Wir alle kennen die epischen Abenteuer wie Herr der Ringe, Game of Thrones oder The Walking Dead.
Aber wie schafft man es als Autor, eine Geschichte zu schreiben, in der mehrere Protagonisten auftauchen?
Wie kann man sie an der Leine halten? Und wissen, dass jede Figur essentiell wichtig für die Geschichte ist?
In diesem Beitrag erfährst du, wie man eine Geschichte aufbaut, in der mehrere Protagonisten das Sagen haben.
Du wirst danach genau wissen, wie du deine Figuren entwickeln musst, damit die Geschichte mit mehreren Protagonisten funktioniert.
Inhalt
- Mehrere Protagonisten in einer Geschichte
- Schaffe eine Hierarchie
- Wähle die richtige Erzählform
- Mehrere Protagonisten in einer Szene
- Mehrere Protagonisten für deine Story entwerfen
- Wie viele Hauptfiguren braucht deine Geschichte?
- Mehrere Protagonisten voneinander unterscheiden.
- Vor- und Nachteile von mehreren Protagonisten in einer Geschichte
- Fünf Vorteile mehrere Protagonisten in deinem Roman zu nutzen.
- Sieben allgemeine Probleme, wenn du mehrere Blickwinkel nutzt.
- Wie du die Übersicht über mehrere Protagonisten behalten kannst.
- Übersicht über mehrere Protagonisten in der globalen Geschichte behalten
- Übersicht über mehrere Protagonisten in den einzelnen Szenen/Kapiteln behalten
- Fazit: Den Überblick über mehrere Protagonisten behalten
- Exkurs: Der Held ist nicht immer die Figur, die klar als Hauptfigur heraussticht.
- Zusammenfassung: Eine Geschichte mit mehreren Protagonisten schreiben
Geschichten haben eine besondere Kraft über uns. Diese Macht zeigt dem Leser, was er in sich selbst finden kann, denn ...
"was Menschen glauben, werden zu können, im Guten wie im Schlechten, basiert direkt auf den Vorbildern, die für sie greifbar sind." (Sullivan und Venter 472).
1. Mehrere Protagonisten in einer Geschichte
Manche Geschichten besitzen eine größere Tragweite, mehr Stimmen, oder bieten so viel Kontext, dass sie nicht aus der Sicht eines einzigen Protagonisten geschrieben werden können.
Sollte diese Komplexität bei dir der Fall sein, musst du ein paar Dinge beachten, bevor du dich in dieses gigantische Unterfangen stürzt.
1.1. Schaffe eine Hierarchie
Schreibst du ein Buch mit mehreren Protagonisten, sollte jede Figur ungefähr denselben Anteil am Umfang der Geschichte bekommen, d.h. keine der Hauptfiguren ist wichtiger als eine andere, selbst wenn eine Figur die Handlung mehr vorantreibt als die anderen.
Kann eine Geschichte mit mehreren Protagonisten eine Hauptfigur haben?
Kurz: ja.
Lang: Im 19. und 20. Jahrhundert gab es im französischen Realismus die Werke von Balzac und Zola, die eine Multi-Protagonisten Geschichte ohne eine zentrale Figur hatten. Diese Werke sollten eine abgegrenzte, soziale Struktur darstellen.
Aber irgendwie, und das hängt wahrscheinlich vom persönlichen Empfinden eines jeden einzelnen ab, gibt es immer diese eine Kernfigur, mit der man sich am meisten identifiziert. Deswegen darf und soll es weiter diese Hauptfiguren wie Frodo, Dorothy, Michael Corleone, Daniel Ocean, Brian O’Connor, ... geben.
Wer ist die zentrale Figur deiner Geschichte?
Es ist nützlich, als Autor zu wissen, wer deine zentrale Figur ist.
Falls dich jemand fragen sollte, von wem deine Geschichte wirklich handelt, musst du antworten können.
Daher solltest du die Hierarchie deiner Figuren kennen.
Die Story einer der Figuren hat dann Vorrang.
Zum Beispiel in Game of Thrones verfolgten wir die vielen Handlungsstränge von mehreren Figuren aus unterschiedlichen Königshäusern. Doch neben Arya, Cersei, Tyrion oder Daenerys gab es eine Figur, die am meisten hervorstach und sich am stärksten in der Geschichte entwickelt hat. In der Hierarchie der Figuren von Game of Thrones stand Jon Snow an erster Stelle - und das obwohl jede andere Figur ebensoviel Aufmerksamkeit erhielt und genauso wichtig für die Gesamthandlung war.
Doch Jon Snow entwickelte sich von einem Bastard zu einem König (Status). Er stand selbst von den Toten wieder auf (Action), und hat sich von dem naiven Jungen der Nachtwache zu einem Strategen verwandelt (Weltanschauung).
Bedenke, dass der Held nicht immer die Figur ist, die klar als Hauptfigur heraussticht. Warum das so ist, erfährst du am Ende des Beitrags.
1.2 Wähle die richtige Erzählform
In einem Roman mit mehreren Hauptfiguren solltest du den Erzähler in der dritten Person wählen. Entweder mit Zugang zu den Gedanken und Gefühlen der Protagonisten oder du lässt ihn komplett neutral.
