst Hilfe, dein Genre zu finden? Dann hilft dir vielleicht dieser Beitrag: Finde das Genre für deinen Roman in 5 Schritten

 

Warum ist die Genreentscheidung so wichtig?

Genres erwecken bestimmte Erwartungen bei den Lesern, und wenn du diese Anforderungen nicht erfüllst, wird der Leser deine Geschichte wahrscheinlich nicht mögen.

Das bedeutet nicht, dass deine Geschichte zwangsläufig "schlecht" ist, sondern dass du eine Geschichte geschrieben hast, die für ein Publikum bestimmt ist, das diese Art von Geschichte normalerweise nicht mag!

Die Genreentscheidung beeinflusst auch, wer deine Hauptfigur ist. Oder besser, was ihr bewusstes Ziel und ihr unterbewusstes Bedürfnis darstellt. (Mehr dazu unter Frage 4)

Dein Genre zu kennen ist der Schlüssel für die Gliederung eines Romans. (Mehr dazu unter Frage 6)

Finde das globale Genre sowohl für das Externe als auch für das Interne Genre, das deine Geschichte vorantreibt, und entscheide dann, welches dein globales Genre ist.

Möchtest du die 12 vom Story Grid definierten Genres kennenlernen? Dann finde sie in diesem Artikel: Buch & Genre: Wovon handelt der Roman (Leitfaden)

 

3.2 Frage 2 - Was sind die Konventionen und Pflichtszenen deines gewählten Genres?

Was sind Genre - Pflichtszenen?

Was sind die Konventionen und Pflichtszenen deines gewählten Genres?Jedes der Inhaltsgenres verfügt über eine Reihe von obligatorischen Szenen, die Momente bedeutender, globaler Veränderungen des Kernwerts innerhalb der Geschichte darstellen. Sie beinhalten unerwartete Ereignisse (z.B. ein auslösendes Ereignis), Offenbarungen (z.B. der Alles-ist-verloren-Moment) oder Handlungen (z.B. ein Höhepunkt), die Erwartungen erfüllen, die durch die Konventionen geschaffen wurden.

Pflichtszenen sind laut Shawn Coyne "Must-Have-Szenen, um die Erwartungen der Leser zu erfüllen, die durch die Konventionen des Genres vorgegeben sind." 

Vergleich Architektur & BauNehmen wir an, du entwirfst eine klassische katholische Kathedrale. In deinem Entwurf wirst du Dinge wie ein Kirchenschiff, ein Querschiff, einen Chor, einen Altarraum etc. einplanen. Ein Broadway-Theater hingegen wird eine Bühne haben, die so breit ist wie der Zuschauerraum, einen Orchestergraben, einen Balkon etc. Der Balkon bedeutet natürlich Treppen (und heutzutage Rampen und Aufzüge). All diese Dinge sind Must-Haves.

Das Gegenstück im Story Grid sind die obligatorischen Szenen. Pflichtszenen sind Szenen, die eine Geschichte haben muss. In einer Liebesgeschichte musst du eine Kennenlernszene haben, in der sich die potentiellen Liebenden zum ersten Mal treffen. Du musst eine Szene mit dem ersten intimen Moment der Liebenden haben, sei es der erste Kuss, der erste Sex, der erste Tanz. In eine Performance-Geschichte brauchst du diese Szene jedoch nicht. Du kannst sie haben, wenn es eine Nebenhandlung mit einer Lovestory gibt, aber sie ist nicht nötig. Was du in einer Performance-Story brauchst, sind Szenen, in denen das Potenzial des Protagonisten, sein gewähltes Feld zu beherrschen, gezeigt wird; der Protagonist übt und sein Handwerk verfeinert sowie der große Auftritt am Ende. Auf dieser Detailstufe unterscheidet sich die Struktur einer Performance Story von der einer Liebesgeschichte.

 

Was sind Genre - Konventionen?

Wenn ein Leser einen Roman lesen möchte, erwartet er bestimmte Dinge von diesem. Er mag nicht in der Lage sein, diese Dinge zu benennen, aber er wird wissen, wenn sie nicht da sind. Wenn es zum Beispiel eine Liebesgeschichte ist, wird er erwarten, dass es einige Figuren gibt, welche die Beziehung unterstützen und andere, die das nicht tun.

Das sind Konventionen.

Sie funktionieren als Rahmenbedingungen, die einen Konflikt in deiner Geschichte erzeugen und die durch das globale Genre bestimmt werden.

Genrekonventionen sind inhaltliche Elemente oder Zutaten, welche die besondere Veränderung des Protagonisten vorbereiten und Lesererwartungen und Emotionen erzeugen, die erfüllt werden müssen. Die Erfüllung der durch die Konventionen vorbereiteten Lesererwartungen erfolgt durch die Pflichtszenen.

Vergleich Architektur & BauGenauso wie es bestimmte Elemente gibt, die man von der Architektur einer Kathedrale oder eines Theaters kennt, so gibt es auch im Inneren typische Abläufe, die für beide spezifisch sind. In beiden gibt es Platzanweiser, die den Leuten helfen, einen Sitzplatz zu finden, und in beiden kann gesungen werden. Aber du würdest nicht erwarten, dass du in einem Theater Weihrauch riechst oder dort eine Beerdigung stattfindet. Das wäre schockierend, genauso wie der Applaus nach jeder Messe in einer Kathedrale.

Das Gegenstück im Story Grid sind die Konventionen des jeweiligen Genres.
In einer Liebesgeschichte brauchst du ein Dreiecksverhältnis, du brauchst Figuren, die den Liebenden helfen, und Figuren, die sie hindern. In einem Thriller wird es eine Lobrede auf den Bösewicht geben, entweder in Form einer Würdigung seiner Motive (normalerweise durch den Bösewicht selbst), oder in Form einer Anpreisung seiner Fähigkeiten. Der Bösewicht in einem Thriller wird auf eine Art und Weise grauenhaft sein, wie es der Bösewicht in einem Krimi nicht ist.

 

Warum musst du Konventionen und Pflichtszenen, die spezifisch für dein Genre sind, in deine Geschichte einbauen?

Aus demselben Grund, aus dem du ihre Gegenstücke in einem Theater oder einer Kathedrale einbauen musst: um die Erwartungen des Publikums (oder der Gemeinde) zu erfüllen. Deine Aufgabe ist es nicht, diese Erwartungen zu ignorieren, sondern sie auf eine innovative und kreative Weise zu erfüllen.

"Der Grund, warum sich Geschichten nicht "richtig" anfühlen, wenn sie sich nicht an die Konventionen des Genres halten, ist, dass Konventionen die Schlüsselelemente sind, die zusammen die Kernemotion eines bestimmten Genres ausmachen. Ohne Hinweise und rote Heringe gibt es kein Gespür für die Intrige in einem Krimi. Genauso wird der Leser ohne die zehn Konventionen einer Liebesgeschichte nicht von den romantischen Gefühlen für den Protagonisten in den Bann gezogen." Stolz & Vorurteil: The Story Grid Edition

Obligatorische Szenen und Konventionen sind kein Klischee - sie sind die Grundlage für das Leseerlebnis.

