Der Artikel ist Teil der Erkenntnisse des Story Grid.
© Story Grid, Shawn Coyne
Der Traum eines jeden Autors, eine Geschichte zu schreiben, die so mitreißend ist, dass der Leser den Roman nicht mehr aus der Hand legen will.
Aber wie gelingt es dem Autor, packende Kapitel zu schreiben, die den Leser so sehr fesseln, dass sie nicht mit Lesen aufhören können?
In diesem Artikel erhältst du einen Leitfaden, wie du Kapitel schreiben kannst, die deine Leser in ihren Bann ziehen. Wir gehen dabei auf den Aufbau eines Kapitels ein und auf dessen Schlüsselelemente. Außerdem erhältst du wertvolle Tipps und Beispiele, sodass du auch deine eigenen Kapitel überprüfen, und wenn nötig, gezielt überarbeiten kannst.
Ich sage es nur zu gern, aber dieser Vergleich ist notwendig um herauszustellen, wie wichtig es ist, das Schreiben von Szenen zu lernen.
Wer Gitarrespielen lernen will, startet nicht mit einem Song. Man lernt zuerst die Griffe mit seinen Händen und Fingern, und das so oft, bis sich die Muskeln an diese Bewegungen erinnern können.
Mit dem Schreiben ist es gleich. Wir lernen das Handwerk des Schreibens, wenn wir die fundamentale Einheit einer Geschichte verstehen: die Szene.
1. Grundlagen: Aus welchem Hauptelement besteht eine Geschichte?
Auf Storyanalyse.de gehen wir der Frage auf den Grund: Wie schreibt man einen Roman, der seine Leser begeistet?
Oder besser: Wie schreibt man eine Geschichte, die funktioniert?
In kurz: Eine Geschichte funktioniert, wenn sie die Erwartungen der Leser erfüllt.
Betrachten wir die gesamte Geschichte als eine Einheit, dann muss folgendes stimmen:
Die Handlung entwickelt sich vom Anfang zum Ende in einem Verlauf, der die Entwicklung der Hauptfigur als Konsequenz der überstandenen Herausforderungen und den damit verbundenen Krisenentscheidungen mit sich bringt.
Wenn wir stärker ins Detail gehen und die einzelnen Einheiten einer Geschichte betrachten, dann stellt sich ganz klar heraus, dass nicht die globale Geschichte das Interesse des Lesers hält, sondern ihr Mikrokosmus.
Sprich: Ist jede einzelne Szene stark genug, den Leser in der Geschichte zu halten?
Trägt die Szene zur Geschichte bei?
Bringt sie die Handlung voran?
Bringt sie den Protagonisten näher an sein Ziel oder entfernt er sich wieder von seinem Ziel?
Gibt es ein Ereignis, das aus einem Konflikt zwischen zwei oder mehreren Figuren herauswächst?
Gibt es Komplikationen? Eine Krise?
1.1 Der Makro- und Mikrokosmus von Geschichten
Die klassische Struktur einer Geschichte setzt sich aus einem Anfang, einem Mittelteil und einem Ende zusammen. Diese drei Teile sind auch unter der 3-Akt-Struktur bekannt.
MAKRO: Wenn wir unsere Geschichte als Ganzes betrachten – angenommen wir sitzen auf dem Mond und schauen zur Erde herab – dann sehen wir nur die Form unseres Planeten. Wir betrachten unsere Welt aus einer Makroperspektive. Auch Geschichten müssen wir von weit weg als auch von der Nähe betrachten. Das heißt, die Makrosicht auf die Erde ist unsere gesamte Geschichte und die Kontinente, die wir darauf erkennen, sind unsere 3 Akte: Anfang, Mitte und Ende.
Willst du mehr zum Makroaufbau einer Geschichte erfahren, bevor du in die kleineren Bestandteile eintauchst? Dann lies zuerst diesen Artikel: 3-Akt-Struktur = Makroaufbau einer Geschichte
Doch diese drei Akte können auf weitere Elemente heruntergebrochen werden.
MIKRO: Die Mikrosicht auf die Dinge ist wie eine Reise. Die Akte einer Story sind die Kontinente, die Länder die Sequenzen, die Landschaften die Szenen/Kapitel und die direkte Umgebung von uns ist der Beat in einer Geschichte.
Du siehst, wir können aus einer Geschichte sowohl heraus- als auch hineinzoomen.
Wenn wir unsere Geschichte als eine Reise betrachten, die einen Anfangs- und Endpunkt hat, dann liegen zwischen Start und Ziel kleinere Etappen. Und die Etappen, die den Leser Schritt-für-Schritt durch die Geschichte führen, nennen wir Szenen.
Beachte: Im Allgemeinen betrachtet man Buchkapitel als die kleinste Einheit beim Aufbau eines Romans. Aber Kapitel können mehrere Szenen enthalten und beliebig gesetzt werden. Daher gehe ich im Folgenden auf Szenen ein, da diese eine feste Form besitzen und die Haupteinheit eines Romans bilden.
2. Der Aufbau einer Szene
Szenen sind die Grundbestandteile einer Geschichte. Aus diesem Grund sollten Autoren lernen, wie man eine Szene schreibt, die funktioniert.
Zuallererst sollte man sich an die 5 Gebote des Schreibens halten. Diese im Story Grid bekannten "5 Commandments" bilden die Schlüsselelemente jeder Einheit einer Geschichte (im Makro- und Mikrokosmus und in jeder Zoomstufe).
Diese Schlüsselelemente sind:
- Auslösendes Ereignis (zufällig oder kausal)
- Steigende Komplikationen & Wendepunkt (durch Aktion oder Offenbarung)
- Krise (beste schlechteste Wahl oder zwei positive Ding, die sich nicht miteinander vereinbaren lassen)
- Höhepunkt
- Auflösung
Betrachte diese Elemente wie Puzzleteile. Nur zusammengesetzt haben sie die Kraft, den Leser in die nächste Szene überzuleiten.
Beachte, dass diese Schlüsselelemente eine festgelegte Reihenfolge besitzen. Das heißt, das auslösende Ereignis plus die steigenden Komplikationen führen zu einer Krise, die auf einen Höhepunkt zusteuert, welcher wiederum die Konsequenzen der Krisenentscheidung präsentiert.
Hinweis: Diese 5 Gebote schränken deine kreative Freiheit nicht ein. Sie sind kein starres Schema oder gar eine Formel. Sie sind bewiesene Elemente, an denen sich Bestseller-Autoren orientieren und auf denen Meisterwerke aufgebaut sind.
2.1 Das auslösende Ereignis
Das auslösende Ereignis ist der Initiator der Szene.
Dieses Ereignis muss die momentane Situation für deinen Protagonisten zum schlechten oder positiven kippen. Das heißt, er muss seine Situation neu beurteilen und sich an den neuen Umstand anpassen oder sich mit den ungünstigen Begebenheiten abfinden.
Es gibt zwei Wege, wie man ein auslösendes Ereignis herbeiführen kann. Das auslösende Ereignis kann zufällig oder kausal sein. In beiden Fällen sorgt dieses zündende Ereignis dafür, dass sich die Szene in Gang setzt. Gleichermaßen gibt dieser Vorfall dem Leser ein Versprechen auf das, was kommen wird.