Bei einem neutralen Erzähler ist es jedoch schwierig, die Empathie zwischen Leser und jeder der einzelnen Hauptfiguren aufzubauen. Ohne Einblicke in die innere Welt der Figur dauert es länger, die Figur von einem Fremden zu einem Vertrauten für den Leser werden zu lassen. Und wenn zu viele "Fremde" den Leser umgeben, fiebert er mit keiner Figur so richtig mit, und ist demnach auch nicht in der Story involviert. Es dauert einfach zu lange, jede der Figuren kennenzulernen. Und die Gefahr ist groß, dass der Leser das Buch beiseite legt - egal, wa für die Figuren auf dem Spiel steht.
Tipp: Bedenke, dass du nicht den allwissenden Erzähler für einen Roman mit mehreren Protagonisten verwenden solltest. Hier ist das Risiko zu hoch, dass der Leser verwirrt wird, wenn der Erzähler von einem Kopf in den nächsten springt, und der Leser die Gedanken und Gefühle den Figuren nicht mehr zuordnen kann.
Auch die Ich-Perspektive ist nicht ideal, weil auch hier (trotz getrennter Kapitel) zu viele Stimmen im Kopf deines Lesers erklingen. Außerdem ist es ohnehin schwer, eine einzige Erzählstimme zu schaffen. Wenn du für jede Figur dann noch eine eigene entwickeln willst, ist dies ein riesiges und unnötiges Unterfangen.
Um aufzuschlüsseln, wann und wie oft du die Erzählperspektive bei mehreren Protagonisten wechseln solltest (nie innerhalb einer Szene!), nutzen viele Autoren eine Art Formel, wo die Kapitel der Protagonisten oder eine Szene einer Erzählperspektive sich in einem Muster wiederholen, z. B. Protagonist A, Protagonist B, Protagonist C.
Andere strukturieren ihre Szenen so, dass ein Protagonist öfter auftaucht (beachte jedoch, der Umfang für jeden Protagonisten sollte ausgeglichen sein).
A, B, C, A, A, B, A, C, oder auch A, B, A, C, B, A, A, C.
1.3 Mehrere Protagonisten in einer Szene
Erscheinen mehrere Protagonisten in einer Szene zusammen, solltest du dir überlegen, welche Figur kann das Geschehen am besten erzählen oder kommentieren?
Wer von deinen Figuren hat am meisten zu verlieren?
Von welcher Figur sollte der Leser die wahren Intentionen vielleicht lieber noch nicht sehen?
Tipp: Ein weiterer populärer Stil, der vor allem in dem Bestseller Game of Thrones genutzt wird, ist die Figur (aus deren Perspektive man das Geschehen betrachtet) von Kapitel zu Kapitel zu wechseln.Um deine Leser nicht zu verwirren, wer die Fokusfigur des Kapitels ist, kannst du es so machen wie George R. R. Martin. Er nutzt dafür die Namen des Protagonisten, aus dessen Sichtweise er schreibt, für die Kapitelüberschriften. So ist dem Leser sofort bewusst, von wem wir die Geschichte erzählt bekommen.
1.4 Mehrere Protagonisten für deine Story entwerfen
Stell dir einen Protagonisten vor – den idealen Helden, der viele verschiedene gegensätzliche Eigenschaften und Charakterzüge in sich trägt. Er darf vorlaut sein, nett, gerissen, leicht reizbar, mutig, schüchtern, draufgängerisch …
Gegensätzlichkeit ist nun gefordert. Wenn du verschiedene Eigenschaften gefunden hast, welche dir gefallen, splittest du diese von deinem Helden ab.
Das heißt, du teilst deinen Helden in genau so viele Figuren, mit denen du deine Geschichte erzählen willst.
Wenn wir jetzt die 9 Gefährten von Herr der Ringe betrachten, dann sticht jede Figur durch eine besondere Eigenschaft/Talent oder Charakterzug heraus.
Interessanter Fakt: Ich weiß, es sind eigentlich 9 Gefährten. Aber Boromir müssen wir außen vor lassen, weil (SPOILER) er bereits im ersten Teil stirbt, und er somit keinen Beitrag zum Ausgang der Geschichte liefern kann. Auch im ersten Teil kann man ihn nicht zu den Protagonisten zählen. Wir könnten jetzt argumentieren, dass Boromir ein zentraler Teil der Gefährten ist und er im Kampf gegen die Uruk-Hai am Anduin sogar sein Leben für Merry und Pippin gibt.
Aber darauf kommt es an: Mehrere Protagonisten müssen sich zusammenschließen, um gegen das Böse zu gewinnen.
Im Kampf gegen die Uruk-hai verlieren die Gefährten. Boromir stirbt – nicht weil er den Ringträger beschützt, sondern weil er sich hat von der Macht des Ringes fehlleiten lassen. Er sieht zwar noch seinen Fehler ein, aber um diesen wieder gutzumachen, sucht er Erlösung / Verzeihung, indem er Merry und Pippin beschützen will. Aber letztlich stirbt Boromir und Merry und Pippin werden entführt. Zudem werden Aragorn, Legolas und Gimli durch den Kampf von Frodo und Sam getrennt.