Tipp: Du weißt vielleicht nicht genau, wie die Konventionen und obligatorischen Szenen in deinem Roman aussehen werden (z.B. weißt du noch nicht, welche falschen Fährten du in deinem Krimi legen könntest), aber wenn du dir die Zeit nimmst, um ein Gefühl für sie zu entwickeln, dann wirst du davon an späterer Stelle profitieren. Denn damit stellst du nicht nur sicher, dass dein Roman die Erwartungen des Lesers erfüllt, sondern du schaffst auch Rahmenbedingungen. Je mehr Grenzen du setzt, desto fokussierter kannst du arbeiten und desto mehr Möglichkeiten hast du, innovativ zu sein.

 

Wie findest du heraus, was die obligatorischen Szenen und Konventionen deines Genres sind?

Erstens, indem du in deinem gewählten Genre liest und Filme schaust und dabei aufmerksam darauf achtest, was dir auffällt.

Was sind die wichtigsten Augenblicke der Geschichte? Welche Szenen schnüren dir die Kehle zu? Welche lassen dein Herz wild pochen? Und bei welchen suchst du nach einem Taschentuch?

Das sind die Szenen, die primär für ein Genre stehen. Und sie sind das Gefühl, was der Leser sucht, wenn er sich für eine bestimmte Geschichte entscheidet.

Hinweis: Eine Liste voller Pflichtszenen und Konventionen deines gewählten Genres zu haben, wird nicht unbedingt deine Probleme lösen. Du musst wissen, was du mit den Konventionen und obligatorischen Szenen machen musst und welchen Zweck sie in einer Geschichte erfüllen, und das lernst du, indem du andere Geschichten deines Genres studierst, um zu sehen, wie andere Autoren sie in Angriff genommen haben.

 

3.3 Frage 3 - Was sind die Erzählperspektive und die erzählerischen Mittel der Geschichte?

Was sind die Erzählperspektive und die erzählerischen Mittel der Geschichte?Wer erzählt deine Geschichte, wem, wie und warum?

Diese Entscheidung ist äußerst wichtig und kann den Charakter und die Stimmung einer Geschichte komplett verändern. Und wenn man sich nicht die Zeit nimmt, diese Dinge im Voraus zu berücksichtigen, kann das einer der Hauptgründe für den kolossalen Absturz eines ersten Entwurfs sein.

Wenn das Genre das ist, worum es in deiner Geschichte geht, dann sind die Erzählperspektive und die Erzählweise die Art und Weise, wie du sie dem Leser präsentierst.

Die Erzählperspektive ist typischerweise die erste oder dritte Person (allwissend oder begrenzt).

Autoren wissen oft nicht, warum sie sich für die eine oder andere Perspektive entscheiden. Aber es ist wichtig, die Vor- und Nachteile jeder Option zu kennen und dann eine bewusste Entscheidung zu treffen. Die Erzählung wird sehr unterschiedlich sein, je nachdem wie viel der Erzähler weiß und mit wem er spricht, z.B. wird ein Teenager seinen Eltern anders von einem Schulvorfall berichten, als wenn er mit seinen Kumpels darüber quatscht.

Das erzählerische Mittel ist die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird.

Es kann ein offensichtliches Mittel sein, wie in Bridget Jones's Diary (Helen Fielding), oder es kann viel subtiler sein, wie in "The Bear Came Over the Mountain" (Alice Munro).

Die Perspektive verändert deine Geschichte enorm.

Sie kann den Unterschied zwischen einer Geschichte, die funktioniert, und einer, die nicht funktioniert, ausmachen.

Wusstest du, dass Harper Lee "Wer die Nachtigall stört" ursprünglich aus der Sicht eines Erwachsenen schrieb, aber auf Anraten ihres Lektors Tay Hohoff es dann aus der Sicht eines Kindes umschrieb?

Um die optimale Erzählperspektive für deinen Roman zu finden, musst du vielleicht experimentieren.

Natürlich wird dir die Lektüre von Romanen helfen, die verschiedenen Optionen in Aktion zu sehen, und du wirst feststellen, dass einige Genres sich natürlicher für eine Erzählperspektive eignen als für eine andere (das hat oft mit dem erzählerischen Antrieb und der zentralen dramatischen Frage deiner Geschichte zu tun).

Tipp: Keine der Entscheidungen, die ein Autor beim Schreiben seines Romans trifft, ist willkürlich. Autoren sind strategisch. Wenn du dich dabei ertappst, dass du eine willkürliche Wahl triffst, ist das ein Zeichen dafür, dass du entweder noch nicht genug über das Thema weißt, oder du hast nicht genug darüber nachgedacht.

 

3.4 Frage 4 - Was sind die Objekte der Begierde? (Ziele/Bedürfnisse)

Was sind die Objekte der Begierde? (Ziele/Bedürfnisse)Objekte der Begierde beziehen sich darauf, was deine Romanfigur will und braucht.

Die Beantwortung dieser Frage führt zum Kern unserer Figur und der Geschichte, die du erzählen willst. Dabei steuert das externe Genre das Ziel der Figur, ihr bewusstes Objekt der Begierde. Das innere Genre steuert ihr Bedürfnis, ihr unbewusstes Objekt der Begierde.

Wenn du dich auf die ZIELE und BEDÜRFNISSE deiner Hauptfigur konzentrierst, wird alles davon beeinflusst, was sie in der Geschichte anstellt. Es ist die Motivation hinter ihren Handlungen und Entscheidungen.

Tipp: Konzentriere dich bei der Charakterisierung auf die Bedürfnisse und Ziele und nicht auf irgendwelche Listen von Charakterzügen und Vorlieben. Denke daran, dass sich der Charakter einer Figur durch ihre Taten definiert. Klare ZIELE & BEDÜRFNISSE zeigen auf, welche Entscheidungen deine Figur treffen wird.

Auf einer übergeordneten Ebene entspringen die Objekte der Begierde dem globalen Genre.

Beispiel:

In einer Action-Geschichte will der Protagonist überleben.

In einem Krimi will der Ermittler den Verbrecher überführen.

In einer Lovestory will die Figur emotionale, bedeutsame Bindung zu einer anderen Person.

Was deine Figur will und braucht, muss eindeutig sein. Denn dein Leser wird sich fragen, ob die Hauptfigur das bekommt, was sie will (d.h. ob sie ihr Ziel erreichen wird). 

Dabei sind die Spezifika dir überlassen. Du lässt einfach deine Fantasie spielen und denkst dir innerhalb dieser Rahmenbedingungen, die du durch die anderen fünf Kernfragen geschaffen hast, Ziele und Bedürfnisse aus, die frisch und neu sind, aber im Kontext deiner Geschichte einen Sinn ergeben. Das heißt, wenn dein Protagonist in deiner Lovestory primär ums überleben kämpft, weil sein Rivale ein buchstäbliches Monster ist, dann rutscht du eher ins Actiongenre (beinah Horror), als dass deine Story sich um Liebe dreht. 