Kausale auslösende Ereignisse sind das Ergebnis einer Entscheidung, die eine Figur trifft, während zufällige auslösende Ereignisse, wie es der Name sagt, durch Zufall entstehen. Mehr dazu kannst du hier lesen.
Beispiel Chinatown:
In Chinatown konfrontiert der Privatdetektiv Gittes die Frau Hollis Mulwray mit seinem Verdacht, dass sie der Mörder ihres Ehemanns sei. Sein Ziel: Ihr Geständnis zu hören.
Dieses Ziel ist das auslösendes Ereignis für die Szene. Baustein Nr. 1. Es ist ein kausales auslösendes Ereignis, weil es nicht zufällig eintritt, sondern von einer Figur beabsichtigt wird.
Tipp: Um die Vorfreude der Leser zu schüren, schreibe auslösende Ereignisse, die sie am Haken packen und große Versprechungen machen. Denk nur daran, dass du alles auflöst, was du versprichst. Aber schreibe gegen die Erwartung, die ein Leser hat. Wenn er glaubt, dass sich eine Szene auf eine bestimmte Weise auflöst, überrasche ihn, in dem sich die Szene auf eine unerwartete Art und Weise drehst. So werden deine Leser nie vorhersehen können, was in der Geschichte passiert und es wird für sie ein aufregendes Leseerlebnis. Vermische dabei zufällige und kausale auslösende Ereignisse durch die gesamte Geschichte hinweg, aber lass es nicht eintönig werden: Nicht kausal – zufällig – kausal – zufällig, etc. Diese strikte Abwechslung braucht genauso Abwechslung ;-)
2.2 Steigende Komplikationen & der Wendepunkt
Steigende Komplikationen sind die eskalierenden Etappen eines Konflikts, denen sich der Protagonist stellen muss.
In diesem Beitrag erfährst du, wie du steigende Komplikationen gekonnt einsetzt: Steigende Komplikationen in deinem Roman
Wendepunkte sind die Spitze der steigenden Komplikationen.
Sie sind die stärkste Komplikation in einer Szene, wenn etwas plötzlich relevant wird, dass zuvor total unwichtig schien.
Diese neue Erkenntnis oder ein neuer Umstand katapultiert den Protagonisten in eine Krise, wo er zu einer Entscheidung gezwungen wird. Die Figur muss reagieren.
Erfahre, wie du spannende Wendepunkte schreiben kannst, in diesem Beitrag: Was ist ein Wendepunkt in einer Geschichte?
Wendepunkte können aktiv sein = hervorgerufen durch die Handlung/Aktion einer Figur; oder passiv durch eine Offenbarung (neue Information).
Ohne den eskalierenden Grad von Konflikten wird der Moment, wo die Figur reagiert, langweilig wirken. Es fühlt sich an, als passiere nichts und als ob nichts auf dem Spiel stände. Ohne Konflikte, keine Veränderung.
Beispiel Chinatown:
Baustein Nr. 2 sind die steigenden Komplikationen, die eine Figur an der Erreichung ihres Zieles hindern. Für den Privatdetektiv sind es einerseits seine Gefühle für die Frau (er liebt sie), andererseits scheint er an sie nicht heranzukommen.
Ihr Ziel in der Szene ist es, ihr Geheimnis weiterhin für sich zu behalten.
Die letzte steigende Komplikation ist der Wendepunkt der Szene (Baustein Nr. 2a), der entweder durch eine Aktion oder eine Offenbarung eintritt. Von Mulwray aus betrachtet, ist der Wendepunkt eine Aktion. Er gibt ihr eine Ohrfeige, weil er wissen will, wer Katherine ist. Die Frau bricht in Tränen aus und diese Aktion, die Ohrfeige, ist ihr Wendepunkt, der sie von 'ein Geheimnis bewahren' zu 'ein Geheimnis gestehen' bewegt.
Tipp: Um Leser zu überraschen, schreibe unterschiedliche Wendepunkte, die sich sowohl einmal über Offenbarung als auch durch eine Aktion drehen. Stelle dabei sicher, dass die Komplikationen zu einem Punkt führen, wo es kein Zurück mehr für die Figur gibt. Dieser Punkt treibt deine Figur dazu, eine Wahl zu treffen, und diese Entscheidung ist gleichzeitig der Auslöser für bedeutenden Wandel.
Tipp: Wenn du deine Szene mit einem Cliffhanger enden lassen willst, dann beende die Szene nach dem Wendepunkt. Lass den Leser nicht wissen, wie sich die Figur in ihrer Krise entschieden hat.
2.3 Die Krise
All diese Komplikationen, denen sich dein Protagonist stellen muss, enden in der Krise.
Die Krise ist nichts anderes als eine Entscheidung zwischen zwei Optionen, welche die Figur treffen muss. (Auch sich nicht zu entscheiden, ist eine zusätzliche Möglichkeit).
Die getroffene Wahl ist die beste Möglichkeit, um deine Figuren zu charakterisieren, denn erst wenn wir in einer Krise stecken und uns zwischen der besten schlechtesten Wahl oder zwei positiven Dingen, die sich nicht kombinieren lassen, entscheiden müssen, zeigen wir unsere wahre Persönlichkeit.
Wer wir wirklich sind, offenbart sich durch unsere Handlungen und nicht durch das, was wir sagen.
Eine Figur in einer Geschichte zu haben, bedeutet Handlung. Wenn wir als Leser nur dabei sind, wie eine Figur ihren Alltag bewältigt, dann wird diese Figur unser Interesse verlieren, egal, wie gut sie beschrieben ist.
Wir brauchen Figuren, die Entscheidungen treffen müssen, aus denen sich Konsequenzen ergeben, mit denen die Figur klar kommen muss.
Wie sie damit klar kommt, dass interessiert den Leser. Er will sehen, wie Figuren in einer Spirale nach unten fallen und wie sie aus dem Loch, in dem sie stecken, wieder rauskommen.
Aktionen bilden den Plot der Geschichte. Plot ist nichts anderes als die Sequenz von auslösendem Ereignis zu Komplikationen zu Krise zu Höhepunkt zu Auflösung. Es ist alles miteinander verbunden.
Beispiel Chinatown:
Für den Privatdetektiv ist ihr Geständnis auch ein Wendepunkt, jedoch ist es eine Offenbarung (neue Information kommt ans Tageslicht). Dieser Wendepunkt katapultiert die Figur in eine Krise (Baustein Nr. 3). Soll er sie der Polizei übergeben oder soll er ihr helfen? Wer Chinatown kennt, weiß, dass Gittes nach Wiedergutmachung trachtet.
Erfahre hier, wie du deine Figuren in Krisen stürzen kannst: Die Krise für Figuren im Roman
2.4 Höhepunkt
Die Antwort auf die Krise ist eine aktive Entscheidung der Figur = der Höhepunkt. Der Höhepunkt offenbart den wahren Charakter einer Figur.
All diese Entscheidungen, die eine Figur im Laufe der Geschichte trifft, bauen die Handlung auf. Die Veränderung geht dabei mit diesen Entscheidungen einher.
Beispiel Chinatown:
Der Höhepunkt (Baustein Nr. 4) ist die Entscheidung, welche die Figur als Antwort auf die Frage in der Krise trifft.