Am Ende des ersten Teils von Herr der Ringe löst sich die Gemeinschaft auf, die in der geringen Zahl, wie sie war, den Ring zerstören sollte. Das Schicksal Mittelerdes liegt fortan in den Händen des kleinen Hobbits Frodos und seines treuen Freundes Sam.
Der Ausgang des ersten Teils ist somit keinesfalls positiv, sondern die Komplikationen haben sich erschwert. Wie sollen die Gefährten den Ring zerstören, wenn sie nicht mehr zusammen sind? Ein genialer Cliff-Hanger!
Sam ist übrigens genauso wenig ein bloßer Freund / Kumpane. Er gehört zu den wichtigsten Protagonisten der Geschichte. Ohne Sam hätte Frodo es nie bis zum Schicksalsberg geschafft.
Wir haben bei Der Herr der Ringe 8 Gefährten, die jeder einen Teil des Ganzen in sich tragen. Allein können sie nie ein Ganzes bilden – nur wenn sie zusammen sind.
Die Kraft der Gemeinschaft
Der Herr der Ringe
Wenn wir also ans Ende von Herr der Ringe springen, sind die acht Gefährten zwar nicht beieinander (physische Nähe), aber in der letzten Schlacht kämpfen sie dennoch zusammen.
Aragorn steht vor den Toren Mordors, um Saurons Armee herauszufordern. Das macht er nicht aus Übermut, sondern weil er weiß, dass ein riesiges Heer zwischen Frodo und dem Schicksalsberg steht. Wenn er das Heer zum Aufbruch bringt, ist der Weg für Frodo frei. An Aragorns Seite stehen auch Legolas, Gimli, Merry, Pippin und Gandalf. Sie alle kämpfen, um Frodo freie Bahn zu schaffen.
Währenddessen hilft Sam Frodo, dass er es bis zu den Feuern des Schicksalsberges schafft.
Wenn sich bei deiner Geschichte also alle Teile des Ganzen verbinden und eine Gemeinschaft schließen, haben sie die Kraft, auf die lange Reise zu gehen.
Der Zauberer von OZ
Betrachten wir ein ebenso bekanntes Meisterwerk, wird diese Kraft der Gemeinschaft noch eindeutiger. Ich spreche von dem Paradebeispiel der Heldenreise: Der Zauberer von OZ.
Dorothy ist zwar die Hauptfigur, aber der Zinnmann, der Löwe und die Vogelscheuche umkreisen sie wie Satelliten ;-) . Zusammen formen sie ein Team, das zusammen all die Herausforderungen besiegen kann, die ihnen auf dem gelben Ziegelsteinweg begegnen.
Dorothy kann allein die aufkommenden Probleme nicht lösen. Sie ist zwar das Herz der Geschichte, aber ohne ihre Freunde würde sie verlieren.
Natürlich kann man argumentieren, dass Dorothy am Ende allein die böse Hexe besiegt, weil sie das Wasser auf die Hexe kippt. Aber Dorothy hätte es nie bis zu diesem Punkt geschafft, wenn die anderen drei Figuren sie nicht unterstützt hätten. Zum Beispiel, Dorothy ist mit dem Löwen zusammen auf dem Mohnfeld eingeschlafen. Sie wären an dieser Stelle gestorben, wäre es nicht für die ›nicht lebenden‹ Figuren des Zinnmanns und der Vogelscheuche.
Stelle sicher, dass du Sidekicks nicht zu den Protagonisten zählst
Natürlich gibt es auch Geschichten, in denen der Held von einem Kumpan / Sidekick begleitet wird, der kein Protagonist ist.
Der Unterschied liegt darin, dass in einer Geschichte mit mehreren Hauptfiguren alle Protagonisten am Ende zusammen kommen müssen, damit sie das Böse schlagen können. Einer allein kann gegen das Böse nicht ankommen. Es erfordert die Kraft / die Eigenschaften aller Protagonisten.
Wenn ein Protagonist allein den Weg bestreiten und das Böse besiegen kann, sind die anderen Protagonisten nutzlos.
Wenn du eine Geschichte mit mehreren Protagonisten schreiben möchtest, denke daran, dass zwar jede Figur ihre eigene Heldenreise bestreiten kann, aber das diese Figuren am Ende zusammengeführt werden müssen, um gemeinsam den Schurken / das Monster etc. zu besiegen.
Weitere Beispiele für mehrere Protagonisten
Ein weiteres Beispiel ist Ocean’s Eleven oder die Fast & Furious Filme.
Auch hier ist klar zu erkennen, dass die einzelnen Figuren ein Set von Fähigkeiten besitzen, welche sie als Ganzes triumphieren lässt. Und das meist auf spektakuläre Art und Weise. Ich liebe noch immer die Szene von Fast und Furious 5, wo sie den riesigen Banksafe hinter ihren Autos herziehen. ;-)
Gleichzeitig kann und sollte jede Figur sich auf dem Weg der eigenen Heldenreise befinden. Wie stark du diese einzelnen Reisen ausprägst, ist dir überlassen.
Aber durch die Geschichte einer jeden Figur ist es möglich, diese epischen Abenteuer zu schreiben, in denen wir den Figuren in mehreren Büchern folgen.