Die Festlegung auf ein primäres Ziel umrahmt die zentrale dramatische Frage, auf die deine Leser die Antwort wissen möchten. Sie ist der Grund, warum sie weiter lesen. Sie ist der Hauptkatalysator für den erzählerischen Antrieb.

Wusstest du, dass wenn eine Figur in eine Krise gerät, ihre Entscheidung von ihren Objekten der Begierde bestimmt wird? Im Gegenzug offenbart diese Entscheidung, wer die Figur wirklich ist. (Charakter wird durch Handeln unter Stress offenbart.) Die Figur verfolgt ein Ziel. Die Entscheidung, die sie in jenem Moment trifft, richtet sich danach, was sie glaubt, dass ihr helfen wird, dieses Ziel zu erreichen.

Erfahre mehr darüber, wie du deine Figuren in Krisen stürzt: Die Krise für Figuren im Roman

Eindeutige Ziele und Bedürfnisse sind auch wichtig, um den Leser zu fesseln und Empathie für deinen Protagonisten zu schaffen. Wenn du dir nicht die Zeit nimmst, sie zu definieren, wird deine Geschichte abschweifen. Sie wird keine zentrale dramatische Frage haben und dein Leser wird nicht wissen, wofür er mitfiebern soll.

 

So findest du die Motivationen deiner Hauptfiguren heraus:

Ohne einen Antagonisten gibt es keine Geschichte. Antagonisten sind die wahren Verursacher der Handlung. Sie sind proaktiv und motiviert, das zu bekommen, was sie wollen, was letztendlich bedeutet, dass sie der Grund sind, warum die Geschichte überhaupt geschieht. Es gibt keine Notwendigkeit für einen Protagonisten ohne einen Antagonisten.

Und ohne einen Protagonisten haben Leser und Zuschauer keinen Grund, sich mit der Geschichte zu befassen. Wir identifizieren uns mit den Schwachstellen eines Protagonisten und seinen Konflikten, mit seinen Stärken und seiner Entschlossenheit, seine Schwächen zu überwinden.

Bevor du schreibst, solltest du ein paar Notizen zu den Figuren erstellen - zumindest für den Antagonisten und den Protagonisten - um zu verhindern, dass deine Geschichte zu einem unübersichtlichen und langweiligen Entwurf wird.

Die Figuren sind deine Chance, deine Geschichte hervorzuheben.

Und das Letzte, was du willst, ist eine Besetzung mit flachen, langweiligen und bedeutungslosen Figuren - d.h. Figuren, die sich weigern, an Bedeutung zu gewinnen.

Um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, WARUM deine Figuren tun, was sie tun, musst du ihre Motivationen verstehen.

Die Motivationen einer Figur zu erforschen ist weitaus zielführender, als physische Eigenschaften herauszuarbeiten, die keinen Einfluss auf die Figurenentwicklung oder das Vorantreiben der Handlung haben. 

Beantworte dazu folgende Fragen:

  1. Was ist ihr externes/bewusstes Ziel (Was will die Figur?) Dies ist direkt mit dem externen Genre deiner Geschichte verbunden. (sh. Frage 1 und Beispiele von Frage 4)
  2. Was ist ihr internes/unbewusstes Bedürfnis? (Was braucht die Figur?) Auch wenn du nur in einem externes globalen Genre schreibst, sprechen deine Figuren den Leser mehr an, wenn du ihnen auch eine interne Reise gibst. Das bedeutet, dass das innere Bedürfnis deiner Figur - zumindest deines Protagonisten - dazu beiträgt, dass sich deine Figur innerlich entwickelt, entweder findet/vernachlässigt sie ihren moralischen Kompass, verändert ihre Weltabschauung oder ihren Status.
  3. Was ist ihre Hintergrundgeschichte? Achte nur auf das, was für deine Handlung wichtig ist. Warum haben die Figuren bestimmte Macken oder Angewohnheiten? Wie haben emotionale Traumata diese beeinflusst, zusammen mit anderen Ängsten und Schwächen?
  4. Was ist die Negativbotschaft deiner Geschichte? Diese Negativbotschaft ist im Wesentlichen das Gegenteil der kontrollierenden Idee deiner Geschichte, die sich ebenso aus deinem gewählten Genre ergibt (sh. Frage 1 und 5). Überlege dir, wie dein Protagonist die kontrollierende Idee erfährt und sich aufgrund dieser Erkenntnis verändert, während dein Antagonist dies nicht tut. Die Negativbotschaft bleibt für den Antagonisten schädlich, aber der Protagonist - fähig zur Veränderung - nimmt die kontrollierende Idee an. Und beachte, die kontrollierende Idee kann positiv oder negativ sein, die Negativbotschaft ist einfach das Gegenteil von der Message, die du für deine Story wählst. 
  5. Was sind die Konsequenzen und Risiken? Was steht für deinen Antagonisten und Protagonisten auf dem Spiel? Wie wird es sich auf ihr bisheriges Leben auswirken, wenn sie scheitern? 
  6. Was ist der Aufhänger? Was ist paradox an deiner Figur und ihrer Situation? Warum ist deine Figur die ungünstigste Wahl, um die vor ihr liegenden Ereignisse zu meistern? Warum macht sie das interessanter und wie kannst du das vorantreiben? Was sind die Motivationen deiner Figur?
  7. Was sind die Geheimnisse der Figur? Was verbirgt deine Figur vor allen anderen und wie kann sich das negativ und/oder positiv auf ihre äußere und innere Entwicklung auswirken?

 

3.5 Frage 5 - Was ist die kontrollierende Idee / die Botschaft der Geschichte?

 Was ist die kontrollierende Idee / die Botschaft der Geschichte?Zu diesem Zeitpunkt kann es schwierig sein, den Kern einer Geschichte zu bestimmen - zum Teil, da man während des Schreibens so viel über die Geschichte erfährt, aber auch, weil wir alle die Leitidee/das Thema viel komplizierter machen, als es ist.

Die Leitidee/der Leitgedanke ist ein Satz, der das Argument zusammenfasst, das deine Geschichte aufstellt und durch die Handlung belegen will.

Viele Autoren behaupten, dass sie keine allgemeingültige Wahrheit beweisen wollen, sondern einfach nur eine unterhaltsame Geschichte erzählen möchten. Allerdings suchen die Leser so oder so nach einer Botschaft, denn so sind wir Menschen nun mal. Wir suchen nach dem Sinn.

Das Story Grid bietet einen einfachen Rahmen, um deine Leitidee/dein Thema festzuhalten:

[Globaler Wert, der auf dem Spiel steht] wird [gewonnen/verloren], wenn [bestimmte Umstände deiner Geschichte passieren, die oft mit dem internen Genre zusammenhängen].