Und mehr zum Höhepunkt kannst du hier nachlesen: Zeige den wahren Charakter deiner Figuren
2.5 Die Auflösung
Die Auflösung ist keine Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse, sondern es ist die Antwort auf die Frage: Zu was hat die Entscheidung geführt? Was ist die Auswirkung der getroffenen Entscheidung?
Meist lassen Auflösungen den Leser wissen, was der Höhepunkt bedeutet und wie sich die Weltansicht aufgrund dieser Entscheidung verändert hat.
Beispiel Chinatown:
Die Auflösung (Baustein Nr. 5) ist die Konsequenz dieser Entscheidung. Für den Privatdetektiv steht demnach seine Lizenz auf dem Spiel, wenn er ihr hilft. Aber er setzt alles daran, ihr zu helfen, denn damals in Chinatown musste die Frau, die er liebte, mit dem Leben bezahlen.
Willst du noch mehr zu den 5 Geboten / 5 Commandments erfahren? Finde deine Antworten hier: 5 Elemente, die Geschichten brauchen
Wenn deine Szene nicht über diese fünf essentiellen Bausteine verfügt, ist sie nur Exposition. Wenn die Informationen dieser Szene wichtig sind, versuche, diese Information in einer Szene in einem Wendepunkt als Offenbarung zu verpacken. Sprich, die Hauptfigur erfährt etwas, dass sie in eine Krise bringt.
Wenn deine Szene über diese fünf Bausteine verfügt, ist es an der Zeit, eine weitere Ebene hinzuzufügen, um die Bedeutung der Szene zu verstärken.
3. Szenen brauchen einen Wertwandel zwischen ihrem Anfang und Ende
Die Szene ist in ihrer Ursprungsform ein Startpunkt und ein Endpunkt. Oder nenn es die Verbindung zwischen einem Gedanken / einer Hoffnung, dass sich etwas in eine bestimmte Richtung entwickelt, aber sich dann ins Gegenteil kehrt.
In einer Szene tritt immer eine Veränderung für mindestens eine Figur auf. So gesehen kommt es zu einem Wandel des Wertes.
Beispiel:
Zum Beispiel beginnt die Geschichte mit einem positiven Ereignis (ein Mann erhält seinen Traumjob) und endet im Negativen (dafür muss er nach New York umziehen, obwohl er sich gerade ein Haus auf dem Land gekauft hat).
Auch umgedreht ist es möglich.
Die Geschichte beginnt mit einem negativen Geschehnis (die Frau will in ihrer Heimat bleiben) und endet mit einem Positiven (sie erfährt, wie hoch sein neues Einkommen sein wird).
Des Weiteren kann sich eine Geschichte vom Negativen zum doppelten Negativen verschlimmern (Makler gibt Bescheid, dass er keinen Käufer findet und im nächsten Anruf teilt die Polizei dem Mann mit, dass seine Frau von einem Auto angefahren wurde), oder sie kann sich vom Positiven zum Doppelpositiven verbessern (Frau hat überlebt und im Krankenhaus erhalten sie die Nachricht, dass die Frau schwanger ist.)
Mit jeder Szene verändern sich die Werte. Im ersten Beispiel ist es das Loslassen. Im zweiten Reichtum, im dritten das Leben und im vierten die Liebe.
Das ist ganz einfach, oder?
Jetzt, wo man auf den simplen Aufbau einer Szene hingewiesen wird, macht es Sinn. Was nützen uns Erzählungen, wo sich eine Person nur auf der Stelle bewegt?
Es muss etwas passieren, dass die Handlung vorantreibt und sie von einem Punkt zum nächsten befördert.
Bedenke: Wer den Szenenaufbau beherrscht und einen spannende Wendung der Ereignisse schreiben kann, sodass der Leser auf die nächste Szene hinfiebert, der schafft es auch ein Buch zu schreiben.
3.1 Was war denn jetzt nochmal der Wert in einer Geschichte?
Robert McKee bezeichnet den Wert in einer Geschichte als universelle Eigenschaften in menschlichen Erfahrungen, die sich von einem Moment zum nächsten vom Positiven zum Negativen, vom Negativen zum Positiven, vom Positiven zum Doppelpositiven oder vom Negativen zum Doppelnegativen verändern können. Dieser Wandel ist z.B. tot/lebend, Liebe/Hass, gerecht/ungerecht, naiv/weltklug, etc.
Diese Werte können alle auf einer Skala hin und her rutschen. Und das muss in jeder einzelnen Szene passieren, wenn man den Anfang und das Ende betrachtet.
Beispiel aus 'Der Herr der Ringe':
Die Szene im Herr der Ringe, wo sich zu Elronds Rat Frodo bereit erklärt, der Ringträger zu sein. Diese Szene wandelt sich von ausgeschlossen zu integriert, gleichfalls wie von zurückhaltend/verschüchtert zu tapfer.
Frodo ist fortan nicht mehr der kleine Hobbit aus dem Auenland, sondern er ist der Schicksalsträger Mittelerdes. Diese Veränderung legt den Grundstein für den weiteren Verlauf der Geschichte, und wird am Ende ausgezahlt.
Mit welchen Worten man den Wandel in einer Szene zunächst beschreibt, ist egal. Hauptsache er ist vorhanden und etwas ist in der Szene passiert.
Tipp: Günstig ist es, wenn du den Wandel einer Szene mit dem Wert deines globalen Genre oder deinem zweiten, unterstützenden Genres beschreiben kannst. Vor allem die 20 Kernszenen, die das Handlungsgerüst deines Romans bilden, müssen sich um den Kernwert deines primären, globalen Genres drehen. Genre ist daher die wichtigste Entscheidung, die du für deinen Roman treffen musst. Da jede Szene die Geschichte voranbringen muss, wandeln sich die Szenen entweder auf der Skala des globalen Wertes des Genres, des Zweitgenres oder der Nebenhandlung. Wenn man kein Zweitgenre hat oder über eine Nebenhandlung in der Story verfügt, dann verändert sich der Wert einer Szene immer durch den globalen Wert, der auf dem Spiel steht.
Hier findest du die Kernwerte und die Werteskalen für die unterschiedlichen Genres: Kernwerte der Genres
Und hier findest du eine Auflisung der 20 Kernszenen einer Geschichte: Die Mathematik des Schreibens oder mit zahlreichen Hintergrundinfos hier: Action Story: The Primal Genre (Shawn Coyne).
Wenn sich keine Veränderung in der Szene feststellen lässt, hast du keine Szene geschrieben. Es ist Exposition, Beschreibung oder nur ein hin und her, was die Geschichte nicht voranbringt.
Tipp: Es gibt natürlich auch die Meinung, dass Szenen zur Beschreibung von Figuren dienen dürfen. Aber man charakterisiert eine Figur am besten durch Handlung. Und wenn deine Figur handelt, unternimmt sie eine Aktion und eine Aktion hat Konsequenzen, die natürlich den Anfangswert der Szene wandeln können.
3.2 Der Wertewandel am Beispiel von zwei verschiedenen Szenen erklärt
Beispiel: Der Wandel in einer Szene am Beispiel der ersten Szene aus dem Thriller: Der Fedora Attentäter
»Mord ist nichts wert, wenn man keinen Spaß daran hat«, sagte ein Mann, der durch das Visier eines Scharfschützengewehres spähte.
»Vier Klicks nach links«, flüsterte ein Zweiter, der die Geschwindigkeit des Windes überwachte.