1.5 Wie viele Hauptfiguren braucht deine Geschichte?
Wie kannst du entscheiden, wie viele Protagonisten deine Geschichte benötigt?
Dafür solltest du ähnliche Romane mit mehreren Hauptfiguren in deinem Genre analysieren.
Es gibt keine Regel, wie viele Protagonisten eine Geschichte besitzen darf. Aber wenn du deinen ersten Roman mit mehreren Protagonisten schreibst, versuche es doch einmal mit drei Protagonisten. Das ist eine gute Zahl, die man noch gut unter den Hut bekommt, bevor man sich an ein Epos wie Game of Thrones wagt 😉.
Denn je mehr Protagonisten du einführst, umso schwieriger wird es, sich auf das Streben jeder einzelnen Figur zu konzentrieren. Auch der Leser könnte sich hin- und hergerissen fühlen, oder gar verwirrt.
Wusstest du, dass der jamaikanische Schriftsteller Marlon James in seinem Roman ›Eine kurze Geschichte von sieben Morden‹ dreizehn Protagonisten bei über 75 Figuren auf ca. 850 Seiten (dt. Ausgabe) nutzte? Wie George R. R. Martin verwenete er die Namen des Protagonisten für die Kapitelnamen.
1.6 Mehrere Protagonisten voneinander unterscheiden.
Es ist wichtig, dass du jeder Figur einen Charakterzug gibst, den du besonders stark ausprägst.
So werden die Figuren einprägsam, unterscheiden sich voneinander und bilden die perfekte Ergänzung zueinander.
Denn Menschen mit bestimmten, stark ausgeprägten Eigenschaften haben größere Schwächen in anderen Bereichen.
Pass aber auf, dass deine einzelnen Protagonisten vielschichtig bleiben, sonst setzt du sie der Gefahr aus, dass sie wie platte Stereotypen wirken.
2. Vor- und Nachteile von mehreren Protagonisten in einer Geschichte
Die Entscheidung zwischen einem einzelnen Protagonisten und mehreren Protagonisten ist keine Frage von besser oder schlechter.
Wie bei allen anderen Grundsätzen des Schreibens gibt es bei jeder Option Vor- und Nachteile.
Daher müssen wir uns als Autor entscheiden, welche Art von Geschichte wir erzählen wollen. Und dann herausfinden, welche der Werkzeuge im Werkzeugkasten eines Autors uns am besten dabei helfen, diese Geschichte zu schreiben.
2.1 Fünf Vorteile mehrere Protagonisten in deinem Roman zu nutzen. 👍
Schreibst du deine Geschichte aus mehreren Blickwinkeln, kann diese Erzählstruktur deiner Handlung auf verschiedene Art und Weise zugutekommen.
Tipp: Denk jedoch daran, dass du bei Wechsel der Erzählperspektive eine neue Szene / ein neues Kapitel beginnst.
1. Deine Geschichte muss aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt werden.
Egal wie mitreißend die Reise einer Figur ist, so wirken manche Geschichten mehr, wenn sie von verschiedenen Personen erzählt werden. Je mehr ein und dieselbe Geschichte erzählen, desto mehr Facetten tauchen auf und desto mehr ergibt sich das Gesamtbild. Stell dir deine Geschichte als ein Puzzle vor und jede Figur kann ein Puzzleteil zu der Geschichte beitragen. Sie mögen vielleicht das Leben der anderen nicht verstehen, aber durch die Ereignisse der Handlung können sie aneinandergeraten.
2. Jede Figur sollte einen eigenen Handlungsstrang zu der Geschichte beitragen.
Die Zusammensetzung einer Geschichte aus mehreren Blickwinkeln funktioniert nur, wenn jede Person einzigartige Hinweise anbieten kann, d.h. neue Informationen, Meinungen, Erinnerungen oder Anhaltspunkte, die uns tiefer in die Geschichte tauchen lassen.
3. Jede Figur muss den Leser mitreißen können.
Das gelingt dir, in dem du jedem Protagonisten ein Ziel gibst, das er unter allen Umständen erreichen will, und dafür sich selbst verändern muss. Der Bezug zur Haupthandlung muss aber gegeben sein. Du kannst ihn nicht nach etwas streben lassen, was die anderen Charaktere nicht auf irgendeine Art beeinflusst oder gar hindert ihre eigenen Ziele zu erreichen.
4. Solltest du einen Roman schreiben wollen, der sich über eine lange Zeitperiode erstreckt, nutze diese Erzählstruktur.
Durch den hohen Zeitumfang der Handlung kann eine historische Geschichte sehr begrenzt wirken, wenn sie nur aus einer Erzählperspektive erzählt wird. Denke an die Tore der Welt von Ken Flett. Es wäre nur halb so spannend gewesen, hätten wir nur durch Exposition herausgefunden, dass Tom das Baby im Wald zurücklässt oder wir die Intrigen des Erzbischofs nicht vor allen anderen Figuren kannten. Das bedeutet, dass eine Figur nie allwissend sein kann, aber durch mehrere Protagonisten kannst du der Geschichte Tiefe und Fülle verleihen.
