Die "Was wäre, wenn ..." Frage


Wie deine »Was wäre, wenn …« Fragen bestimmen, ob du lieber handlungs- oder personenorientiert schreibst

zuletzt bearbeitet am 30. Nov 2021

veröffentlicht am 09. Apr 2018 von Eva Maria Nielsen

Kommentare: 1

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Schreibe handlungs- / personenorientiert

Schreibe handlungs- / personenorientiert - Die


Wer hat sich diese Frage noch nie gestellt: Was war zuerst da?

Das Ei oder das Huhn?
Oder in unserem Fall: Die Geschichte oder der Protagonist?

An was denkst du zuerst, wenn du dich mit einer Geschichte beschäftigst oder eine neue entwickelst?
Konzentrierst du dich auf die Handlung / die Reise oder beschreibst du den Protagonisten, und wie er sich verändern muss, um seine Ziele zu erreichen?

Diese Frage kann auch lauten:
Ist der Antrieb deiner Geschichte eine Figur oder ist es die Handlung?
Natürlich ist diese Unterscheidung bedeutungslos. Immerhin sind es die Aktionen einer Figur, welche die Handlung der Geschichte bestimmen. Andersherum ist die Handlung nicht mehr als die Gesamtheit der Aktionen einer Figur.

Worauf will ich hinaus?

Wer liebt es nicht, sich in »Was wäre, wenn …« Fragen zu verlieren? Diese Fragestellung kann die Fantasie anschüren, wenn man weiß, was man gerne hat, was einen aufregt und zum Träumen anregt.

 

Welche »Was wäre, wenn …« Szenarios gefallen dir am besten?

Manche beschäftigen sich mit äußeren Umständen, während andere sich stark personenbezogene Fragen stellen. Finde heraus, worüber du am liebsten nachdenkst, und die Antwort wird dir beim Plotten und Lektorieren helfen.
Was ist das »Was wäre, wenn …« Szenario, das dich am meisten beschäftigt? Schreibe es auf und du hast ein wunderbares auslösendes Ereignis, welches das Leben deiner Figur aus der Bahn wirft.

 

Das »Was wäre, wenn …« der äußeren Umstände

Wer sich mit diesen Gedanken beschäftigt, schreibt wahrscheinlich gerne im Action-, Mystery-, Horror- oder Thrillergenre. Externe »Was wäre, wenn …« Szenarios sind die Vulkanausbrüche, die Alieninvasionen, Flutwellen und Virus-Apokalypsen.
Menschen, die in diese Kategorie fallen, schreiben meist handlungsorientierte Geschichten und lieben einen großen Plot (z.B. eine aufregender Heldenreise).

 

Das »Was wäre, wenn …« der internen Umstände

Wer sich lieber mit Fragen um das Leben einer Person befasst, der fühlt sich in den Geschichten ums Erwachsenwerden, um Wiedergutmachung oder Familienproblemen am wohlsten. Auch Liebesgeschichten gehören hier dazu. Wer sich fragt: was wäre, wenn ein karriereorientierter Vater plötzlich von der Frau verlassen wird und er sich statt um den Job um ein Baby kümmern müsste?
Menschen, die in diese Kategorie fallen, schreiben meist figurenorientierte Geschichten und fühlen sich mehr im Minimalismus wohl.

 

Handlungsorientiert oder personenorientiert - was ist besser?

Ehrlich? Es macht keinen Unterschied, zu welcher Kategorie man gehört.

Die besten handlungsorientierten Geschichten besitzen mitreißende Figuren, die unbewusst nach dem internen Objekt des Verlangens streben, während sie gleichzeitig versuchen, die eigene Familie aus einer bebenden Stadt herauszubringen.

Personenorientierte Geschichten benötigen auch eine fesselnde Handlung. Sie verfolgen ein externes Objekt des Verlangens, sei es die Beförderung zu bekommen, während der Vater gleichzeitig versucht, für sein Kind da zu sein, ohne, dass die Nanny einspringen muss.