Der Schütze hob die Hand an die Optik. Ein Klick, zwei Klicks, drei. Er zog den Arm zurück, schloss den Zeigefinger um den Abzug und sah durch das Zielfernrohr, das über den See hinweg auf das vernarbte Gestein einer Kirche zeigte. Gräber umschlossen das Gemäuer, in dessen Schatten das Moos wie ein struppiger Bart wuchs. Wenige Meter vor dem Glockenturm saß inmitten von weißen Lilien eine junge Frau. Ihr braunes Haar strich über die Tränen auf ihren Wangen, während sie auf ein Holzkreuz starrte, das vor ihr aus der Erde ragte.
Mit einem Zucken der Fingerkuppe schoss das Projektil aus dem Lauf. Zentimeter von ihrem Körper entfernt bohrte sich die Kugel in den Mauerstein. Gleich den Splittern warf sie sich zu Boden. Die Blüten wirbelten in die Höhe und schwebten wie Federn auf ihren Rücken hinab. Zitternd krallte sie die Hände in den feuchten Untergrund und robbte in den Schutz eines Grabsteins.
»Und die Spiele beginnen«, sagte der Mann am Fernglas und ließ es sinken. »Immer erst die Beute aufschrecken, bevor du sie erlegst.«
»Jemanden zu jagen und die Angst in seinen Augen zu sehen, ist der beste Lohn, den dieser Job bringt.«
»Vater wäre die Munition zu schade.«
»Vater sitzt im Knast, weil er deine Drecksarbeit erledigt hat.«
»Ich setze keine Bombe an einen Wagen, in dem ein Baby drin ist. Selbst wenn es das Auto dieses verdammten Polizisten war.«
Der Schütze korrigierte den Lauf des Gewehres und visierte den Oberarm seines Opfers an, der hinter dem schmalen Stein hervorschaute. Um Millimeter sanken seine Schultern herab und er zog den Abzug mehrmals zurück.
Um die Frau herum hagelte es Körner und Erdfetzen. Sie sprang auf, hastete los, stolperte und stürzte. Mit dem rechten Unterarm schlug sie auf ein Pyramidenlicht. Der Knochen brach und riss durch ihre Haut.
Der Kerl an der Waffe lachte. Er stand auf und trat aus dem Schutz der Trauerweide, die ihn von einem Feld abgeschirmt hatte. In den Strahlen der Abendsonne schimmerte ein Wappenring an seinem Zeigefinger. Er nahm sein Zielobjekt wieder ins Visier und klickte den Schalter der Optik eine Stufe weiter. »Merke dir, Jacob. Wenn du mit Vaters Leuten ins Geschäft kommen willst, musst du lernen, deine Hände in Blut zu tauchen.«
Sein Bruder lag noch immer im Schatten des Baumes. »Ich brauche kein Schulterklopfen, ich suche …«
»Das Herz der Hydra-Zünder? Das hat der Bulle mit ins Grab genommen. Das bekommst du nicht zurück.«
»Ihr Tod ist die Lösung.« Jacob deutete zu dem gekrümmten Körper der Verletzten, den nur noch die Blütenblätter der Lilien schützten. »Sie ist der Schlüssel.«
Ein weiterer Schuss krachte durch die Stille.
Die Frau duckte sich.
Jacob ließ das Fernglas fallen.
Vor ihm sackte sein Bruder zu Boden. Seine Stirn war aufgerissen. Die Augen tot. Die Hose mit Urin getränkt.
Jacob griff die Waffe und krabbelte hinter den Baum. Im Schutz des breiten Stammes lehnte er sich vor und riskierte den Blick auf den gepflügten Acker.
Kugeln schmetterten in die Rinde. Späne fetzte es heraus, die ihm wie Scherben die Haut von Wangen, Kinn und Nase aufrissen. Blut quoll hervor und nahm ihm die Sicht. Mit dem Finger suchte er den Abzug des Scharfschützengewehres, fand ihn und drückte hintereinander ab. Die Patronenhülsen flogen aus dem 20’er Magazin, bis es klackte und kein Schuss mehr folgte.
Er wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Fünfzig Meter von ihm entfernt kletterte ein Polizist aus dem Straßengraben und schoss auf ihn.
Geduckt rannte Jacob zu dem schwarzen VW Touareg, der auf einem Feldweg im Schatten eines toten Kirschbaumes parkte. Er sprang durch die offenstehende Fahrertür, drehte den Schlüssel herum und schlug den Fuß auf das Gaspedal.
Der Wagen jaulte auf.
Ohne die Kupplung zu treten, prügelte er den Schaltknauf in den ersten Gang bis der Motor kreischte und das Auto nach vorn ruckte. Er löste die Handbremse, schaltete die Gänge hoch und gewann an Geschwindigkeit.
Mit zusammengepressten Zähnen richtete er den Rückspiegel aus, der ihm die Frau inmitten der weißen Blumen zeigte.
Sie lebte.
© Melanie Naumann, Der Fedora Attentäter
In dieser Szene beobachten wir zwei Auftragskiller, deren Ziel es ist, eine Frau umzubringen.
Am Anfang der Szene ist sowohl die Frau sicher (in ihrer eigenen Wahrnehmung, weil sie nichts von dem versteckten Scharfschützen weiß) als auch die beiden Auftragskiller. Am Ende hat sich die Szene komplett gewandelt. Für die Frau wandelte sich die Szene von sicher zu Todesgefahr zu verletzt. Für einen Auftragskiller endete die Szene mit dem Tod.
Ironischerweise spiegelt sich der Wandel von dem Wert: Leben zu Tod zeitversetzt für die beiden Auftragskiller wieder. Die Jäger werden zu Gejagten.
Diese Szene war für Jacob ein direkter Schlag auf den Solarplexus (gern auch als das auslösende Ereignis der Geschichte benennbar). Der Leser blättert weiter, weil er wissen will, wer die Frau war und vor allem, was Jacob tun wird, um sein Ziel, sie zu töten, doch noch zu erreichen.
Außerdem ist dies die erste Szene eines Thrillers. Und die erste Szene gibt dem Leser ein Versprechen, was er vom Rest der Story erwarten kann. Im Fall von 'Der Fedora Attentäter' - eine Geschichte um Leben und Tod.
Aber der Wandel in einer Szene kann auch subtiler sein.
Dazu das Beispiel der nächsten Szene des Thrillers, die sich zeitlich vier Jahre nach dem Anschlag einreiht.
Ein Mann stürmte durch die Eingangshalle des internationalen Flughafens von Toronto. Er sprang über Koffer und Taschen, die wie umgerissene Grabsteine an das Leben ihrer Besitzer erinnerten. »Hunter, raus!«, schnitt seine Stimme durch die Stille.
»Wir haben keine neun Minuten mehr«, erklang die Antwort durch sein Headset.
»Ich bin gleich bei dir.« Er rannte durch die Sicherheitsschleuse.
Der Metalldetektor piepte.
Niemand stoppte ihn.
Keiner war da.
Lichter aus Rot und Blau rotierten hinter den Fensterscheiben. Draußen heulten Sirenen. Megaphon-Ansprachen organisierten die Panik.
Im Terminal angekommen, hetzte er an Geschäften und Snackbars vorbei, bis er am Ende des Ganges in Richtung der Rolltreppen abbog. Er schoss um die Ecke und prallte gegen eine Person.