5. Zudem können mehrere Protagonisten eine mitreißende Geschichte erschaffen.
Da jedem Charakter ein Kapitel / eine Szene gehören sollte, endet diese mit dem sogenannten Cliffhanger. Der Leser wiederum will erfahren, wie die Geschichte der Figur weitergeht, die jedoch erst im übernächsten Kapitel fortgesetzt wird. Also liest er weiter, und sogleich endet das nächste Kapitel genauso mit einem Cliffhanger. Setz diese Technik für all deine Protagonisten um, und der Leser wird dein Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen.
2.2 Sieben allgemeine Probleme, wenn du mehrere Blickwinkel nutzt. 👎
Bevor du beginnst deinen Eifer für mehrere Protagonisten umzusetzen, bedenke noch ein paar Fallen, in die du stürzen könntest.
1. Sollte dein Antagonist seinen eigenen Spannungsbogen bekommen, denke daran, dass jede Figur, die du für deine Erzählperspektive nutzt, sich verändern muss.
Sprich, dein Antagonist muss die Chance auf Erlösung erhalten. Das heißt, du musst den Grund, warum dein Antagonist so handelt, wie er es tut, nicht durch mehrere Szenen erläutern, sofern du nicht die Absicht hast, die Veränderung zum Guten in ihm am Ende zu zeigen.
2. Wiederhole keine Szenen in verschiedenen Blickwinkeln, sofern du damit keine neuen Informationen zur Handlung lieferst.
Sonst wird es langweilig und dein Erzählfluss stockt. (Filmbeispiel: 8 Blickwinkel - alle 8 Perspektiven der Augenzeugen fügten sich zu dem Verständnis zusammen, was bei dem Anschlag vorgefallen ist).
3. Führe keine Personen nur für den Zweck der Exposition ein.
Eine Figur sollte nicht erschaffen werden, um Informationen zu geben, die der Protagonist nicht kennt.
Neue Co-Protagonisten besitzen ihre eigenen Ziele, und dienen nicht der Erklärung, wie der Protagonist von einem Punkt zum nächsten in der Geschichte gelangt.
4. Füge keine Figuren hinzu, nur um neue Subplots erschaffen zu können.
Manche Autoren glauben, dass sie nur durch mehrere Subplots, die verschiedene Charaktere miteinander verbinden, eine mitreißende Handlung schaffen können. Diese Idee kompliziert den Hauptplot aber eher.
Die beste Handlung geht aus dem Problem einer einzigen Person hervor, aus einer schmerzenden Erinnerung oder einer neuen Herausforderung.
Subplots dürfen nicht künstlich geschaffen werden. Sie wachsen aus der Materie aus einem zentralen Punkt, und ergeben kein wildwucherndes Netz aus verwirrenden Einzelgeschichten.
5. Jede Figur, und das was ihre Handlung bestimmt, sollte sich voneinander unterscheiden.
Jede Figur hat ihre eigene Persönlichkeit, Vergangenheit, Weltanschauung, Träume etc., genauso wie sie ihre eigene Sprechweise, Artikulation, Mimik und Gestik besitzen. So individuell, wie ein jeder ist, so solltest du sie auch schreiben. Und auch ihr Bogenplot, mit dem einschneidenden Ereignis, der wachsenden Komplikation, das Ziel, und der Weg und das Streben zu diesem Ziel sollte unterschiedlich in jeder Erzählperspektive sein.
Falls du keine Idee hast, wie ein weiterer Charakter eine entscheidende Rolle in deiner Handlung spielt, und der keine Geschichte besitzt, die seine Werte verändert, solltest du dich lieber auf einen Protagonisten konzentrieren.
6. Oft wirken die Handlungsstränge etwas verwässert.
Da es so viele Geschichten zu erzählen gibt, bleibt keine Zeit, um tief in eine von ihnen einzutauchen. Zum Beispiel, in dem Film Center Stage steht Maureens Geschichte an dritter Stelle in der Hierarchie, sodass keine Zeit bleibt, sie vollständig zu erforschen. Aber es ist ein fruchtbarer Boden für das Geschichtenerzählen! Black Swan ist Maureens Geschichte, die vollständig untersucht wird.
7. Das Leserinteresse an deinen Figuren kann bei bestimmten Figuren abschwächen.
Filme haben in der Regel ein Zwei-Stunden-Limit. Romane sind normalerweise im Bereich von 80.000-100.000 Wörtern angesiedelt. Die Anzahl der Wörter ist in der heutigen Verlagsbranche keine große Sache mehr, weil so viele Bücher digital erworben oder über Print-on-Demand gedruckt werden können.
Aus Sicht des Autors ist es jedoch umso schwieriger, bei mehreren Protagonisten die Aufmerksamkeit des Lesers aufrecht zu erhalten.
Es gilt, je länger das Buch ist, und umso größer ist die Gefahr, dass der Mittelteil durchhängt.
Und mehrere Handlungsstränge, vor allem in einem Roman, fügen eine zusätzliche Ebene der erzählerischen Schwierigkeit hinzu.
In einem Film verbringen die Zuschauer Minuten mit jedem Handlungsstrang.
Wenn wir zum Beispiel die 3-er Kombo von Aragorn, Legolas und Gimli in Die Zwei Türme nicht mögen, müssen wir nur ein paar Minuten durchhalten, bevor eine der Geschichten der Hobbits wieder einsetzt.