Beispiele: Liebe triumphiert, wenn wir niedere Ansichten ablegen und die lebendige Vielfalt der Menschen in allen Gesellschaftsschichten annehmen. (Stolz & Vorurteil)

Jack Ryan kann Leben retten, wenn er die Bedeutung seines analytischen Talents erkennt, um die bisher nicht nachzuvollziehenden Schachzüge einer Terroristengruppe voraussieht. (Die Stunde der Patrioten)

Wir geben unserem Leben einen Sinn, wenn wir lernen, die Kräfte der Zerstörung für konstruktive Zwecke zu nutzen, um etwas für das Allgemeinwohl zu schaffen. (Faust 2)

Thema und Leitidee sind zwei verschiedene, aber dennoch verwandte Konzepte.

Deine Geschichte muss von etwas handeln. Es muss nicht tiefgründig oder philosophisch sein, aber du musst dir selbst darüber im Klaren sein, was es ist.

Beispiel: In The X-Files ist das Thema "The Truth Is Out There" - Die Wahrheit ist da draußen.

In Liebesromanen mit Happy End ist das Thema "Liebe überwindet alles".

Alles in deiner Geschichte ist ein Ausdruck des Themas, oder des Anti-Themas. Der Protagonist, der Antagonist und alle anderen Figuren, der Titel, der Höhepunkt...alles.

Steven Pressfield hat eine exzellente Serie von Artikeln über das Thema auf seinem Writing Wednesdays Blog, oder du kannst What's Your Story About? lesen, das Teil seiner JABs Serie ist.

Die Leitidee beschreibt, wie die Veränderung in der Geschichte vor sich geht.

Zum Beispiel siegt die Gerechtigkeit, wenn die Kriminellen entlarvt werden und für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.

Während die Leitidee vom Genre abhängig ist, ist das Thema vom Autor abhängig.

Welche Idee willst du erforschen? Was willst du durch deine Werke aussagen?

Und weil das Thema jeden Aspekt deiner Geschichte beeinflusst, solltest du dir gründlich Gedanken darüber machen.

Was sind die Themen deiner Lieblingsromane? Welche Arten von Themen erforschen deine Lieblingsautoren? Was für Fragen kannst du mit deiner Geschichte aufwerfen und wie viele verschiedene Perspektiven kannst du anbieten, wenn du die Prämisse deiner Geschichte berücksichtigst?

Beachte, dass es nicht darum geht, deinem Leser zu sagen, was er denken, wie er fühlen oder wie er sich verhalten soll. Du schreibst einen Roman, keine Predigt. Jedes der Inhaltsgenres bietet die Möglichkeit, faszinierende Ideen zu erforschen.

 

3.6 Frage 6 - Was geschieht am Anfang, in der Mitte und am Ende?

Was geschieht am Anfang, in der Mitte und am Ende?Wenn du dir die Zeit genommen hast, die Prämisse deiner Geschichte zu entwickeln, dann hast du den ersten Schritt (deine Geschichte in einem Satz zu schreiben) bereits getan.

Beispiel: Ein Waisenjunge (eine Figur) betritt eine magische Welt (in einem Setting) und entdeckt, dass er dazu bestimmt ist, den Mann zu bekämpfen, der seine Eltern getötet hat (mit einem Problem).

Die Idee hierbei ist, dass du ausgehend vom Konzept auf der höchsten Ebene arbeitest und nach und nach mehr Details hinzufügst, um die Handlung deiner Geschichte auszufüllen.

Das ist viel schwieriger, als es klingt, und wichtiger, als du dir vorstellen kannst.

Sobald du eine solide Prämisse hast, ist der nächste Schritt, deine Geschichte in drei Sätzen oder kurzen Phrasen zusammenzufassen - einen für den Anfang, einen für den Aufbau in der Mitte und einen für die Auflösung am Ende.

Du kannst dich an dem folgenden Schema orientieren:

Der Anfang: Eine bestimmte Figur an einem bestimmten Ort/zu einer bestimmten Zeit steht einem bestimmten Hindernis gegenüber
Die Mitte: Wie reagiert sie und wie verkompliziert sich die Situation?
Das Ende: Wird sie die Situation überwinden oder nicht?

Beispiel: Junge trifft Mädchen, Junge verliert Mädchen, Junge bekommt Mädchen wieder.

Tipp: Wenn ich "Satz" sage, meine ich 25 Wörter oder weniger. Es kann sein, dass du eine seitenlange Zusammenfassung deines Anfangs schreiben musst, bevor du ihn in einen Satz zusammenfassen kannst. Und wenn das der Fall ist, dann tu es. Du wirst dir selbst dafür danken.

Wenn alle drei Sätze fertig sind, solltest du in der Lage sein, den Bogen deiner Geschichte und die Veränderung, die stattfindet, klar zu erkennen.

Tipp: Wenn du das nicht kannst, versuche eine Zusammenfassung in drei Sätzen über deinen Lieblingsroman oder -film zu schreiben. Das ist eine sehr effektive Übung.

Nach der Drei-Satz-Zusammenfassung orientierst du dich an den 5 Geboten des Geschichtenerzählens und wendest die 5 Komponenten für jeden der drei Akte an. Hier beginnt die eigentliche Arbeit und ohne die Antworten auf die sechs Kernfragen des Lektors (oder Autors) zu kennen, wirst du nicht weiterkommen.

In diesem Beitrag findest du alle Tipps und Hilfestellungen, wie du deinen Anfang, deinen Mittelteil und dein Ende ausarbeiten kannst: 3-Akt-Struktur = Makroaufbau einer Geschichte

Abhängig von der Komplexität deiner Geschichte, deinem Wissen über Erzähltechniken und -werkzeuge und deiner Erfahrung mit dem Romanschreiben, kann es sein, dass du an diesem Punkt mit dem Story Grid Global Foolscap weitermachen kannst oder nicht. Falls nicht, nutze doch das im Folgenden vorgestellte Werkzeug eines Drehbuchautors - das "Treatment".

 

3.7 zusätzliches Hilfsmittel: Das Konzept eines Drehbuchautors

Ein Treatment ist ein Dokument, das die Handlungsidee eines Films enthält, bevor man das komplette Drehbuch schreibt. Treatments werden oft im Präsens geschrieben, in einer erzählenden Prosa, und heben die wichtigsten Informationen über den Film hervor, einschließlich Titel, Logline, Zusammenfassung der Geschichte und Figurenbeschreibungen.

Im Kern ist ein Treatment eine Möglichkeit, deine Geschichte auf Papier zu bringen, damit du sie nicht ständig im Kopf haben musst, während du schreibst.

Es gibt kein festes Format für ein Treatment und wenn du eine Google-Suche durchführst, wirst du Dutzende von Vorlagen entdecken, die alle die gleichen Elemente haben.

Im Grunde gibt es drei Hauptabschnitte: einen allgemeinen Überblick über deine Geschichte, Notizen zur Besetzung und Notizen zum Handlungsentwurf.

1. Der allgemeine Überblick beinhaltet das globale Genre, die Logline (Zusammenfassung), eine Beschreibung des auslösenden Ereignisses, den Ein- und Ausstieg der Geschichte, die Drei-Satz-Zusammenfassung und die zentralen dramatischen Fragen, welche die Handlung antreiben werden.