Ein Schrei verstummte mit dem Aufschlagen eines Rucksacks.
In einer Seitwärtsdrehung fing er sich ab und drehte sich um. Vor ihm lag eine Frau auf dem Rücken. Sie winkelte die Beine an und wippte mit den Armen nach vorn, aber ihr vollgestopfter Trekkingrucksack hielt sie wie ein Magnet am Boden fixiert. Er beugte sich zu ihr, griff ihre Hände und zog sie auf. »Was wollen Sie hier?«
Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, nur auf dem linken Bein stehend, das rechte angewinkelt über dem Boden haltend. »Soll das eine Entschuldigung sein?«
Er öffnete die Schnallen ihres Rucksacks, die Nähe ignorierend, die er mit seinen präzisen Bewegungen der Fremden entgegenbrachte. »Das ist eine Evakuierung. Sie müssen sofort aus dem Gebäude.«
Sie starrte ihn an. Aus der Brusttasche seiner Schutzweste ragten Werkzeuggriffe und um seinen rechten Oberschenkel spannten sich zwei Riemen, die eine Waffe mit Holster trugen.
»Hunter, bitte«, drängte er und hob die Gurte von ihren Schultern. Der Rucksack fiel von ihrem Rücken und knallte auf die Plastikschnallen. »Ich bin in zehn Sekunden bei dir«, sagte er, ohne den Blick von ihr zu nehmen. »Ich habe hier noch jemanden. Bring sie in Sicherheit.«
»Ich brauche niemanden«, wehrte sie ab und setzte den rechten Fuß auf. Haltlos, als wackelte ein spitzer Stein unter ihrer Sohle, knickte sie ein.
Er schnellte vor, fasste ihre Hüfte und hielt sie fest.
Unter Schmerzen presste sie die Lippen zusammen und ihre Finger drückten in den Stoff seiner Ärmel, auf denen die Aufnäher der Polizei Torontos hafteten.
»Hunter, sie ist verletzt und muss hier raus. Und du auch.« Er lehnte den Kopf über ihre Schulter. »Ich lass los. Kannst du …?«
Sie wandte sich zu ihm um und nickte. »Marly.«
Im Rückwärtsgehen lächelte er. Dann drehte er sich um und rannte los. Seine Schritte hallten durch den Gang, bis er die Rolltreppe hinab eilte.
© Melanie Naumann, Der Fedora Attentäter
Während der Polizist versucht, rechtzeitig zum Sprengsatz zu gelangen, nimmt die Frau die Situation komplett anders wahr.
Der Wandel der Szene liegt hier nicht vordergründig im externen, sondern in der Dynamik der beiden Figuren und ihrer Beziehung zueinander. Marly ist zunächst beinah erbost, dass der Typ sie einfach umgerannt hat. Selbst als er ihr erzählt, dass der Flughafen wegen einer Bombendrohung evakuiert wurde, weißt sie seine Hilfe ab. Erst als sie durch den Schmerz ihres Fußes seinen Halt spürt (sowohl physisch als auch innerlich), wird ihr bewusst, dass sie seine Hilfe annehmen muss, um zu überleben. Mit der Nennung ihres Vornamens baut sie ein persönliches Verhältnis auf, was natürlich auch eine Form des Dankes sein kann. Der Wandel ist hier also von fremd zu vertraut.
Diese zweite Szene führt die Nebenhandlung der Story ein: Eine Lovestory.
Mit diesen zwei Szenen weiß der Leser des Romans 'Der Fedora Attentäter', dass er primär einen Thriller liest, in dem auch eine Lovestory vorkommt.
In beiden Szenenbeispielen kommt es zu einem Wandel.
In der ersten verändert es sich für Jacob von Kontrolle über das Leben (beinahe gottesgleich kann er mit seinem Bruder über Leben und Tod entscheiden) zu Machtlosigkeit.
In der zweiten Szene wird aus Distanz Vertrauen.
Beachte, dass jede Szene in deinem Roman einen Wertewandel benötigt , oder sie funktioniert nicht. Ein oder zwei Szenen kann man als Leser verzeihen, aber je mehr Szenen belanglos dahin erzählt werden, ohne das sich etwas verändert, umso weniger wird der Leser weiterlesen wollen.
Szenen wandeln sich entweder durch eine offensichtliche Veränderung – wie z.B. durch Leben und Tod Situationen, oder durch einen subtileren Wandel in menschlichen Beziehungen.
Wenn man lernen will, wie man einen handwerklich guten Roman schreibt, sollte man lernen, wie man Szenen schreibt, in denen sich etwas für die Figuren verändert.
Erst wenn man gelernt hat, wie man Szenen schreibt, die sich verändern, kann man diese Szenen miteinander verweben und die gesamte globale Geschichte betrachten.
3.3 Exkurs: Warum ist Veränderung in Geschichten so wichtig?
Ich denke, wenn man weiß, wie man eine Geschichte erzählen kann, ist man schon sehr gut auf’s Leben vorbereitet. Unser eigenes Leben gleicht einer Heldenreise.
Bestimmte Ereignisse werfen uns aus der Bahn, und wir müssen verschiedene Herausforderungen meistern, um unsere Ziele zu erreichen. Nur um festzustellen, dass wir nie an den Punkt zurückkehren, an dem wir gestartet sind.
Wir verändern uns und müssen gleichzeitig Veränderung, ob gut oder schlecht, akzeptieren.
Wir stürzen in tiefe Löcher, manchmal ohne zu wissen, wie wir je wieder aus diesem Mist herauskommen sollen ... aber auch diesen Tiefpunkt gibt es in jeder Geschichte. Und Geschichten bringen uns bei, dass es weitergeht. Kein Held hört einfach auf und schmeißt alles hin, wenn die Hindernisse unüberwindbar scheinen.
Wir Menschen brauchen Geschichten.
Geschichten zeigen uns, wie man liebt, lebt und überlebt. Sie zeigen uns den Ausgang bestimmter Handlungen, während wir gemütlich und ohne Risiko zuhause sitzen dürfen. Geschichten lehren uns, was wir tun können und was wir bleiben lassen sollten. Geschichten sind wichtiger als pure Unterhaltung.
Szenen schreiben, die funktionieren, bedeutet, dass man alle fünf Bestandteile des Geschichtenerzählens einbringt.
Man braucht ein auslösendes Ereignis, das den Protagonisten aus der Bahn wirft. Zudem steigende Komplikationen, die Spannung aufbauen, und die Figur zu einer Entscheidung zwingen. Es ist eine Entscheidung, die preisgibt, wer sie wirklich sind. Die Antwort auf die Krise führt zu der Auflösung und einer neuen Sicht auf die Dinge.
Ohne diese Elemente ist das Geschriebene keine Szene. Szenen müssen zu etwas führen und Veränderungen müssen auftreten, denn Veränderung ist der Zweck einer Geschichte.
Das Ereignis in einer Szene stellt eine aktive Veränderung des Wertes dar.
Wie finden wir aber heraus, was der genaue Wertwandel einer jeden Szene unseres Romans ist?
Es ist an der Zeit, das Ereignis der Szene zu identifizieren.
4. Was ist das Ereignis in einer Szene?
Mit dem Ereignis der Szene hatte ich auch meine Schwierigkeiten. Entweder formulierte ich die Zusammenfassung der Szene in einem Satz oder schrieb auf, was für eine Handlung in der Szene vorgefallen ist. Größtenteils war der Satz eher ein Hinweis darauf, was in der Szene passiert ist.