Bei Romanen kann es, je nach Lesegeschwindigkeit und Lesezeit, Wochen dauern, bis man wieder zu der Geschichte der Figur kommt, die einen am meisten interessiert. Als Autoren laufen wir dann Gefahr, dass unsere Leser das Buch weglegen und nicht wieder aufgreifen.
3. Wie du die Übersicht über mehrere Protagonisten behalten kannst.
Fragst du dich, welche Tricks es gibt, um mehrere Protagonisten in einer epischen Geschichte (wie Game of Thrones, etc.) in deinen Aufzeichnungen zu verfolgen und auf welche Probleme man bei einer solchen Erzählstruktur achten muss?
Epische Fantasy-Geschichten wie Game of Thrones, Der Herr der Ringe oder sogar eine literarische Geschichte mit mehreren Erzählperspektiven wie Das Herz ist ein einsamer Jäger von Carson McCullers beinhalten zusätzliche Aspekte, die du bei der Planung, Ausarbeitung und Überarbeitung deiner Geschichte berücksichtigen musst.
Die gute Nachricht ist, dass wir die gleichen Werkzeuge benutzen, die wir auch bei einer weniger komplexen Geschichte verwenden würden.
Wenn du mehrere Nebenstränge hast, sowohl externe als auch interne, baust du mehrere Schichten von Komplexität auf, die alle zusammen als eine zusammenhängende Geschichte funktionieren müssen.
Es ist leicht, sich im Schreiben zu verlieren und mit einer Reihe von interessanten Ereignissen zu enden, die nicht zu einer zentralen Geschichte beitragen.
Es ist jedoch schwieriger herauszufinden, was man einbeziehen oder weglassen soll, wenn die Geschichte einen so großen Umfang besitzt. Die Verlockung ist noch größer als bei einer typischen Geschichte, Ereignisse oder Figuren hinzuzufügen, egal ob sie relevant sind oder nicht, weil es Spaß macht. Denn was können schon tausend oder dreitausend zusätzliche Wörter in einer ohnehin schon langen Geschichte schaden? Kein Urteil ... wir haben das alle schon erlebt. Epische Fantasy-Leser sind geduldig, aber ich würde die Dinge nicht zu weit treiben.
Um dieses Probleme zu lösen, solltest du zwischen der globalen Geschichte und den einzelnen Szenen unterscheiden.
3.1 Übersicht über mehrere Protagonisten in der globalen Geschichte behalten
Wenn du einen Roman mit vielen Figuren, Schauplätzen und Handlungen schreibst, kann es durchaus unklar sein, wie man die Geschichte am besten erzählt. Aber bei einer Story dieser Größenordnung ist es sogar noch wichtiger, dass du ein schlüssiges Handlungsgerüst aus 15 Schlüsselszenen besitzt, die unter einem globalen Genre vereint sind.
Daher ist das erste, was wir in den Griff bekommen müssen, die globale Geschichte.
Nebenhandlungen kann es viele geben, aber wovon handelt die Geschichte wirklich und was ist das globale Genre?
Auch wenn du mehrere Hauptfiguren hast, so gibt es dennoch nur ein globales Genre. Also verlagere dein Denken vom Verfolgen deines Protagonisten zum Verfolgen der Werte deines globalen Genres.
Besitzt man ein großes Cast an Figuren (wie bei Game of Thrones oder The Walking Dead) kann es sein, dass in deinen 15 Kernszenen keine deiner Hauptfiguren vorkommt.
Denke daran, deine Hauptfiguren sind ein Element, um deine Geschichte zu erzählen, aber du bist der Baumeister. Also zoome aus der Erzählperspektive deines Protagonisten heraus, um eine größere Betrachtungsebene zu erreichen.
Die Werkzeuge, die wir dafür verwenden, sind die Sechs Kernfragen des Lektors sowie das Story Grid Foolscap, um die Handlung auf einer einzigen Seite zu dokumentieren.
(Das Story Grid Foolscap ist erhältlich in meinem Leitfaden: 7 Schritte, wie du mit dem Lektorat beginnst. Download hier)
1. Definiere zuerst dein Genre
Bevor du die 15 Kernszenen in deinem Foolscap auflistest, musst du die Sechs Kernfragen des Lektors beantworten. Nur so kannst du dein globales Genre finden, an dem sich die 15 Kernszenen deiner Geschichte orientieren. Denn, die 15 wichtigsten Szenen deiner Story müssen sich alle um den Kernwert deines Genres drehen.
Falls du dich noch nicht auf ein globales externes Genre festgelegt hast, sollte das definitiv der erste Schritt sein. Ohne fest definiertes globales Genre wird die Geschichte nicht funktionieren, weil die Geschichte zu unklar sein und den Leser verwirren wird.