2. Im Abschnitt über die Besetzung beschreibt man kurz die Hauptfiguren der Geschichte: wer sie sind, was sie wollen (externes Objekt der Begierde) und zu wem sie werden müssen, um es zu bekommen (internes Objekt der Begierde, oder interne Persönlichkeitsveränderung). Liste die Figuren nach ihrer Wichtigkeit auf. Also, der Protagonist steht an erster Stelle, gefolgt vom Antagonisten und anderen Hauptfiguren und Nebenfiguren.

Tipp zur Besetzung: Alles in deiner Geschichte, auch die Besetzung, ist hierarchisch aufgebaut. Für die Prioritätsreihenfolge musst du überlegen, wer deine Figuren sind und welche Rolle sie in der Geschichte spielen. Stelle dabei sicher, dass deine Protagonisten, Antagonisten und Hauptfiguren genug Komplexität haben, um die Geschichte zu tragen und das Interesse des Lesers aufrechtzuerhalten.

3. Als Nächstes kommt das Entwerfen des Plots.

Arbeite hier Geschichte im Detail durch, beginnend mit einem Überblick über den Aufhänger am Anfang, den Aufbau in der Mitte und den Ausgang des Plots. Der Sinn dieser Übung ist es, die Handlungen durchzudenken, um die fünf Gebote zu entdecken.

Konzentriere dich auch nicht auf einen bestimmten Handlungsstrang. Schreibe einfach alles auf, was du über deine Geschichte weißt, damit du dann anfangen kannst, die Handlungsstränge zu entwirren.

Sobald du die Handlungsstränge entworren hast, füge einen kurzen Absatz hinzu, der jeden Handlungsstrang beschreibt und wie er der Gesamtgeschichte dient.

Wenn es ein sekundäres Genre oder eine Nebenhandlung innerhalb der Geschichte gibt, füge sie hier ebenfalls ein. Sie werden in einer Prioritätsreihenfolge aufgelistet, wobei die Hauptgeschichte (A-Story) an erster Stelle steht, der zweitwichtigste Handlungsstrang (B-Story) an zweiter Stelle, und so weiter.

Tipp: Das Hinzufügen von mehr Handlungssträngen und mehr Figuren macht einen Roman nicht unbedingt besser. Es macht ihn viel komplizierter zu schreiben und schwieriger zu lesen. Alles existiert, um der globalen Handlung zu dienen (d.h. das, was die Prämisse deiner Geschichte dramatisiert). Alle Figuren oder Handlungsstränge, die das nicht tun, müssen gestrichen werden.

 

Es gibt 20 Schlüsselszenen, die das Handlungsgerüst deines Romans bilden. 5 gehören zum Anfang, 10 zum Mittelteil und 5 zum Ende der Geschichte.

4. Das Story Grid Entwurfswerkzeug 2 - Das Story Grid Global Foolscap

Bewaffnet mit den sechs Kernfragen des Lektors sowie deinem Treatment, bist du nun bereit, das Story Grid Global Foolscap in Angriff zu nehmen.

Story Grid Global FoolscapLade dir hier das Story Grid Foolscap herunter: Englisch (Verweis auf StoryGrid.com), Deutsch.

Der erste Abschnitt ist eine kurze Zusammenfassung der ersten fünf Fragen aus den sechs Kernfragen des Lektors. Hier trägst du einfach nur ein, was du unter Punkt 3 ausgearbeitet hast.

Der knifflige Teil ist die Formulierung des Handlungsgerüsts, d.h. die fünf Gebote für den Anfang, den Mittelteil und das Ende.

Kurz gesagt beschreiben die 15/20 Szenen die Hauptszenen, die das Handlungsgerüst deines globales Genre aufbauen. Jede von ihnen stellt eine Schlüsselkomponente der 5 Gebote des Geschichtenerzählens dar, aufgeteilt auf Anfang, Mitte (1&2) und das Ende. Die 5 Gebote sind:

  1. Auslösendes Ereignis
  2. Wendepunkt
  3. Krise
  4. Höhepunkt
  5. Auflösung

 

Tipp: Ich empfehle dringend, mit 15 Kernszenen zu beginnen und auf 20 Kernszenen zu erhöhen. Wenn man seine Story-Idee durchdenkt und testet, ob sie funktioniert, arbeitet man von Makro zu Mikro und fügt nach und nach Details hinzu. Wenn du im Planungsmodus bist und die Story Grid-Methode als Entwurfswerkzeug verwendest, weißt du noch nicht genug über deine Geschichte, um zu wissen, was die 20 Kernszenen des Romans sind. Du musst dich darauf vorbereiten, indem du zuerst die 15 Kernszenen des Handlungsgerüsts formulierst.

Action Story: The Primal GenreMehr über die 20 Kernszenen deines Handlungsgerüsts erfährst du in Action Story: The Primal Genre (Shawn Coyne)

Beachte, dass es nicht ausreicht, nur die Szenen aufzulisten. Du musst jede Szene bewerten, um sicherzugehen, dass sie sich auf deine globale Geschichte und auf den globalen Wert bezieht, der für das Genre auf dem Spiel steht. Mach dir Notizen auf der Rückseite des Foolscap-Blattes, um dich daran erinnern können, was dein Gedankengang war, als du diese Szenen ausgewählt hast.
Die gute Nachricht ist, dass du nicht wissen musst, wie genau diese Szenen ablaufen werden. Du musst nur ungefähr wissen, was an diesem Punkt der Geschichte passiert. Du gibst die Handlung an, z.B. trägst du eine Pflichtszene deines Genres ein.

Tipp: Dein Foolscap muss nach dem ersten Brainstorming nivht perfekt sein. Auch Foolscaps haben Entwürfe. Und stelle sicher, dass jeder Handlungsstrang deiner Story ein eigenes Foolscap hat, damit du nicht durcheinander kommst.

Wenn du diese fünf Szenen für den Anfang, den Mittelteil und das Ende deiner Geschichte kennst, hast du die Kontrollpunkte, die jeder Autor braucht, um seine Geschichte/Figuren von der ersten Seite bis zum Ende zu entwickeln.

Die Punkte "Externe Ladung" und "Interne Ladung" beziehen sich auf den Wertwandel. Vor allem bei den Übergängen zwischen den Akten muss es zu einer Veränderung des Kernwerts des globalen Genres kommen.

Beispiel: In einer Weltanschauungs-/Reifegeschichte kann der Protagonist zum Beispiel von der Naivität, die zu Beginn des Anfangs als Klugheit getarnt ist (Ladung --), zur Naivität oder Unwissenheit beim Übergang zum mittleren Aufbau übergehen (Ladung -). Am Ende des Mittelteils geht der Protagonist über die Unwissenheit hinaus und erlangt ein Verständnis, das ihn am Ende zur Weisheit führen wird. (Ladung +)

Beachte, dass sich der Wertwandel auf der Skala des ausgewählten globalen Genres einordnen lassen muss.

Finde hier eine Übersicht der Genres und dem Spektrum ihrer Kernwerte: Kernwerte der Genres

 

4.1 Beginne mit dem Ende im Hinterkopf.

Die meisten Autoren beginnen mit einer Art Prämisse, einer "was wäre wenn" Idee.