Aber das Ereignis der Szene bezieht sich darauf, wie die Szene die Handlung voranbringt.
Wie gesagt, Geschichten handeln von Veränderung.
Konkreter: Geschichten handeln von Veränderung, die aus Konflikten entstehen. Der Wandel wird dabei von dem Wert der Geschichte bestimmt.
In dem Buch Pride and Prejudice: The Story Grid Edition definiert Shawn Coyne das Story-Ereignis wie folgt:
"A story event is an active change of life value for one or more characters as a result of conflict (one character’s desires clash with another’s)."
Deutsch: Ein Ereignis in einer Geschichte ist ein aktiver Wandel des Kernwertes für ein oder mehrere Figuren als Ergebnis eines Konflikts. (Was eine Figur will, kracht mit dem zusammen, was eine andere Figur will.) Eine funktionierende Szene besitzt zumindest ein Ereignis.
Hier geht es um die fünf Bausteine einer Szene, aber anstatt diese aufzulisten, beziehen wir uns darauf, was ihr Zweck ist.
Wie wir bereits wissen, braucht jede Szene einen Konflikt. Dieser Konflikt verstärkt sich so lange, bis der Protagonist nicht mehr weiß, wie er mit der Situation umgehen soll. (Szenen verfügen über die steigenden Komplikationen, die sich bei zu dem Wendepunkt aufstauen, der den Protagonisten in die Krise stürzt.) Der aktive Wandel des Kernwertes geschieht durch den Wendepunkt, die Krise und den Höhepunkt der Szene.
Der Protagonist befindet sich am Ende der Szene (Auflösung) demnach an einem anderen Punkt als am Anfang (auslösendes Ereignis).
Erfahre hier mehr dazu, wie du Konflikte für deine Romanfiguren schaffst: Konflikte für Figuren schaffen
4.1 Wie findest du das Ereignis in einer Szene?
David Mamet lehrte in seinem Schauspielunterricht, dass man eine Szene immer zuerst auf zwei Arten betrachten sollte: Man sollte sich fragen, was die Figuren buchstäblich in der Szene tun (das Offensichtliche - z.B. Sie trinken Kaffee; Sie jagen sich; Sie streiten ...) und was ihre essentielle Aktion ist (Frage: Auf was zielt der Subtext der Handlung/des Gesagten ab?). Hier geht's zum Beitrag: Was Figuren wollen und wie es ihre Handlung bestimmt.
Robert McKee erweiterte das Konzept in seinem Buch 'Story' und fügte hinzu, dass man auch immer den Wert kontrollieren sollte, der beschreibt, wie sich die Szene vom Anfang zum Ende hin wandelt.
Diese beiden Verfahren, sowohl von Mamet als auch McKee, sind die ersten Schritte, wenn du das Ereignis in einer Szene finden willst.
Doch bevor wir weiter darauf eingehen, klären wir erst einmal, was unter buchstäblicher und essentieller Aktion gemeint ist:
4.2 Buchstäbliche und essentielle Aktion
Zu der buchstäblichen Aktion gibt es nichts weiter anzufügen. Hier schreibst du einfach auf, was deine Figuren buchstäblich tun. Keine Interpretation. Nur deine Beobachtung, was sie gerade machen.
Die essentielle Aktion bezieht sich auf die nicht greifbare Ebene der Emotionen, die unter der offensichtlichen Handlung versteckt liegt. Essentielle Aktion ist nicht Subtext, denn Subtext bezieht sich auf die tiefere Bedeutung von dessen, was gesagt wird.
Beispiel: In einer sexuell-angespannten Szene sprechen die Figuren über etwas belangloses (buchstäbliche Aktion), aber was sie sagen, wird von beiden als Flirt aufgefasst (Subtext). Einer von ihnen versucht den anderen rumzubekommen (essentielle Aktion).
Hinweis: Um essentielle Aktionen besser verstehen zu können, sollte man wahrscheinlich menschliche Verhaltenstheorie studiert haben. Fürs Erste kann man jedoch versuchen, darauf zu achten, wie unsere Interaktionen mit unseren Mitmenschen ablaufen. Es gibt immer eine Ebene mehr, als was wir an der Oberfläche wahrnehmen sowie eine Intention (essentielle Aktion), was der andere verfolgt.
Um essentielle Aktion besser zu verstehen, habe ich hier noch ein paar Beispiele, was eine essentielle Aktion für eine Figur sein kann:
- Einen Freund anflehen
- jemanden dazu zu bekommen, eine einfache Wahrheit zu akzeptieren
- einen Kontrahenten zu überzeugen, ein Geheimnis zu bewahren
- jemanden dazu zu bekommen, lockerer zu werden
- Vergebung erhalten
- eine Entschuldigung bekommen
- jemanden von seinem hohen Sattel werfen
- um einen Gefallen bitten
- einen Freund von meiner Unschuld überzeugen
- jemanden überzeugen, dass er die Wahrheit akzeptiert
- jemanden verstehen zu geben, dass ich ihn warne
- Verbündete suchen
- das Vertrauen eines Fremden erhalten
- zu bekommen, was rechtmäßig mein ist
- einen Freund in Versuchung führen
Für weitere Möglichkeiten kannst du dir auch gern das Buch von Maria Caldarone und Maggie Lloyd-Williams Actions: The Actors’ Thesaurus kaufen, in dem auf über 150 Seiten eine Auflistung von Wörtern findest, die beschreiben, wie ein Schauspieler eine Szene spielen könnte.
Der Vorteil, wenn du über die essentielle Aktion deiner Figuren nachdenkst, ist, dass dir ihre Intention helfen kann, deine Fantasie anzuregen. Es gibt mehr Möglichkeiten, wenn du weißt, auf was die Figur aus ist, ohne, dass du es sie direkt sagen lässt.
Filmbeispiel: Der Film 'Wie werde ich ihn los in 10 Tagen' ist ein super Beispiel für buchstäbliche und essentielle Aktion. Während die Figuren miteinander ausgehen (buchstäbliche Aktion), versuchen sie eigentlich nur, ihre Wette zu gewinnen (essentielle Aktion).
Erfahre mehr zur essentiellen Aktion in diesem Beitrag: Was Figuren wollen und wie es ihre Handlung bestimmt
4.3 Wie findest du das Ereignis in einer Szene? - Fortsetzung
Diese vier Tipps hat Shawn Coyne in seinem Buch Pride and Prejudice: The Story Grid Edition vorgestellt, um das Ereignis der Szene zu finden:
1. Was tun die Figuren buchstäblich?
2. Was ist die essentielle Aktion dessen, was die Figuren in der Szene tun?
3. Welcher Wert hat sich für eine oder mehrere Figuren in der Szene geändert?
4. Welchen Wert sollte man in seiner Szenentabelle aufschreiben?
Betrachten wir dieses Vorgehen an einem Beispiel von einer meiner Lieblingsgeschichten: Der Hobbit von J.R.R. Tolkien. Die Szene ordnet sich relativ am Anfang ein, wenn die Zwerge und Gandalf bei Bilbo zu Besuch sind und sie über ihre Mission sprechen.
Was tun die Figuren buchstäblich in der Szene?