Beispiele der Kernwerte verschiedener Genres
- Thriller, Action, Horror: Leben und Tod
- Krimi: Gerechtigkeit vs. Ungerechtigkeit
- Liebe: Liebe und Hass
- Performance: Erfolg und Misserfolg
- Gesellschaft: Macht und Machtlosigkeit
- komplette Auflistung der Werteskalen der Genres hier
2. Finde die 15 wichtigsten Szenen, die das Handlungsgerüst deiner Story bilden
Wenn du dein globales Genre kennst, geht es darum, die 15 Kernszenen für dieses Genre zu identifizieren, unabhängig davon, welche Figuren in der Szene vorkommen.
Von dieser neuen Perspektive aus (= Vogelperspektive oder Draufsicht auf deine Story) überlegst du dir, wie die Geschichte vom Leser erlebt wird. Wie wirkt sich jede Szene und was darin passiert (und sich für die Figuren verändert) auf den Leser und seine Wahrnehmung der Geschichte aus? Mit anderen Worten, wie wirkt sich der Wertewandel von Anfang zum Ende der Szenen auf den Kernwert deines Genres aus? Geht es überhaupt um diesen? Welche Szenen würden herausstechen, die den stärksten Einfluss auf den Kernwert deines Genres nehmen, und sich genau auf dieser Werteskala einordnen lassen? Wichtig ist: Jede dieser Hauptszenendeiner Geschichte sollte sich auf der Werteskala des globalen Genres einordnen lassen. Wenn nicht, ist es vielleicht nicht eine der Kernszenen, oder du musst die Szene einfach überarbeiten.
Zusätzlich sollte man auch die wichtigsten Nebenhandlungen in einem separaten Foolscap aufführen. So kann man seine gesamte globale Geschichte inkl. der Nebenstränge aus der Vogelperspektive betrachten.
3.2 Übersicht über mehrere Protagonisten in den einzelnen Szenen/Kapiteln behalten
Wir müssen uns die Mikrobausteine der Geschichte ansehen, die Szenen. Hierfür verwenden wir das Story Grid Spreadsheet / Tabellenblatt, um potentielle Probleme zu identifizieren und zu bewerten.
(Das Story Grid Spreadsheet / Tabellenblatt ist erhältlich in den Downloads.)
Eine der Spalten im Standard Tabellenblatt ist für die Erfassung der Erzählperspektive. So kannst du allgemein sehen, wie oft und wann die Hauptfiguren auftauchen, durch deren Linse der Leser das Geschehen verfolgt.
Denke daran, dass die Tabelle dir ein Werkzeug ist dass du auf deine Anforderungen anpassen kannst. Wenn du also eine Spalte speziell für deine Nebenhandlungsstränge oder ein anderes Element brauchst, dann mach es so.
Für eine bessere Übersicht, wann welche Figur in deinen Kapiteln auftaucht, kannst du ihnen auch verschiedene Farben zuordnen. In der Schreibsoftware Papyrus Autor ist diese Unterscheidung über die Figurendatenbank möglich. (Lese hier, wie das geht: Papyrus Autor - Figurendatenbank)
Möchtest du lieber alles greifbar vor dir liegen haben, dann nutze doch verschiedene Farben von Karteikarten, um die Figuren und die Ereignisse zu dokumentieren, in denen sie vorkommen. Das erlaubt dir, die Figuren zu verschieben und zu sehen, wie sie zusammenarbeiten. So erhältst du eine andere Perspektive auf deine Story.
3.3 Fazit: Den Überblick über mehrere Protagonisten behalten
Egal wie umfangreich deine Geschichte ist, du brauchst einen Weg, um zwischen Makro- und Mikroebene hin und her zu wechseln. Nur so kannst du herausfinden, ob alle Teile aufeinander abgestimmt sind und du eine Geschichte mit mehreren Strängen erzählst.
Ich empfehle also, eine einzige Foolscap für dein globales Genre zu erstellen, aber danach gilt es definitiv, die anderen Handlungsbögen / Nebenhandlungen zu bestimmen, die in deiner Geschichte existieren und wie sie zum Handlungsgerüst der globalen Geschichte passen.
4. Exkurs: Der Held ist nicht immer die Figur, die klar als Hauptfigur heraussticht.
Manchmal kann es unklar sein, wer der wahre Held ist. Dies ist sicherlich der Fall in Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien.
Die Trilogie hat viele Figuren und eine Erzählweise, die sich in verschiedene Figuren und ihre Abenteuer aufteilt. Diese Splittung kann die Identität der Hauptfigur ein wenig unklar machen.
Tolkien bietet eine Gemeinschaft von neun Gefährten mit unterschiedlichen Charakteren und Fähigkeiten, die sogar verschiedenen Rassen angehören. Sie alle befinden sich auf der Mission, den Ring zu zerstören. Jede dieser Figuren könnte für sich behaupten, ein Held zu sein. Aber es scheint, als gäbe es eine Rasse, die mehr mit dem Begriff Heldentum in Einklang steht als die anderen.
Tolkien legt besonderen Fokus auf die Darstellung der erstaunlich heroischen Natur der Hobbits. Im übertragenen Sinne zeigt er somit den Mut, der in den unscheinbarsten Wesen gefunden werden kann, wenn die Situation es erfordert.