Die Struktur und der Inhalt unserer Geschichte sind eng miteinander verwoben. Genres, die zum Bogenplot und Miniplot gehören, brauchen eine fundamentale Suche - die wiederum ein externes und ein internes Objekt des Verlangens benötigt.
Hier liegt es am Autor, die wichtige Entscheidung zu treffen, wie er diese beiden Objekte enthüllen will.

Drehbuchautoren sprechen hier auch von einer A und B Geschichte.

Das bedeutet, dass z.B. in einem Krimi die Hauptgeschichte (A) die Aufklärung eines Mordfalls ist. Krimi gehört zu den externen Genres, was wiederum das globale Objekt des Verlangens bestimmt: die Festnahme des Täters. Es ist die Verfolgung von Gerechtigkeit - eine Reise, die der Protagonist unternimmt, und damit die Haupthandlung vorantreibt. Er will Gerechtigkeit. Entweder wird er sie bekommen oder nicht.

Die Nebenhandlung (B) wird vom internen Genre bestimmt, abhängig davon, welches der Autor gewählt hat. Die B-Handlung bestimmt das Thema oder die zentrale Idee, um die sich die Geschichte dreht. Unter dem externen Krimi-Genre liegt meist eine unbewusste Suche, welche die Hauptfigur / Ermittler / Kriminellen verfolgt. Natürlich ist eine B-Geschichte kein Muss und unterliegt immer der Entscheidung des Autos. Die Bestseller von Agatha Christie konzentrierten sich auch nur auf das Lösen des Verbrechens.

 

A und B Handlung am Beispiel von Chinatown

Jake Gittes, der Protagonist des Films, verfolgt in diesem Krimi ein internes Objekt des Verlangens. Er möchte sich selbst beweisen, dass er in der Lage ist, die Fehler seiner Vergangenheit zu korrigieren. Diese Einstellung treibt ihn an das Böse in der Welt zu bekämpfen, dass ihn davon abhält, ein gerechtes Leben zu führen und seine Liebsten zu beschützen.

Zwar gewinnt Gittes dass externe Objekt des Verlangens (eine Frau), aber er verliert die innere Wiedergutmachungsgeschichte, denn die Frau wird von den Bösen umgebracht, trotz all seiner Bemühungen das Richtige zu tun.

Da Chinatown ein Krimi ist, wird die Handlung an der Oberfläche von den Ermittlungen angetrieben. Nur tröpfchenweise erfährt der Zuschauer, dass Gittes von einem Ereignis in seiner Vergangenheit verfolgt wird. Damals war sein Job, so wenig wie nötig zu tun, aber er lehnte ab. Sein Einmischen bereitete jemanden, der ihm viel bedeutete, eine Menge Schmerzen.
An keinem Punkt der Geschichte hinterfragt der Zuschauer die Entscheidungen von Gittes, weil wir seinen Charakter durch die B-Handlung so viel besser verstehen. Er will sich selbst beweisen, dass er die Wahrheit ans Licht bringen kann, um seinen vergangenen Fehltritt wiedergutzumachen. Er kämpft, für das, was richtig ist. Gerechtigkeit.
Selbst als er scheitert, bleibt er immerhin mit der Einsicht zurück, dass er die Welt nun besser verstehen kann.

Die B Geschichte ist so tief mit der A Geschichte verflochten, dass sie beinah unsichtbar für den Zuschauer wie auch für Gittes selbst ist. Diese unterschwellige Charakterisierung gelingt, weil von der inneren Geschichte immer nur Hinweise und Dialogschnipsel gegeben werden.

Die wunderbare Verbundenheit der A und B Geschichte enthüllt das zentrale Thema der globalen Geschichte: Das Böse regiert, und es zu bekämpfen, ist dumm.



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Melanie Naumann ist die erste zertifizierte deutsche Story Grid Lektorin. Sie ist die Gründerin von Storyanalyse.de und gab die Leitung von Storyanalyse im Dezember 2021 an die Geschichtenhebamme Eva Maria Nielsen ab. Melanie arbeitet seither vorwiegend mit Songwritern zusammen, um ihnen zu helfen, die Power of Storytelling für ihre Songtexte zu nutzen.

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Kommentare 1


Melanie

03. August 2018

Was denkt ihr, was wichtiger ist? Die Figuren oder der Plot?