Die Zwerge treffen sich mit Gandalf zum Essen in Bilbos Wohnung.
Was ist die essentielle Aktion dessen, was die Figuren in der Szene tun?
Die Zwerge deuten die Zeichen und fragen sich, ob es an der Zeit ist, zum Einsamen Berg zurückzukehren. Thorin nutzt den Schlüssel, den Gandalf ihn gab, um die Zwerge zu überzeugen, dass die Zeit gekommen ist.
Gandalf möchte Bilbo als Verbündeten gewinnen. (Wenn man die Szene noch einmal anschaut, sieht man genau, wie Gandalf zunächst davon ausging, dass Bilbo für dieses Abenteuer zu haben wäre. Er muss demnach seine Taktik ändern, um Bilbo ins Boot zu holen.)
Bilbo sieht sich nicht als Teil dieser Gemeinschaft und versucht Aufmerksamkeit zu vermeiden. Er will den Abend hinter sich bringen, sodass er am nächsten Tag in Ruhe wieder seinem ungestörten Alltag nachgehen kann.
Welcher Wert hat sich für eine oder mehrere Figuren in der Szene geändert?
Gandalf hat die Hoffnung, dass Bilbo dem Angebot der Zwerge zustimmt. Immerhin hat er die Zwerge ins Auenland bestellt, um ihnen jemanden vorzustellen, den der Drache Smaug durch den unbekannten Geruch von Hobbits nicht erkennen wird, und dessen leichtfüßiges Talent gut für die Aufgabe ist, das Herz des Berges wiederzufinden, der die Völker der Zwerge wiedervereinen würde. Am Ende der Szene ist Gandalf durch Bilbos Absage enttäuscht.
Die Zwerge gingen davon aus, dass Bilbo sie unterstützen würde. Warum sonst hätten sie den weiten Weg auf sich nehmen sollen, um ins Auenland zu reisen? Die Szene wandelt sich von: hoffnungsvoll zu 'wieder' im Stich gelassen / enttäuscht. Sie sind es leider gewohnt, dass sich keiner mehr um ihre Belange kümmert.
Für Bilbo beginnt die Szene mit keiner Bedrohung für sein eigenes Leben. Zwar stören die Zwerge seinen gewohnten Alltag, aber auf der Skala zwischen Leben und Tod ist er noch vollkommen nah am Leben. Der Wert ändert sich jedoch, als er versteht, dass er die Zwerge auf ihrem Quest begleiten soll und vor allem, als sie ihm buchstäblich beschreiben, wie er bei diesem Unternehmen sterben kann. Diese Information (Offenbarung) ist der Wendepunkt der Szene und gleichzeitig, wenn wir die Heldenreise betrachten: Der Ruf des Abenteuers. Der Wert wandelt sich für Bilbo demnach von Leben zu möglichen Tod und endet mit Bilbos Ohnmacht (Bewusstlosigkeit).
Welchen Wert sollte man in seiner Szenentabelle aufschreiben?
Diese Szene ist gleichzeitig das auslösende Ereignis für eine Actiongeschichte. Als solches muss die Szene klar ausdrücken, welches das globale Genre ist und was auf dem Spiel steht. Daher muss man den Wertwandel aufschreiben, welcher die Actiongeschichte voranbringt.
Da Bilbo der Protagonist der Geschichte ist, der durch die Frage der Zwerge am stärksten aus seinem momentanen Leben herausgerissen wird, folgen wir seinem Wertwandel.
Was ist das Ereignis der Geschichte?
Das ist die 1 Million Euro Frage ;-).
Da wir festgestellt haben, dass diese Szene das auslösende Ereignis der gesamten Geschichte ist und jede Szene die Story voranbringen muss, schreiben wir auf, wie diese Szene die Actiongeschichte voranbringt: Bilbo soll die Zwerge auf ihrem Abenteuer begleiten und ist verantwortlich, dass er das Herz des Berges von dem Drachen Smaug stiehlt.
So sieht die Szenentabelle ausgefüllt aus:
Ereignis der Szene | Wertwandel | Polwandel | Wendepunkt |
Bilbo soll sich für die Zwerge in Lebensgefahr begeben | Leben zu Bewusstlosigkeit | + / - | Konsequenzen, wenn Bilbo scheitern sollte (Offenbarung) |
Tipp: Idealerweise beschreibt man das Ereignis der Geschichte in so wenig Worten wir möglich. Dieser Zwang zur Kürze hilft, sich darauf zu fokussieren, um was es in der Szene geht und welche Funktion die Szene in der Geschichte einnimmt.
Um eine Szene zu analysieren, braucht man sowohl die Auflistung der fünf Schlüsselelemente, die eine Szene ausmachen, wie auch die buchstäbliche und essentielle Aktion der Figuren, um sicherzustellen, dass die Szene zur Geschichte beiträgt. Mit Hilfe dieser tiefgründigen Analyse kann man daran arbeiten, dass die Geschichte an Vielfalt gewinnt und Leser auch auf emotionaler Ebene eine Verbindung mit der Geschichte aufbauen.
Wenn dich diese Methode interessiert, kann ich dir Pride and Prejudice: The Story Grid Edition bestens empfehlen. Shawn Coyne hat in diesem Buch jede einzelne Szene nach diesen vier Fragen analysiert. Außerdem spricht er vorher über das Genre von Liebesgeschichten. Wie hat es sich entwickelt? Welche Subgenres gehören dazu? Was ist der globale Wert von einer Lovestory? Was sind die Konventionen und Pflichtszenen? Überaus interessant, ABER wer diese Kommentare zu Stolz und Vorurteil lesen will, sollte die englische Sprache wirklich gut beherrschen.
Tipp: Mittlerweile gibt es auch weitere Bücher vom Story Grid, die ein Roman-Meisterwerk auf globaler Ebene analysieren. In diesen Büchern werden auch alle Szenen des Meisterwerks analysiert.
Hier ist eine Liste von Story Grid Guides:
- Frankenstein by Mary Shelley: A Story Grid Masterworks Analysis Guide (Story Grid Masterwork Analysis) - Amazon
- The Threshing by Tim Grahl: A Story Grid Contenders Analysis Guide - Amazon
- Pride and Prejudice by Jane Austen: A Story Grid Masterwork Analysis Guide (Masterworks) - Amazon
- Story Grid Analysis: Treasure Island by Robert Louis Stevenson: A Story Grid Masterwork Analysis Guide (Masterwork Guide) - Amazon
- Story Grid Analysis: The Hobbit by J. R. R. Tolkien: A Story Grid Masterworks Analysis Guide (Masterwork Guide) - Amazon
- Story Grid Analysis: Hamilton by Lin-Manuel Miranda: A Story Grid Masterwork Analysis Guide - Amazon
- Story Grid Analysis: The Murder of Roger Ackroyd by Agatha Christie: A Story Grid Masterwork Analysis Guide - Amazon
- Story Grid Analysis: The Wonderful Wizard of Oz by L. Frank Baum: A Story Grid Masterwork Analysis Guide - Amazon
5. Wie kannst du überprüfen, ob deine Szenen funktionieren?
Nachdem du dein primäres Genre gefunden hast und den ersten Entwurf in dem Sinne überarbeitet hast, dass deine globale Geschichte stärker zum Ausdruck kommt, ist es an der Zeit, in die Geschichte hineinzukommen.