Was wäre, wenn ein Menschenjunge von einem Wolf aufgezogen wird?

Was wäre, wenn ein mildes, heimatverbundenes Volk in den größten Konflikt seiner Welt hineingestoßen würde?

Was wäre, wenn ein regelwidriger Einzelgänger zum Gesicht einer Revolution würde?

Einige Autoren haben vielleicht ein Figurenkonzept, das sie auf Herz und Nieren prüfen wollen; andere beginnen mit einer Welt im Kopf, in der Aspekte der Natur, Magie oder Gesellschaft Kräfte sind, mit denen man zu kämpfen hat.

Dies ist dein Einstieg, und dein globales auslösendes Ereignis entsteht hier.

Jetzt bitte ich dich, den Mittelteil zu überspringen und zum großen Höhepunkt überzugehen. Das Finale ist eng mit dem Auftakt verbunden und hier schließt sich der Kreis, erfüllt die Erwartungen, die am Anfang dem Leser versprochen werden, beantwortet Fragen, greift das Thema auf und unterstreicht es.

J.K. Rowling gab uns in der Harry Potter Reihe ihren besten Schreibtipp:

"Ich öffne am Schluss."

Beginne mit dem Ende im Hinterkopf, um deinen Anfangs- und Endpunkt zu finden.

 

Kennst du den Pixar Pitch?

Der passt ideal in unsere 3-Akt-Struktur vom Story Grid:

Anfang: Es war einmal ein ___. Jeden Tag, ___. Eines Tages ___.
Mitte: Wegen dem, ___. Deswegen, ___.
Ende: Bis schließlich ___.

Es gibt ein großartiges kleines Video von den South Park Autoren Matt Stone und Trey Parker. Es ist etwas mehr als zwei Minuten lang und wird dir helfen, wenn du eine Geschichte ausarbeitest. Grundsätzlich willst du nie, dass sich die Ereignisse in deinem Handlungsgerüst mit "und dann..." verbinden. Mach es dynamisch.

Wenn du deinen Handlungsstrang skizziert hast, gehe zurück und denke über jeden Akt nach, wobei du weißt, dass deine Hauptszenen den Wert oder die Ladung in die Richtung bewegen müssen, die du bereits festgelegt hast.

 

Um eine solide Geschichte zu entwickeln, muss man die verschiedenen Handlungsstränge optimal miteinander verweben. Und sie alle müssen deine globale Story und Botschaft der Geschichte unterstützen.

5. Erstelle eine Schrittfolge, um die Handlungsstränge miteinander zu verweben.

Zu diesem Zeitpunkt hast du deine Geschichte bereits aus vielen verschiedenen Gesichtspunkten in Angriff genommen. Du hast die sechs Kernfragen des Lektors, das Treatment, die Figurenbögen und dein Foolscap oder Foolscaps (je nachdem, ob du mehrere Handlungsstränge in deinem Roman hast).

Die Ausarbeitung der Schrittfolge ist eine Liste aller Schritte in deinem Plot und eine Vorstufe der Szenenliste (sh. Punkt 6).

Beispiel: Nehmen wir an, du hast ein Foolscap für deine globale Geschichte (Story A) ausgearbeitet und noch zwei weitere für deine Nebenhandlungen (Story B und C). Man könnte meinen, die Kernszenen deiner Story ergeben sich aus der Summe von 20A + 20B + 20C. Insgesamt klingt das, als hättest du 60 Kernszenen. Das ist jedoch nicht der Fall.

Denn jetzt darfst du kombinieren. Welches Ereignis beeinflusst welchen Handlungsstrang? Oder vielleicht alle Handlungsstränge? Welche Ereignisse überschneiden oder beeinflussen sich in einer Szene? Denke an das Prinzip von Ursache und Wirkung, um deine Nebenhandlungen wunderbar in deine Haupthandlung einzuflechten.

Die Kombination deiner wichtigsten Kernszenen ist eine prima Vorarbeit für die Ausarbeitung einer Szenenliste.

 

Schreibe auf, was in jedem Kapitel deiner Geschichte geschieht. Wenn du alle notwendigen Szenen deiner Geschichte kennst, hast du einen super Plan um endlich mit dem Schreiben deines Romans zu beginnen.

6. Erstelle einen Szenenplan (für Plotter)

McKee Story

An diesem Punkt greife ich auf eine Technik zurück, die ich von Robert McKee's Schreibratgeber Story gelernt habe.

Schreibe deine Szenen in ein oder zwei einfachen Sätzen auf eine Seite einer Karteikarte. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, ob es schon eine richtige Szene ist oder nicht. Das können Eindrücke, Sätze oder Skizzen sein.

Du kannst eine Notiz machen wie: "Hier passiert etwas, das die Meinung des Protagonisten darüber ändert, wer der Gegner wirklich ist."

An diesem Punkt ist es völlig in Ordnung, Lücken zu lassen oder vage zu sein. Wenn es dir nicht leicht fällt, mach dir keine Sorgen. Es wird später kommen, wenn du in den Schreibprozess eingetaucht bist. Es ist erstaunlich, wie dein Gehirn während des Schreibens über diese Dinge nachdenken kann.

Tipp: Falls du digitale Karteikarten anlegst (z.B. in Scrivener), und irgendwo in deiner Handlung eine Lücke ist, dann schreibe einfach "FB" für "Folgt Bald".

Und nun arbeite mit den Karten. Bewege sie herum. Lege sie aus. Gruppiere sie zusammen. Denke darüber nach, was fehlt. Nimm die Karten heraus, die nicht in einer Kettenreaktion vom Anfang zum Ende führen.

Passe jedoch auf, dass deine Szenen zu deinem global ausgewählten Genre passen. Vor allem, wenn du deinen primären Handlungsstrang betrachtest. Bei Nebensträngen sollten auch diese zu ihrem jeweilig zugeordneten Genre passen.

Tipp: Falls du noch Probleme hast, dein Foolscap auszufüllen, dann kannst du deine Szenensammlung nutzen, um die wichtigsten Kernszenen deiner globalen Geschichte zu finden.

Tipp: Nutze die 5 Gebote als Leitfaden für jede Szene, aber habe keine Angst davor, bestimmte Elemente während des Schreibens auszutauschen. Wenn du fertig bist, verwebe deine 15-15 internen und externen Kernszenen so, dass sie sich gegenseitig unterstützen und die Einsätze (was auf dem Spiel steht) eskalieren.

 

Schmücke deine Szenen aus, um ein klareres Bild von ihnen zu erhalten. Du kannst Innovation in deine Szenen bringen, wenn du dir Gedanken machst, wie du jede zu einem einzigartigen Leseerlebnis verwandeln kannst.

7. Erstelle Szenenskizzen (für leidenschaftliche Plotter)

Fühlst du dich besonders wagemutig und plotfreudig?

Dann kannst du die Details einer Szene herauszuarbeiten, um eine Szenenskizze anzulegen.

Dies ist eine Liste mit allen Elementen, die in einer Szene vorkommen müssen, damit die Leser weiterlesen wollen.