Von allen Figuren sind die Hobbits die unerwartet heldenhafte Rasse
Definition Held: Grundsätzlich kann ein Held als "ein Mensch, der für seine Leistungen und edlen Eigenschaften bewundert wird" ("Held") definiert werden. Im Literarischen weitet sich die Funktion eines Helden dahin aus, dass er die Geschichte vorantreiben und ein Dreh- und Angelpunkt in der Handlung des Romans sein soll. Ebenso soll er eine Beziehung zum Leser aufbauen und ihn mit respektablen Eigenschaften präsentieren.
Definition Protagonist: Der Protagonist oder die Protagonistin in einem Buch oder einem Film ist die zentrale Figur, um welche sich die Ereignisse der Geschichte drehen und die sie mit ihren Entscheidungen und Aktionen beeinflusst. (Erfahre mehr zum Protagonisten in diesem Beitrag: Bestimme die Hauptfigur deiner Story (+Infografik))
Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass Frodo der Held der Geschichte sei. Schließlich ist er der Ringträger und war mutig genug, die Herausforderung anzunehmen, den Ring nach Mordor zu bringen, um ihn im Schicksalsberg zu zerstören.
Frodo ist einer der vielen Protagonisten in Tolkiens Geschichte und er spielt tatsächlich eine entscheidende Rolle.
Doch selbst Tolkien sagt in einem seiner von Humphrey Carpenter zusammengestellten Briefe, dass "Frodo tatsächlich als Held 'versagte'", da der Ring ihn übermannte und "er nicht bis zum Ende durchgehalten hat" (Carpenter 346).
Am Ende ist es schließlich Sam, der als die wahre Hauptfigur und Held erscheint, weil er in seinem Heldentum am konsequentesten ist.
Wenn wir den wahren Helden in unsere Geschichte finden wollen, müssen wir uns fragen:
Welche Figur verändert sich am stärksten zwischen der ersten und der letzten Seite und lässt den Leser an seiner Entwicklung teilhaben?
Die Reise zum Schicksalsberg zeigt Sams Heldenmut.
Die Leser sehen Sam zunächst als den Gärtner und Freund von Frodo, der von Elfen, Feen und anderen tollen Dingen träumt. Das macht ihn sympathisch, denn wer von den Lesern hat nicht schon einmal davon geträumt, in ein großes Abenteuer zu begeben und zauberhafte Dinge zu sehen? Im Laufe der Geschichte wandelt sich Sam vom stillen und sanftmütigen Begleiter zu einem mutigen und mächtigen Helden.
Sam überzeugt als Held und als Hauptfigur.
Der Leser kann sich mit dem sanften, aber starken Hobbit identifizieren. Das liegt daran, dass Worte die Fähigkeit haben, "die 'heroische Phantasie' in jedem von uns zu entfachen" (Zimbardo 404). Der Leser kann sich in ihn hineinversetzen und sich so fühlen, als ob er in der Lage wäre, eine große Herausforderung zu meistern, auch wenn er nicht unbedingt die Erfahrung oder das Wissen dazu hat.
Der Leser sieht Sams Tapferkeit, entgegen aller Widrigkeiten. Sam bleibt optimistisch und trotzt allen Hindernissen, denen die Gemeinschaft begegnet. Außerdem haben Sams Taten einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg der gesamten Reise und er trägt dazu bei, dass Frodo den Ring zerstören kann.
Schließlich wird Sam aus Tolkiens eigener Perspektive als Held angesehen, allein aufgrund seines Charakters und was er für die Geschichte und den Leser gleichermaßen darstellt.
5. Zusammengefasst stellst du eine Geschichte mit mehreren Protagonisten so an:
- Definiere dein globales Genre
- Nimm dir eine Figur und teile sie in ihre Kerneigenschaften auf
- verteile die Kerneigenschaften auf so viele Protagonisten, wie du in der Geschichte brauchst
- die Figuren werden mit ihren unterschiedlichen Kerneigenschaften in ihrer Persönlichkeit weiter ausgeprägt, dass sie zu dreidimensionalen Figuren werden, die sich voneinander klar unterscheiden
- teile die Erzählung in einzelne Handlungsstränge auf, die sich über die deine gesamte Geschichte ziehen
- ordne die Protagonisten den Handlungssträngen zu
- Schaffe eine Hierarchie für deine Hauptfiguren
- Wähle die richtige Erzählform
- vergiss nicht: Eine Geschichte mit mehreren Figuren muss dem Leser auch Antworten auf die Frage liefern, was mit den einzelnen Figuren geschieht. An irgendeinem Punkt werden sich deine Leser so stark mit diesen Figuren verbunden fühlen, dass sie wissen müssen, was ihnen zustoßen wird.
- Definiere die 15 Kernszenen deiner Geschichte
- Lege eine Tabelle an, um zu verfolgen, in welchen Kapiteln deine Hauptfiguren auftreten
George R. R. Martin beherrscht es in Perfektion, seine Leser mit seinen Figuren mitfiebern zu lassen. Keiner weiß, welche Hauptfigur als Nächstes stirbt. Es könnte jeden treffen. Und genau das ist eine Innovation in seinen Geschichten, welche seine Romane zurecht zu den Bestsellern machte, die sie sind!
Wer möchte, schreibt ein Kommentar zu den Geschichten, die auch über mehrere Protagonisten verfügen. So können wir eine Liste erstellen, die zum Nachforschen einlädt =)