Für den Anfang solltest du dich darauf konzentrieren, dass jede Szene über die 5 Schlüsselelemente verfügt, einen Wendepunkt und Wertwandel besitzt und du eine einheitliche Erzählperspektive hast.
Am besten legst du dir zur Überarbeitung deiner Szenen eine extra Tabelle an, in der du neben Szenennummer, -titel, Wortzahl und Story-Ereignis auch den Wendepunkt der Szene notierst, den Pol- und Wertewandel, die Dauer der Szene, Ort, die Erzählperspektive sowie ein Feld für Notizen machst.
Fange dann einfach mit der Tabelle an und fülle sie für deine erste Szene aus.
Günstig ist es, wenn du all deine ausführlichen Anmerkungen zu den Szenen in ein separates Dokument schreibst. Nenne es ruhig deine To-Do-Liste.
Als Anmerkung könntest du dann z.B. schreiben: Szene 1: Der Wertwandel ist unklar. Wendepunkt zu schwach.
Tipp: Notiere dir nur deine Anmerkungen. Behebe sie noch nicht! Du musst zuerst die Übersicht deiner globalen Geschichte vor dir liegen haben. Wenn du vorher bereits Sachen korrigierst, kann diese Änderung morgen schon ein großes Problem darstellen.
Die Tabelle gibt's hier zum Download.- © Story Grid.
Auch hier solltest du dich nicht in den Kleinigkeiten verlieren, z.B. wie heißen meine Figuren? Soll ich den Namen ändern? Wie viel Zeit ist zwischen den einzelnen Szenen vergangen?
All das ist Kleinteile-Arbeit. Sie ist später im Großen und Ganzen wichtig.
Vorrangig ist es also eine Auflistung all der Fehler zu erstellen, die behoben werden müssen.
5.1 Wie kann man feststellen, dass man an seinen Szenen arbeiten muss?
Szenenarbeit ist die grundlegende Fähigkeit des Geschichtenerzählens und eine Fähigkeit, die man lernen muss, zu beherrschen.
Glaubst du, dass deine Szene funktioniert?
Mach den Test.
- Eine Szene, die sich wandelt, kann mit nur zwei Worten zusammengefasst werden (oder ein bis zwei Sätze maximal!). Schreib einfach auf, was sich für eine Figur in der Szene verändert. Fasse es in 1-2 Sätzen zusammen. Wenn sich für mindestens eine Figur nichts ändert, funktioniert die Szene nicht. Beachte, dass sich jedoch jede Szene wandelt, in welcher deine Hauptfigur anwesend ist.
- Dann kannst du die Szene einem Freund zum Lesen geben und ihn bitten, den Kern der Szene wiederzugeben. Wenn er sich unsicher ist oder sagt, dass nichts passiert wäre oder er nur alle Details aufzählt, dann funktioniert die Szene nicht.
- Wenn ihr jedoch beide dieselbe Art von Satz aufschreibt, über das, was sich in der Szene für ein oder mehrere Figuren verändert hat, hast du eine Szene, die funktioniert.
5.2 Wie kann man seine Szenenarbeit selbst verbessern?
Man muss von den Meistern lernen, keine Frage. Aber zu wissen, worauf man achten sollte, ist wahrscheinlich noch wichtiger. So kann man sich besser verinnerlichen, was wirklich wichtig ist, wenn man eine Szene schreibt.
Wenn du ein Plotter bist, dann starte jede Szene mit einer Intention.
Beispiel: In dieser Szene soll sich mein Protagonist denken, er stünde kurz vor einer Beförderung. Er unterschreibt vielleicht schon den Mietvertrag für die neue Wohnung. Am Ende der Szene soll er jedoch seinen Job verlieren.
Nach jeder geschriebenen Szene, versuche sie zu bewerten. Hat sich die Szene so gewandelt, wie du es vorhattest? Wenn nicht, ändere sie.
Wenn du eher ein Pantser bist, versuche deine Szenen stärker zu analysieren, nachdem du sie geschrieben hast.
Was hat sich konkret in der Szene verändert? Und für wen? Trainiere diese Art des Evaluierens deiner Szene, um auf lange Sicht, bessere Szenen zu schreiben.
Und natürlich lerne von den Besten. Lies die besten Bücher deines Genres – so erhältst du ein wunderbares Gefühl dafür, was bereits getan wurde und wo Innovationen notwendig sind.
Achte auch auf die Szenen in dem jeweiligen Roman. Vor allem versuche zu vergleichen, welche Szenen alle Geschichten dieses Genres gleich haben. In Liebesgeschichten gibt es z.B. immer die Szene mit dem ersten Kuss. Im Krimi den Fund der Leiche oder im Horror-Genre die Attacke des Monsters.
Versuche, dir zudem die Frage zu stellen, was war der Wandel in der Szene? Hast du damit gerechnet, was geschehen ist? Wenn dich das Geschehen überrascht hat, wie hat der Autor das angestellt? Schreibe Ideen auf, die du zu all diesen Erkenntnissen hast.
Natürlich gibt es noch mehr Kriterien, um zu sagen, ob eine Szene funktioniert. Mehr dazu im Beitrag in 2 Wochen: Wann funktioniert eine Szene?.
5.3 Feedback bekommen und sich selbst antreiben
Wenn du ein super Geschichtenerzähler werden willst, reicht es nicht, wenn du nur für dich übst. Irgendwann kommt der Punkt, wo du dein Werk veröffentlichen willst. Neben Absagen von Literaturagenturen und Verlagen können für Selfpublisher auch die negativen Rezensionen bei Amazon einflattern.
Der beste Weg für einen Autor ist es also sich gezieltes, spezifisches Feedback einzuholen – sowohl für die einzelnen Szenen als auch für die globale Geschichte.
Der wichtigste Teil des Feedbacks ist es herauszufinden, ob sich die Szene wandelt oder nicht.
Aber nachdem du weißt, wie man Szenen schreibt, die funktionieren, brauchst du Feedback, das über die Grundlagen herausgeht. Nun braucht man Hilfe herauszustellen, was im gewählten Genre Klischee ist und welche Figuren- und Settingkombinationen Innovation in die Geschichte bringen können.
Das sind Tipps wie: Kann dein Bösewicht auch kinderlieb sein, anstatt alle Menschen zu verachten? Das könnte eine Szene überraschender gestalten.
Oder wäre die Szene mit dem Fund der Leiche weniger Klischee, wenn man sie nicht in einer Hinterhofgasse oder an einem Flussufer findet, sondern im Ofen einer Bäckerei? (Dazu gibt’s eine Folge bei Castle ;-)
Eine geniale Szene war auch, wie John McClane im ersten Teil von Stirb Langsam gegen Hans Gruber gewinnt. John ist an einen Stuhl gefesselt und befindet sich in der Gnade des Schurken. Aber sein schlagfertiger, Besserwisser Humor entwaffnet Gruber und es gelingt John, seine eigene Waffe zu ziehen. Das war eine innovative Szene, wie sich der Held aus seiner Situation gerettet hat. (Natürlich wurde vorher John’s Art dargestellt, damit das Ende auch nachvollziehbar ist)
Was war bisher für dich das Wichtigste, wenn du Szenen geschrieben hast? Worauf lag dein Augenmerk? Ich bin neugierig, davon zu hören. Hinterlasse doch einfach einen Kommentar. Danke =)