Wenn du neu im Story Grid bist, empfehle ich dir, die Fünf Geboten des Geschichtenerzählens als Leitfaden für jede Szene zu nutzen, d.h. dass du für jede Szene das auslösende Ereignis ausarbeitest, den Wendepunkt (der für den Wertwandel in der Szene verantwortlich ist), die Kris (die sich für die Figur(en) ergibt), den Höhepunkt (= die Entscheidung) und die Auflösung (erste Konsequenzen der Entscheidung)

Tipp: Falls die Szene mit einem Cliffhanger enden soll, stoppst du bei dem Wendepunkt-Moment oder der Krise.

Sobald du die 5 Gebote hast, kannst du über andere Elemente nachdenken, wie Szenentyp, Perspektive, erzählerischer Antrieb, etc.

 

Mit einem gut ausgearbeiteten Plan kannst du mit Vertrauen und Zuversicht deinen ersten Manuskriptentwurf schreiben. Du kennst deine Handlung, deine Figuren, die Konflikte und deine Welt - jetzt kannst du endlich mit dem Schreiben beginnen!

8. Schreibe deinen ersten Manuskriptentwurf ✍🏻

Mittlerweile hast du ein solides Handlungsgerüst, eine Abfolge von spannenden Szenen und ein gutes Gefühl für deren Reihenfolge im Foolscap, basierend auf den Kernwerten der globalen Werteprogression, die du zuvor mit Hilfe der Festlegung auf ein Genre ausgewählt hast.

Und jetzt geht es ans Schreiben! Endlich 😊

Wenn es darum geht, den ersten Entwurf zu schreiben, gibt es grundsätzlich drei Strategien. Du kannst nach Wortzahl, Zeit oder Aufgabenstellung schreiben.

 

Die Szenenreihenfolge

Du musst dabei jedoch nicht deine Szenen in einer bestimmten Reihenfolge schreiben.

Steven Pressfield schreibt ohne eine feste Reihenfolge, und er rät dem Autor, die schwierigsten Szenen zuerst in Angriff zu nehmen.

Versuche einfach, die Szenen zu schreiben, zu denen du dich hingezogen fühlst. In dieser kreativen Phase musst du aus deiner Begeisterung für die Geschichte Kapital schlagen. Umwerbe die Muse. Gib ihr, was sie will. Später, wenn du deinen Text überarbeitest, ist es nicht ungewöhnlich, dass einige deiner besten Stücke von diesem Ort kommen.

 

Steckst du fest?

Wenn du nicht weiterkommst, gehe zurück zu dem Foolscap, das du erstellt hast. Es ist eine Straßenkarte, ein Entwurf, ein Plan. Du kannst es nach Bedarf anpassen und verändern.

Vielleicht stellst du fest, dass eine Szene vor dem Wendepunkt des Mittelteils besser funktioniert als nach dem Wendepunkt. Oder du stellst fest, dass du doch eine Liebesgeschichte schreibst. Es ist viel einfacher, dein Foolscap zu ändern, als es im Nachhinein zu merken und sich mit umfangreichen Überarbeitungen herumschlagen zu müssen.

Tipp: Denke nicht daran, einen ganzen Roman zu schreiben. Du kannst eine 2000-Wörter lange, fortschreitende Komplikation oder eine Krisenszene schreiben. Brich die Geschichte in überschaubare Teile auf.

 

Die Rohfassung

Beim ersten Durchgang ist es dein Ziel, die 'Leinwand' so schnell wie möglich zu bemalen. Das bedeutet nicht, dass du alles überstürzt, es bedeutet nur, dass du dich nicht um die kleinsten Details kümmerst. Du skizzierst die Geschichte in groben Zügen und legst den Rahmen fest. Mit jedem weiteren Durchgang fügst du mehr Details hinzu, korrigierst Fehler und bereitest all die Dinge vor, die sich am Ende auszahlen werden.

 

Der erste, funktionierende Manuskriptentwurf

Irgendwann hast du einen ersten funktionierenden Manuskriptentwurf. Das ist die Version, die du deinem Lektor zur Überprüfung schickst.

Es ist ein vollständiges Manuskript mit einer kohärenten Geschichte.

Es wird immer noch Tippfehler und Bereiche geben, die überarbeitet werden müssen, und dein Lektor wird definitiv Vorschläge für Bereiche haben, die du verbessern kannst (und solltest). Aber die Geschichte wird zum größten Teil fertig sein. Es wird ein funktionierendes Manuskript sein, das du mit der Hilfe deines Lektors auf die nächste Stufe bringen kannst.

 

Einen Roman zu planen heißt auch, seinen eigenen Schreibprozess zu entwickeln. Kein Plan nützt etwas, wenn er an der Ausführung scheitert.

9. BONUS: Plane deinen Roman zu planen.

Bevor du dich in der Ausarbeitung deiner Kapitel verlierst, solltest du dir zunächst einmal einen Plan machen, wie du an das Schreibprojekt herangehen möchtest.

In der Regel beinhaltet ein guter Schreibplan für deinen Roman die folgenden Aspekte:

 

9.1 Sammle Vorschläge, worüber du schreiben willst.

Es ist immer eine gute Idee, eine Liste mit Dingen zu haben, über die man schreiben kann. Auch wenn diese nicht zum Thema deines Romans gehören.

Ein bisschen Brainstorming wird dich dazu bringen, darüber nachzudenken, worüber dein Roman handeln könnte.

Tipp: Eines der besten Dinge, über die du schreiben kannst, ist ein lustiger oder trauriger Teil deines Lebens. Diese Lebensmomente ergeben großartige Geschichten. Sie liefern auch einige großartige Ideen für Figuren.

 

9.2 Bestimme die Länge deines Romans

Es ist gut, ein allgemeines Ziel für die Anzahl der Wörter zu haben, die dein Roman haben soll. Natürlich kann sich diese Zahl noch ändern, wenn du mit dem Schreiben beginnst, aber es ist gut, einen Richtwert für die Länge deines Romans zu haben.

Die Länge eines Romans hängt vom Genre und vom Autor ab. Wenn du gerade erst anfängst, würde ich dir eine Länge von 50.000 Wörtern empfehlen. Der Sweet Spot für einen Roman liegt laut Reedsy bei 80.000 - 90.000 Wörtern. Diese Länge hängt jedoch vom Genre ab.

Hier ist eine Liste, die auf dem Reedsy Artikel basiert. Beachte, dass es sich hierbei um Verkaufs-/Marketinggenres handelt und nicht um die vom Story Grid vordefinierten Inhaltsgenres:

Kommerzielle und literarische Romane: 80.000 - 100.000
Science Fiction und Fantasy: 100.000 - 115.000
Junge Erwachsene: 55.000 - 70.000
Kinder (8-12): 20.000 - 55.000
Liebesromane: 80.000 - 100.000
Krimi: 75.000 - 100.000
Thriller: 90.000 - 100.000
Memoiren: 80,000 - 90,000
Western: 45.000 - 75.000

Natürlich sind dies nur Richtlinien und du solltest der Muse folgen, was für dich das Beste ist.

 

9.3 Plane dir Zeit zum Schreiben ein

Wenn du zu den NaNoWriMo-Teilnehmern gehörst, dann hast du 30 Tage Zeit, um deinen ersten Entwurf zu schreiben. Unabhängig davon, wie lange du brauchst, wähle einen Zeitrahmen für deinen ersten Entwurf. 

Auf diese Weise kannst du deinen Roman mit hilfreichen Zwischenzielen planen, die dich auf dem rechten Weg halten und dich motivieren.

 

9.4 Entscheide dich für die Werkzeuge, die du verwenden willst

Bevor du mit dem Schreiben beginnst, richte deinen Werkzeugkasten für das Schreiben ein.

Das könnte dein Lieblingsprogramm wie Papyrus oder Scrivener sein. Es könnte auch sein, dass du dir ein paar Notizbücher kaufst, um darin frei zu schreiben, zusammen mit deinen Lieblingsstiften.

Der Grund, warum es wichtig ist, deine Werkzeuge zum Schreiben richtig zu wählen, ist, dass es Ablenkungen und Ausreden beseitigt. Ich für meinen Teil habe Stunden damit verschwendet, die richtige Schriftart oder Vorlage zum Schreiben auszuwählen, weil ich mich nicht traute mit dem Schreiben zu beginnen. Diese Form des inneren Widerstands zu überwinden, wird dir helfen, deinen Schreibplan zu erreichen und auf Kurs zu bleiben.

 

9.5 Plane wann und wo du schreibst

Gewohnheitsforscher schlagen vor, dass es am besten ist, eine neue Gewohnheit an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit konsequent auszuführen. Sie empfehlen auch, deine neue Gewohnheit zu einer bestehenden Angewohnheit hinzuzufügen. Der Grund dafür ist, dass es einfacher ist, etwas zu einer bestehenden Gewohnheit hinzuzufügen, als bei Null anzufangen.

Als Schriftsteller wissen wir alle, was uns die besten Chancen beim Schreiben unserer Romane bietet: wenn wir die Widerstände so gering wie möglich halten. Indem du konsequent mit deiner Schreibzeit und deinem Schreibort bist, drängst du den Widerstand zurück. 

 

9.6 Organisiere deine Schreibideen.

Es ist hilfreich, Schnipsel von Szenen zu haben, auf die du dich beziehen kannst.

All diese Schreibanregungen kannst du dir im Voraus (z.B. vor NaNoWriMo) ausdenken. Und wenn du nicht weiterkommst, kannst du auf sie zurückgreifen.

Tipp: Einer der Gründe, warum ich das Story Grid empfehle, ist, dass es eingebaute Schreibanregungen hat. Wenn du zum Beispiel ein Genre im Story Grid Rahmen auswählst, kommen die obligatorischen Szenen und Konventionen gleich mit. Diese eingebauten Schreibanregungen machen es viel einfacher, sich aus der Sackgasse zu befreien. 

 

9.7 Halte dich in der Rechenschaftspflicht

Alle guten Pläne haben eine Methode oder Kennzahl, die du nutzen kannst, um dich offiziell dafür verantwortlich zu machen, dass du deinen Plan einhältst.

Während der "öffentliche" Teil nicht unbedingt laut herausposaunt werden muss, sollte dein Plan dennoch mit anderen geteilt werden, um dessen Einhaltung zu gewährleisten.

Idealerweise findest du einen Partner, der ebenfalls ein Projekt in Angriff nimmt, so dass ihr euch gegenseitig helfen könnt, engagiert und begeistert zu bleiben.

 

Hast du einen Plan für deinen Roman ausgearbeitet? Denke daran: Es sind die täglichen, kleinen Erfolge, welche die gewaltige Aufgabe, einen Roman zu schreiben, überschaubar machen.

10. Fazit: So planst du deinen Roman.

Es ist gut, wenn du planst, wie du das gewaltige Unterfangen, einen Roman zu schreiben, angehen willst. Denn so bekommst du ein Gefühl für die Disziplin, die nötig ist, um den ersten Entwurf fertigzustellen. Diese Disziplin wird dir erstaunlicherweise die Freiheit geben, den Roman zu schreiben, den du willst.

Der Grund dafür ist, dass du Fortschritte machen wirst, wenn du deinen Plan abarbeitest. Schrittweiser Fortschritt ist der größte Motivator, um eine harte, lange und komplexe Aufgabe zu beenden.

Es sind die täglichen, kleinen Erfolge, welche diese gewaltige Aufgabe überschaubar machen.

Für einige Autoren (in der Regel diejenigen, die das Plotten bevorzugen) können Handlungsentwürfe die nötige Klarheit schaffen, um ihnen das Vertrauen zu geben, ihre Geschichte zu vollenden.

Wenn du also ein Autor bist, der gerne plottet, egal auf welcher Ebene, dann könnten diese 8 Schritte zur Planung deines Romans genau das organisatorische Werkzeug sein, das du brauchst, um dich selbst zu motivieren und um gleichzeitig dein Selbstvertrauen zu stärken, wenn du den ersten Entwurf fertigstellst!

Stephen King sagt, dass Geschichten Artefakte sind, die wir ausgraben, anstatt sie zu erschaffen. Aber so schön der Gedanke auch ist, wir dürfen unsere eigene Kompetenz als Autor nicht unterschätzen.

Als Autoren graben wir erstaunliche Ideen aus, aber die Idee bleibt nicht "wie sie ist". Unsere Aufgabe als Autoren (und Lektoren) ist es , sie zu schleifen und zu polieren, bis sie ihre beste Form annimmt. Oft bedeutet das, einen Teil der Idee zugunsten von etwas anderem aufzugeben. Das Problem ist, dass sich Autoren in ihre erste Idee verlieben, wenn es die 27. Version davon ist, die funktioniert.

Du bist nicht an das gebunden, womit du angefangen hast - du hast die ultimative Kontrolle. Du kannst buchstäblich alles ändern.

Und der Erfolg deines Schreibprojekts liegt an dir: 

Wie sehr willst du diese Geschichte schreiben?

Bist du bereit, all die Mühe, das Blut, den Schweiß und die vielen Tränen zu investieren, um sie zu Ende zu bringen?

 

 

Gern kannst du in den Kommentaren schreiben, ob du diese Herangehensweise als hilfreich empfindest. Falls du Fragen hast, kannst du sie auch gerne stellen.



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Melanie Naumann - Lektorin Storyanalyse - Schreibe deinen besten Roman.
Storyanalyse.de

Melanie Naumann ist die erste zertifizierte deutsche Story Grid Lektorin. Sie ist die Gründerin von Storyanalyse.de und gab die Leitung von Storyanalyse im Dezember 2021 an die Geschichtenhebamme Eva Maria Nielsen ab. Melanie arbeitet seither vorwiegend mit Songwritern zusammen, um ihnen zu helfen, die Power of Storytelling für ihre Songtexte zu nutzen.

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Kommentare 1


Maria

3. Dezember

Toll.